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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.

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Neuntes Buch, zweytes Capitel.
ihm ausgegangen ist. Was hat man uns, werden solche
Leser, zum Exempel fragen, in diesem ganzen Capitel
denn eigentlich sagen wollen? --- Merken sie auf, meine
Herren, das war es --- daß dieser Dion von dem die
Rede war, und um den Sie Sich übrigens, wie ich
vermuthe, sehr wenig bekümmern, eine ganz gute Art
von Prinzen, aber doch nicht ganz so sehr ein Held
von Tugend gewesen sey, wie ihn ein gewisser ehrlicher
Ober-Priester zu Chäronea sich eingebildet -- oder wenn
man ihm auch eingestehen wollte, daß er's gewesen sey,
eben dadurch an seinem Plaz nicht soviel getaugt habe,
als Sie, meine Herren, indem Sie ihrem Hauswesen
wol vorstehen, sich wol mit ihrer Gemahlin betragen,
ihr Rechnungs-Buch in guter Ordnung halten, und
was dergleichen mehr ist -- Nun verstehen wir einan-
der doch?

Drittes Capitel.
Eine Probe, daß die Philosophie so gut zaubern
könne, als die Liebe.

Die vorläuffigen Nachrichten, welche wir dem Leser
zu geben haben, entfernen uns ziemlich lange von un-
serm Helden; allein, für Eins, so sind sie zum Ver-
ständniß des Folgenden unentbehrlich; und fürs Andere,
so hätten wir auch dermalen nichts wichtigers von ihm
zu sagen, als daß er im Begrif sey, den Hausgöttern

seines
G 3

Neuntes Buch, zweytes Capitel.
ihm ausgegangen iſt. Was hat man uns, werden ſolche
Leſer, zum Exempel fragen, in dieſem ganzen Capitel
denn eigentlich ſagen wollen? ‒‒‒ Merken ſie auf, meine
Herren, das war es ‒‒‒ daß dieſer Dion von dem die
Rede war, und um den Sie Sich uͤbrigens, wie ich
vermuthe, ſehr wenig bekuͤmmern, eine ganz gute Art
von Prinzen, aber doch nicht ganz ſo ſehr ein Held
von Tugend geweſen ſey, wie ihn ein gewiſſer ehrlicher
Ober-Prieſter zu Chaͤronea ſich eingebildet ‒‒ oder wenn
man ihm auch eingeſtehen wollte, daß er’s geweſen ſey,
eben dadurch an ſeinem Plaz nicht ſoviel getaugt habe,
als Sie, meine Herren, indem Sie ihrem Hausweſen
wol vorſtehen, ſich wol mit ihrer Gemahlin betragen,
ihr Rechnungs-Buch in guter Ordnung halten, und
was dergleichen mehr iſt ‒‒ Nun verſtehen wir einan-
der doch?

Drittes Capitel.
Eine Probe, daß die Philoſophie ſo gut zaubern
koͤnne, als die Liebe.

Die vorlaͤuffigen Nachrichten, welche wir dem Leſer
zu geben haben, entfernen uns ziemlich lange von un-
ſerm Helden; allein, fuͤr Eins, ſo ſind ſie zum Ver-
ſtaͤndniß des Folgenden unentbehrlich; und fuͤrs Andere,
ſo haͤtten wir auch dermalen nichts wichtigers von ihm
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ſeines
G 3
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[101/0103] Neuntes Buch, zweytes Capitel. ihm ausgegangen iſt. Was hat man uns, werden ſolche Leſer, zum Exempel fragen, in dieſem ganzen Capitel denn eigentlich ſagen wollen? ‒‒‒ Merken ſie auf, meine Herren, das war es ‒‒‒ daß dieſer Dion von dem die Rede war, und um den Sie Sich uͤbrigens, wie ich vermuthe, ſehr wenig bekuͤmmern, eine ganz gute Art von Prinzen, aber doch nicht ganz ſo ſehr ein Held von Tugend geweſen ſey, wie ihn ein gewiſſer ehrlicher Ober-Prieſter zu Chaͤronea ſich eingebildet ‒‒ oder wenn man ihm auch eingeſtehen wollte, daß er’s geweſen ſey, eben dadurch an ſeinem Plaz nicht ſoviel getaugt habe, als Sie, meine Herren, indem Sie ihrem Hausweſen wol vorſtehen, ſich wol mit ihrer Gemahlin betragen, ihr Rechnungs-Buch in guter Ordnung halten, und was dergleichen mehr iſt ‒‒ Nun verſtehen wir einan- der doch? Drittes Capitel. Eine Probe, daß die Philoſophie ſo gut zaubern koͤnne, als die Liebe. Die vorlaͤuffigen Nachrichten, welche wir dem Leſer zu geben haben, entfernen uns ziemlich lange von un- ſerm Helden; allein, fuͤr Eins, ſo ſind ſie zum Ver- ſtaͤndniß des Folgenden unentbehrlich; und fuͤrs Andere, ſo haͤtten wir auch dermalen nichts wichtigers von ihm zu ſagen, als daß er im Begrif ſey, den Hausgoͤttern ſeines G 3

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/103>, abgerufen am 24.11.2024.