Die Sonne neigte sich bereits zum Untergang, als Agathon, der sich in einem unwegsamen Walde verirret hatte, von der vergeblichen Bemühung einen Ausgang zu finden abgemattet, an dem Fuß eines Berges an- langte, welchen er noch zu ersteigen wünschte, in Hof- nung von dem Gipfel desselben irgend einen bewohnten Ort zu entdeken, wo er die Nacht zubringen könnte. Er schleppte sich also mit Mühe durch einen Fuß- weg hinauf, den er zwischen den Gesträuchen ge- wahr ward; allein da er ungefehr die Mitte des Ber- ges erreicht hatte, fühlt er sich so entkräftet, daß er den Muth verlohr den Gipfel erreichen zu können, der sich immer weiter von ihm zu entfernen schien, je mehr er ihm näher kam. Er warf sich also ganz Athemlos unter einen Baum hin, der eine kleine Terrasse um-
schat-
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Agathon. Erſtes Buch.
Erſtes Capitel. Anfang dieſer Geſchichte.
Die Sonne neigte ſich bereits zum Untergang, als Agathon, der ſich in einem unwegſamen Walde verirret hatte, von der vergeblichen Bemuͤhung einen Ausgang zu finden abgemattet, an dem Fuß eines Berges an- langte, welchen er noch zu erſteigen wuͤnſchte, in Hof- nung von dem Gipfel deſſelben irgend einen bewohnten Ort zu entdeken, wo er die Nacht zubringen koͤnnte. Er ſchleppte ſich alſo mit Muͤhe durch einen Fuß- weg hinauf, den er zwiſchen den Geſtraͤuchen ge- wahr ward; allein da er ungefehr die Mitte des Ber- ges erreicht hatte, fuͤhlt er ſich ſo entkraͤftet, daß er den Muth verlohr den Gipfel erreichen zu koͤnnen, der ſich immer weiter von ihm zu entfernen ſchien, je mehr er ihm naͤher kam. Er warf ſich alſo ganz Athemlos unter einen Baum hin, der eine kleine Terraſſe um-
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Agathon.
Erſtes Buch.
Erſtes Capitel.
Anfang dieſer Geſchichte.
Die Sonne neigte ſich bereits zum Untergang, als
Agathon, der ſich in einem unwegſamen Walde verirret
hatte, von der vergeblichen Bemuͤhung einen Ausgang
zu finden abgemattet, an dem Fuß eines Berges an-
langte, welchen er noch zu erſteigen wuͤnſchte, in Hof-
nung von dem Gipfel deſſelben irgend einen bewohnten
Ort zu entdeken, wo er die Nacht zubringen koͤnnte.
Er ſchleppte ſich alſo mit Muͤhe durch einen Fuß-
weg hinauf, den er zwiſchen den Geſtraͤuchen ge-
wahr ward; allein da er ungefehr die Mitte des Ber-
ges erreicht hatte, fuͤhlt er ſich ſo entkraͤftet, daß er
den Muth verlohr den Gipfel erreichen zu koͤnnen, der
ſich immer weiter von ihm zu entfernen ſchien, je mehr
er ihm naͤher kam. Er warf ſich alſo ganz Athemlos
unter einen Baum hin, der eine kleine Terraſſe um-
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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/25>, abgerufen am 23.11.2024.
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