theil gegeben haben, wenn die Furchtsamkeit des Tyran- nen, und die Klugheit seines Ministers gestattet hät- ten, ihren Eingebungen zu folgen. Sie mußte sich also durch die Hofnung zufrieden stellen lassen, die man ihr machte, ihn, sobald man sich den Dion, auf eine oder die andere Art, vom Halse geschafft haben würde, zu einem-öffentlichen Opfer ihrer Rache-dürstenden Tugend zu machen.
Jnzwischen stuhnden die Freunde Agathons seinetwe- gen in desto grössern Sorgen, da sie seinen Feinden Bosheit genug zutrauten, dem Tyrannen das ärgste ge- gen ihn einzugeben; und diesem Schwachheit genug, sich von ihnen verführen zu lassen. Denn das Unver- mögen ihren Lieblingen zu widerstehen, macht öfters wollüstige Fürsten, wider ihre natürliche Neigung, grau- sam. Sie wendeten also unter der Hand alles an, was ohne einen Aufstand zu wagen, dessen Erfolg allzu un- sicher gewesen wäre, die Rettung Agathons befördern konnte. Dion gab bey dieser Gelegenheit eine Probe seiner Großmuth, indem er durch ein freundschaftliches Schreiben an Dionysen sich verbindlich machte, seine Kriegs-Völker wieder abzudanken, und seine Zurükbe- ruffung als eine blosse Gnade von dem guten Willen sei- nes Prinzen zu erwarten, in so fern Agathon freyge- sprochen würde, dessen einziges Verbrechen darinn be- stehe, daß er sich für seine Zurükkunft in sein Vater- land interessiert habe. So edel dieser Schritt war, und so wolfeil dem Dionys dadurch die Aussöhnung mit
dem
Agathon.
theil gegeben haben, wenn die Furchtſamkeit des Tyran- nen, und die Klugheit ſeines Miniſters geſtattet haͤt- ten, ihren Eingebungen zu folgen. Sie mußte ſich alſo durch die Hofnung zufrieden ſtellen laſſen, die man ihr machte, ihn, ſobald man ſich den Dion, auf eine oder die andere Art, vom Halſe geſchafft haben wuͤrde, zu einem-oͤffentlichen Opfer ihrer Rache-duͤrſtenden Tugend zu machen.
Jnzwiſchen ſtuhnden die Freunde Agathons ſeinetwe- gen in deſto groͤſſern Sorgen, da ſie ſeinen Feinden Bosheit genug zutrauten, dem Tyrannen das aͤrgſte ge- gen ihn einzugeben; und dieſem Schwachheit genug, ſich von ihnen verfuͤhren zu laſſen. Denn das Unver- moͤgen ihren Lieblingen zu widerſtehen, macht oͤfters wolluͤſtige Fuͤrſten, wider ihre natuͤrliche Neigung, grau- ſam. Sie wendeten alſo unter der Hand alles an, was ohne einen Aufſtand zu wagen, deſſen Erfolg allzu un- ſicher geweſen waͤre, die Rettung Agathons befoͤrdern konnte. Dion gab bey dieſer Gelegenheit eine Probe ſeiner Großmuth, indem er durch ein freundſchaftliches Schreiben an Dionyſen ſich verbindlich machte, ſeine Kriegs-Voͤlker wieder abzudanken, und ſeine Zuruͤkbe- ruffung als eine bloſſe Gnade von dem guten Willen ſei- nes Prinzen zu erwarten, in ſo fern Agathon freyge- ſprochen wuͤrde, deſſen einziges Verbrechen darinn be- ſtehe, daß er ſich fuͤr ſeine Zuruͤkkunft in ſein Vater- land intereſſiert habe. So edel dieſer Schritt war, und ſo wolfeil dem Dionys dadurch die Auſſoͤhnung mit
dem
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Agathon.
theil gegeben haben, wenn die Furchtſamkeit des Tyran-
nen, und die Klugheit ſeines Miniſters geſtattet haͤt-
ten, ihren Eingebungen zu folgen. Sie mußte ſich alſo
durch die Hofnung zufrieden ſtellen laſſen, die man ihr
machte, ihn, ſobald man ſich den Dion, auf eine oder
die andere Art, vom Halſe geſchafft haben wuͤrde, zu
einem-oͤffentlichen Opfer ihrer Rache-duͤrſtenden Tugend
zu machen.
Jnzwiſchen ſtuhnden die Freunde Agathons ſeinetwe-
gen in deſto groͤſſern Sorgen, da ſie ſeinen Feinden
Bosheit genug zutrauten, dem Tyrannen das aͤrgſte ge-
gen ihn einzugeben; und dieſem Schwachheit genug,
ſich von ihnen verfuͤhren zu laſſen. Denn das Unver-
moͤgen ihren Lieblingen zu widerſtehen, macht oͤfters
wolluͤſtige Fuͤrſten, wider ihre natuͤrliche Neigung, grau-
ſam. Sie wendeten alſo unter der Hand alles an, was
ohne einen Aufſtand zu wagen, deſſen Erfolg allzu un-
ſicher geweſen waͤre, die Rettung Agathons befoͤrdern
konnte. Dion gab bey dieſer Gelegenheit eine Probe
ſeiner Großmuth, indem er durch ein freundſchaftliches
Schreiben an Dionyſen ſich verbindlich machte, ſeine
Kriegs-Voͤlker wieder abzudanken, und ſeine Zuruͤkbe-
ruffung als eine bloſſe Gnade von dem guten Willen ſei-
nes Prinzen zu erwarten, in ſo fern Agathon freyge-
ſprochen wuͤrde, deſſen einziges Verbrechen darinn be-
ſtehe, daß er ſich fuͤr ſeine Zuruͤkkunft in ſein Vater-
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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/260>, abgerufen am 16.07.2024.
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