Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766.Viertes Buch, fünftes Capitel. entzogen würde; und die ganze Schönheit ihres Gesichtswar nicht vermögend, den Agathon aufmerksam zu er- halten, wenn sich dieser reizende Fuß sehen ließ. Al- lein dieses, und eine schneeweisse Hand mit dem Anfang eines vollkommen schönen Arms war alles, was das neidische Gewand den vorwizigen Bliken nicht versagte; was es also auch seyn mochte, was in seinem Herzen vorgieng, so ist doch dieses gewiß, daß an der Person und dem Betragen der schönen Danae nicht das mindeste zu entdeken war, das einige besondere Absicht auf un- sern Helden hätte anzeigen können; und daß sie, es sey nun aus Unachtsamkeit oder Bescheidenheit, nicht ein- mal zu bemerken schien, daß Agathon für sie allein Au- gen, und über ihrem Anschauen den Gebrauch aller an- dern Sinnen verlohren hatte. Fünftes Capitel. Pantomimen. Nach Endigung der Mahlzeit, bey welcher Agathon rin,
Viertes Buch, fuͤnftes Capitel. entzogen wuͤrde; und die ganze Schoͤnheit ihres Geſichtswar nicht vermoͤgend, den Agathon aufmerkſam zu er- halten, wenn ſich dieſer reizende Fuß ſehen ließ. Al- lein dieſes, und eine ſchneeweiſſe Hand mit dem Anfang eines vollkommen ſchoͤnen Arms war alles, was das neidiſche Gewand den vorwizigen Bliken nicht verſagte; was es alſo auch ſeyn mochte, was in ſeinem Herzen vorgieng, ſo iſt doch dieſes gewiß, daß an der Perſon und dem Betragen der ſchoͤnen Danae nicht das mindeſte zu entdeken war, das einige beſondere Abſicht auf un- ſern Helden haͤtte anzeigen koͤnnen; und daß ſie, es ſey nun aus Unachtſamkeit oder Beſcheidenheit, nicht ein- mal zu bemerken ſchien, daß Agathon fuͤr ſie allein Au- gen, und uͤber ihrem Anſchauen den Gebrauch aller an- dern Sinnen verlohren hatte. Fuͤnftes Capitel. Pantomimen. Nach Endigung der Mahlzeit, bey welcher Agathon rin,
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Viertes Buch, fuͤnftes Capitel.
entzogen wuͤrde; und die ganze Schoͤnheit ihres Geſichts
war nicht vermoͤgend, den Agathon aufmerkſam zu er-
halten, wenn ſich dieſer reizende Fuß ſehen ließ. Al-
lein dieſes, und eine ſchneeweiſſe Hand mit dem Anfang
eines vollkommen ſchoͤnen Arms war alles, was das
neidiſche Gewand den vorwizigen Bliken nicht verſagte;
was es alſo auch ſeyn mochte, was in ſeinem Herzen
vorgieng, ſo iſt doch dieſes gewiß, daß an der Perſon
und dem Betragen der ſchoͤnen Danae nicht das mindeſte
zu entdeken war, das einige beſondere Abſicht auf un-
ſern Helden haͤtte anzeigen koͤnnen; und daß ſie, es ſey
nun aus Unachtſamkeit oder Beſcheidenheit, nicht ein-
mal zu bemerken ſchien, daß Agathon fuͤr ſie allein Au-
gen, und uͤber ihrem Anſchauen den Gebrauch aller an-
dern Sinnen verlohren hatte.
Fuͤnftes Capitel.
Pantomimen.
Nach Endigung der Mahlzeit, bey welcher Agathon
beynahe einen bloſſen Zuſchauer abgegeben hatte, trat ein
Taͤnzer und eine junge Taͤnzerin herein, die nach der Mo-
dulation eben ſo vieler Floͤten die Geſchichte des Apollo
und der Daphne tanzten. Die Geſchiklichkeit der Tanzen-
den befriedigte alle Zuſchauer; alles an ihnen war Seele
und Ausdruk, und man glaubte ſie immer zu hoͤren,
ob man ſie gleich nur ſah. Wie gefaͤllt dir dieſe Taͤnze-
rin,
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