Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbericht.
Bewegung sey: Diogenes ließ den Sophisten
schwazen, so lang er wollte; und da er fertig
war, begnügte er sich vor seinen Augen ganz
gelassen auf und ab zu gehen. Dieses war
unstreitig die einzige Widerlegung, die er ver-
diente.

Wir würden dem zweyten Theile, dessen
Ausgabe von der Aufnahme des ersten abhan-
gen wird, den Vortheil der Neuheit und den
Lesern zu gleicher Zeit ein künftiges Vergnügen
rauben, wenn wir den Jnnhalt desselben vor
der Zeit bekannt machten. Genug, daß man
unsern Helden in der Folge in eben so sonder-
baren und interessanten Umständen und Verwik-
lungen sehen wird, als in dem ersten Theil.
Alles, was wir vorläufig von der Entwiklung
sagen können, ist dieses: daß Agathon in der
lezten Periode seines Lebens, welche den Be-
schluß unsers Werkes macht, ein eben so weiser
als tugendhafter Mann seyn wird, und [was
uns hiebey das beste zu seyn däucht,] daß unsre

Leser

Vorbericht.
Bewegung ſey: Diogenes ließ den Sophiſten
ſchwazen, ſo lang er wollte; und da er fertig
war, begnuͤgte er ſich vor ſeinen Augen ganz
gelaſſen auf und ab zu gehen. Dieſes war
unſtreitig die einzige Widerlegung, die er ver-
diente.

Wir wuͤrden dem zweyten Theile, deſſen
Ausgabe von der Aufnahme des erſten abhan-
gen wird, den Vortheil der Neuheit und den
Leſern zu gleicher Zeit ein kuͤnftiges Vergnuͤgen
rauben, wenn wir den Jnnhalt deſſelben vor
der Zeit bekannt machten. Genug, daß man
unſern Helden in der Folge in eben ſo ſonder-
baren und intereſſanten Umſtaͤnden und Verwik-
lungen ſehen wird, als in dem erſten Theil.
Alles, was wir vorlaͤufig von der Entwiklung
ſagen koͤnnen, iſt dieſes: daß Agathon in der
lezten Periode ſeines Lebens, welche den Be-
ſchluß unſers Werkes macht, ein eben ſo weiſer
als tugendhafter Mann ſeyn wird, und [was
uns hiebey das beſte zu ſeyn daͤucht,] daß unſre

Leſer
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0022"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorbericht.</hi></hi></fw><lb/>
Bewegung &#x017F;ey: Diogenes ließ den Sophi&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;chwazen, &#x017F;o lang er wollte; und da er fertig<lb/>
war, begnu&#x0364;gte er &#x017F;ich vor &#x017F;einen Augen ganz<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en auf und ab zu gehen. Die&#x017F;es war<lb/>
un&#x017F;treitig die einzige Widerlegung, die er ver-<lb/>
diente.</p><lb/>
        <p>Wir wu&#x0364;rden dem zweyten Theile, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ausgabe von der Aufnahme des er&#x017F;ten abhan-<lb/>
gen wird, den Vortheil der Neuheit und den<lb/>
Le&#x017F;ern zu gleicher Zeit ein ku&#x0364;nftiges Vergnu&#x0364;gen<lb/>
rauben, wenn wir den Jnnhalt de&#x017F;&#x017F;elben vor<lb/>
der Zeit bekannt machten. Genug, daß man<lb/>
un&#x017F;ern Helden in der Folge in eben &#x017F;o &#x017F;onder-<lb/>
baren und intere&#x017F;&#x017F;anten Um&#x017F;ta&#x0364;nden und Verwik-<lb/>
lungen &#x017F;ehen wird, als in dem er&#x017F;ten Theil.<lb/>
Alles, was wir vorla&#x0364;ufig von der Entwiklung<lb/>
&#x017F;agen ko&#x0364;nnen, i&#x017F;t die&#x017F;es: daß Agathon in der<lb/>
lezten Periode &#x017F;eines Lebens, welche den Be-<lb/>
&#x017F;chluß un&#x017F;ers Werkes macht, ein eben &#x017F;o wei&#x017F;er<lb/>
als tugendhafter Mann &#x017F;eyn wird, und [was<lb/>
uns hiebey das be&#x017F;te zu &#x017F;eyn da&#x0364;ucht,] daß un&#x017F;re<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Le&#x017F;er</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0022] Vorbericht. Bewegung ſey: Diogenes ließ den Sophiſten ſchwazen, ſo lang er wollte; und da er fertig war, begnuͤgte er ſich vor ſeinen Augen ganz gelaſſen auf und ab zu gehen. Dieſes war unſtreitig die einzige Widerlegung, die er ver- diente. Wir wuͤrden dem zweyten Theile, deſſen Ausgabe von der Aufnahme des erſten abhan- gen wird, den Vortheil der Neuheit und den Leſern zu gleicher Zeit ein kuͤnftiges Vergnuͤgen rauben, wenn wir den Jnnhalt deſſelben vor der Zeit bekannt machten. Genug, daß man unſern Helden in der Folge in eben ſo ſonder- baren und intereſſanten Umſtaͤnden und Verwik- lungen ſehen wird, als in dem erſten Theil. Alles, was wir vorlaͤufig von der Entwiklung ſagen koͤnnen, iſt dieſes: daß Agathon in der lezten Periode ſeines Lebens, welche den Be- ſchluß unſers Werkes macht, ein eben ſo weiſer als tugendhafter Mann ſeyn wird, und [was uns hiebey das beſte zu ſeyn daͤucht,] daß unſre Leſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/22
Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/22>, abgerufen am 24.11.2024.