Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
Eilftes Buch, erstes Capitel.

Und soviel mag dann zur Rechtfertigung unsers Au-
tors gesagt seyn; wenn es anders zu seiner Rechtfer-
tigung dienen kan, welches wir den Kunstrichtern über-
lassen müssen. Das Urtheil mag indessen ausfallen wie
es will, so beladet sich der Herausgeber, wie er schon
erklärt hat, dessen im geringsten nicht. Die Absich-
ten, warum er die alte Urkunde, welche zufälliger
Weise in seine Hände gekommen ist, in einen Auszug
von derjenigen Form und Beschaffenheit, wie die vor-
hergehenden zehen Bücher weisen, gebracht hat, sind
bereits erreicht. Es ist verhoffentlich unnöthig, sich hier-
über näher zu erklären. Doch soviel können wir wol
sagen, daß er niemalen daran gedacht hat, einen
Roman zu schreiben, wie sich vielleicht manche, un-
geachtet des Titels und der Vorrede, zu glauben in
den Kopf gesezt haben mögen -- und da dieses Buch,
in so fern der Herausgeber Theil daran hat, kein Ro-
man ist, noch einer seyn soll; so hat er sich auch um
die so genannte Schürzung des Knotens, und ob der
Verfasser der Urkunde seinen Knoten geschikt oder un-
geschikt entwikelt oder zerschnitten hat, wenig zu be-
kümmern.

Zweytes
Eilftes Buch, erſtes Capitel.

Und ſoviel mag dann zur Rechtfertigung unſers Au-
tors geſagt ſeyn; wenn es anders zu ſeiner Rechtfer-
tigung dienen kan, welches wir den Kunſtrichtern uͤber-
laſſen muͤſſen. Das Urtheil mag indeſſen ausfallen wie
es will, ſo beladet ſich der Herausgeber, wie er ſchon
erklaͤrt hat, deſſen im geringſten nicht. Die Abſich-
ten, warum er die alte Urkunde, welche zufaͤlliger
Weiſe in ſeine Haͤnde gekommen iſt, in einen Auszug
von derjenigen Form und Beſchaffenheit, wie die vor-
hergehenden zehen Buͤcher weiſen, gebracht hat, ſind
bereits erreicht. Es iſt verhoffentlich unnoͤthig, ſich hier-
uͤber naͤher zu erklaͤren. Doch ſoviel koͤnnen wir wol
ſagen, daß er niemalen daran gedacht hat, einen
Roman zu ſchreiben, wie ſich vielleicht manche, un-
geachtet des Titels und der Vorrede, zu glauben in
den Kopf geſezt haben moͤgen ‒‒ und da dieſes Buch,
in ſo fern der Herausgeber Theil daran hat, kein Ro-
man iſt, noch einer ſeyn ſoll; ſo hat er ſich auch um
die ſo genannte Schuͤrzung des Knotens, und ob der
Verfaſſer der Urkunde ſeinen Knoten geſchikt oder un-
geſchikt entwikelt oder zerſchnitten hat, wenig zu be-
kuͤmmern.

Zweytes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0301" n="299"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Eilftes Buch, er&#x017F;tes Capitel.</hi> </fw><lb/>
            <p>Und &#x017F;oviel mag dann zur Rechtfertigung un&#x017F;ers Au-<lb/>
tors ge&#x017F;agt &#x017F;eyn; wenn es anders zu &#x017F;einer Rechtfer-<lb/>
tigung dienen kan, welches wir den Kun&#x017F;trichtern u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Das Urtheil mag inde&#x017F;&#x017F;en ausfallen wie<lb/>
es will, &#x017F;o beladet &#x017F;ich der Herausgeber, wie er &#x017F;chon<lb/>
erkla&#x0364;rt hat, de&#x017F;&#x017F;en im gering&#x017F;ten nicht. Die Ab&#x017F;ich-<lb/>
ten, warum er die alte Urkunde, welche zufa&#x0364;lliger<lb/>
Wei&#x017F;e in &#x017F;eine Ha&#x0364;nde gekommen i&#x017F;t, in einen Auszug<lb/>
von derjenigen Form und Be&#x017F;chaffenheit, wie die vor-<lb/>
hergehenden zehen Bu&#x0364;cher wei&#x017F;en, gebracht hat, &#x017F;ind<lb/>
bereits erreicht. Es i&#x017F;t verhoffentlich unno&#x0364;thig, &#x017F;ich hier-<lb/>
u&#x0364;ber na&#x0364;her zu erkla&#x0364;ren. Doch &#x017F;oviel ko&#x0364;nnen wir wol<lb/>
&#x017F;agen, daß er niemalen daran gedacht hat, einen<lb/>
Roman zu &#x017F;chreiben, wie &#x017F;ich vielleicht manche, un-<lb/>
geachtet des Titels und der Vorrede, zu glauben in<lb/>
den Kopf ge&#x017F;ezt haben mo&#x0364;gen &#x2012;&#x2012; und da die&#x017F;es Buch,<lb/>
in &#x017F;o fern der Herausgeber Theil daran hat, kein Ro-<lb/>
man i&#x017F;t, noch einer &#x017F;eyn &#x017F;oll; &#x017F;o hat er &#x017F;ich auch um<lb/>
die &#x017F;o genannte Schu&#x0364;rzung des Knotens, und ob der<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;er der Urkunde &#x017F;einen Knoten ge&#x017F;chikt oder un-<lb/>
ge&#x017F;chikt entwikelt oder zer&#x017F;chnitten hat, wenig zu be-<lb/>
ku&#x0364;mmern.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Zweytes</hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0301] Eilftes Buch, erſtes Capitel. Und ſoviel mag dann zur Rechtfertigung unſers Au- tors geſagt ſeyn; wenn es anders zu ſeiner Rechtfer- tigung dienen kan, welches wir den Kunſtrichtern uͤber- laſſen muͤſſen. Das Urtheil mag indeſſen ausfallen wie es will, ſo beladet ſich der Herausgeber, wie er ſchon erklaͤrt hat, deſſen im geringſten nicht. Die Abſich- ten, warum er die alte Urkunde, welche zufaͤlliger Weiſe in ſeine Haͤnde gekommen iſt, in einen Auszug von derjenigen Form und Beſchaffenheit, wie die vor- hergehenden zehen Buͤcher weiſen, gebracht hat, ſind bereits erreicht. Es iſt verhoffentlich unnoͤthig, ſich hier- uͤber naͤher zu erklaͤren. Doch ſoviel koͤnnen wir wol ſagen, daß er niemalen daran gedacht hat, einen Roman zu ſchreiben, wie ſich vielleicht manche, un- geachtet des Titels und der Vorrede, zu glauben in den Kopf geſezt haben moͤgen ‒‒ und da dieſes Buch, in ſo fern der Herausgeber Theil daran hat, kein Ro- man iſt, noch einer ſeyn ſoll; ſo hat er ſich auch um die ſo genannte Schuͤrzung des Knotens, und ob der Verfaſſer der Urkunde ſeinen Knoten geſchikt oder un- geſchikt entwikelt oder zerſchnitten hat, wenig zu be- kuͤmmern. Zweytes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/301
Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/301>, abgerufen am 24.11.2024.