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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.

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Agathon.
Zehentes Buch.


Erstes Capitel.
Von Haupt- und Staats-Actionen. Betragen
Agathons am Hofe des Königs Dionys.

MAn tadelt an Shakespear -- demjenigen unter al-
len Dichtern seit Homer, der die Menschen, vom Könige
bis zum Bettler, und von Julius Cäsar bis zu Jak Fall-
staff am besten gekannt, und mit einer Art von unbe-
greiflicher Jntuition durch und durch gesehen hat -- daß
seine Stüke keinen, oder doch nur einen sehr fehlerhaf-
ten unregelmässigen und schlecht ausgesonnenen Plan
haben; daß comisches und tragisches darinn auf die selt-
samste Art durch einander geworfen ist, und oft eben
dieselbe Person, die uns durch die rührende Sprache
der Natur, Thränen in die Augen gelokt hat, in weni-
gen Augenbliken darauf uns durch irgend einen seltsameu

Einfall


Agathon.
Zehentes Buch.


Erſtes Capitel.
Von Haupt- und Staats-Actionen. Betragen
Agathons am Hofe des Koͤnigs Dionys.

MAn tadelt an Shakeſpear ‒‒ demjenigen unter al-
len Dichtern ſeit Homer, der die Menſchen, vom Koͤnige
bis zum Bettler, und von Julius Caͤſar bis zu Jak Fall-
ſtaff am beſten gekannt, und mit einer Art von unbe-
greiflicher Jntuition durch und durch geſehen hat ‒‒ daß
ſeine Stuͤke keinen, oder doch nur einen ſehr fehlerhaf-
ten unregelmaͤſſigen und ſchlecht ausgeſonnenen Plan
haben; daß comiſches und tragiſches darinn auf die ſelt-
ſamſte Art durch einander geworfen iſt, und oft eben
dieſelbe Perſon, die uns durch die ruͤhrende Sprache
der Natur, Thraͤnen in die Augen gelokt hat, in weni-
gen Augenbliken darauf uns durch irgend einen ſeltſameu

Einfall
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[192/0194] Agathon. Zehentes Buch. Erſtes Capitel. Von Haupt- und Staats-Actionen. Betragen Agathons am Hofe des Koͤnigs Dionys. MAn tadelt an Shakeſpear ‒‒ demjenigen unter al- len Dichtern ſeit Homer, der die Menſchen, vom Koͤnige bis zum Bettler, und von Julius Caͤſar bis zu Jak Fall- ſtaff am beſten gekannt, und mit einer Art von unbe- greiflicher Jntuition durch und durch geſehen hat ‒‒ daß ſeine Stuͤke keinen, oder doch nur einen ſehr fehlerhaf- ten unregelmaͤſſigen und ſchlecht ausgeſonnenen Plan haben; daß comiſches und tragiſches darinn auf die ſelt- ſamſte Art durch einander geworfen iſt, und oft eben dieſelbe Perſon, die uns durch die ruͤhrende Sprache der Natur, Thraͤnen in die Augen gelokt hat, in weni- gen Augenbliken darauf uns durch irgend einen ſeltſameu Einfall

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/194>, abgerufen am 25.11.2024.