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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766.

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Agathon.
sem Landgut zu machen, um dem Leser das Vergnü-
gen zu lassen, sich dasselbe so wohlangelegt, so präch-
tig und so angenehm vorzustellen als er selbst will.
Alles, was wir davon sagen wollen, ist, daß diejeni-
gen, deren Einbildungskraft einiger Unterstüzung nö-
thig hat, den sechszehnten Gesang des befreyten Je-
rusalems
lesen müßten, um sich eine Vorstellung von
dem Orte zu machen, den sich diese griechische Armi-
de zum Schauplaz der Siege auswählte, den sie über
unsern Helden zu erhalten hoffte. Sie fand nicht für
gut, oder konnte es nicht über sich selbst erhalten, ihn
lange auf ihre Ankunft warten zu lassen; und sie war
kaum angelangt, als sie ihn zu sich rufen ließ, und
ihn durch folgende Anrede in eine angenehme Bestür-
zung sezte: "Die Bekanntschaft, die wir vor einigen
Tagen mit einander gemacht haben, wäre, auch ohne
die Nachrichten, die mir Hippias von dir gegeben,
schon genug gewesen, mich zu überzeugen, daß du für
den Stand nicht gebohren bist, in den dich ein wi-
driger Zufall gesezt hat. Die Gerechtigkeit, die ich
Personen von Verdiensten widerfahren zu lassen fähig
bin, gab mir das Verlangen ein, dich aus einer Ab-
hänglichkeit von dem Hippias zu sezen, welche die
Verschiedenheit deiner Denkungsart von der seinigen,
dir in die Länge beschwehrlich gemacht hätte. Er
hatte die Gefälligkeit, dich mir als eine Person vor-
zuschlagen, die sich schikte, die Stelle eines Aufsehers
in meinem Hause zu vertreten. Jch nahm sein Er-
bieten an, um das Vergnügen zu haben, den Ge-

brauch

Agathon.
ſem Landgut zu machen, um dem Leſer das Vergnuͤ-
gen zu laſſen, ſich daſſelbe ſo wohlangelegt, ſo praͤch-
tig und ſo angenehm vorzuſtellen als er ſelbſt will.
Alles, was wir davon ſagen wollen, iſt, daß diejeni-
gen, deren Einbildungskraft einiger Unterſtuͤzung noͤ-
thig hat, den ſechszehnten Geſang des befreyten Je-
ruſalems
leſen muͤßten, um ſich eine Vorſtellung von
dem Orte zu machen, den ſich dieſe griechiſche Armi-
de zum Schauplaz der Siege auswaͤhlte, den ſie uͤber
unſern Helden zu erhalten hoffte. Sie fand nicht fuͤr
gut, oder konnte es nicht uͤber ſich ſelbſt erhalten, ihn
lange auf ihre Ankunft warten zu laſſen; und ſie war
kaum angelangt, als ſie ihn zu ſich rufen ließ, und
ihn durch folgende Anrede in eine angenehme Beſtuͤr-
zung ſezte: „Die Bekanntſchaft, die wir vor einigen
Tagen mit einander gemacht haben, waͤre, auch ohne
die Nachrichten, die mir Hippias von dir gegeben,
ſchon genug geweſen, mich zu uͤberzeugen, daß du fuͤr
den Stand nicht gebohren biſt, in den dich ein wi-
driger Zufall geſezt hat. Die Gerechtigkeit, die ich
Perſonen von Verdienſten widerfahren zu laſſen faͤhig
bin, gab mir das Verlangen ein, dich aus einer Ab-
haͤnglichkeit von dem Hippias zu ſezen, welche die
Verſchiedenheit deiner Denkungsart von der ſeinigen,
dir in die Laͤnge beſchwehrlich gemacht haͤtte. Er
hatte die Gefaͤlligkeit, dich mir als eine Perſon vor-
zuſchlagen, die ſich ſchikte, die Stelle eines Aufſehers
in meinem Hauſe zu vertreten. Jch nahm ſein Er-
bieten an, um das Vergnuͤgen zu haben, den Ge-

brauch
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[176/0198] Agathon. ſem Landgut zu machen, um dem Leſer das Vergnuͤ- gen zu laſſen, ſich daſſelbe ſo wohlangelegt, ſo praͤch- tig und ſo angenehm vorzuſtellen als er ſelbſt will. Alles, was wir davon ſagen wollen, iſt, daß diejeni- gen, deren Einbildungskraft einiger Unterſtuͤzung noͤ- thig hat, den ſechszehnten Geſang des befreyten Je- ruſalems leſen muͤßten, um ſich eine Vorſtellung von dem Orte zu machen, den ſich dieſe griechiſche Armi- de zum Schauplaz der Siege auswaͤhlte, den ſie uͤber unſern Helden zu erhalten hoffte. Sie fand nicht fuͤr gut, oder konnte es nicht uͤber ſich ſelbſt erhalten, ihn lange auf ihre Ankunft warten zu laſſen; und ſie war kaum angelangt, als ſie ihn zu ſich rufen ließ, und ihn durch folgende Anrede in eine angenehme Beſtuͤr- zung ſezte: „Die Bekanntſchaft, die wir vor einigen Tagen mit einander gemacht haben, waͤre, auch ohne die Nachrichten, die mir Hippias von dir gegeben, ſchon genug geweſen, mich zu uͤberzeugen, daß du fuͤr den Stand nicht gebohren biſt, in den dich ein wi- driger Zufall geſezt hat. Die Gerechtigkeit, die ich Perſonen von Verdienſten widerfahren zu laſſen faͤhig bin, gab mir das Verlangen ein, dich aus einer Ab- haͤnglichkeit von dem Hippias zu ſezen, welche die Verſchiedenheit deiner Denkungsart von der ſeinigen, dir in die Laͤnge beſchwehrlich gemacht haͤtte. Er hatte die Gefaͤlligkeit, dich mir als eine Perſon vor- zuſchlagen, die ſich ſchikte, die Stelle eines Aufſehers in meinem Hauſe zu vertreten. Jch nahm ſein Er- bieten an, um das Vergnuͤgen zu haben, den Ge- brauch

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/198>, abgerufen am 24.11.2024.