Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wiedeburg, Heinrich: Eine Christliche Leichpredigt. Gehalten bey der Begräbniß/ Der ... Frawen Marthae Elisabethae von Eltz/ [...]. Wolfenbüttel, 1624.

Bild:
<< vorherige Seite

da er sich auff Befehl seines Vatern zur Reise gen Rages in Meden fertig gemacht hatte / da fieng sie an zu weinen / vnd sprach zu jhrem Man. Denn Trost vnsers alters hastu vns genommen vnd weggeschickt / Ich wolt / daß das Gelt nie gewesen were / darumb du jhn weggeschickt hast. Wir weren wol zufrieden gewest mit vnser Armuth / daß were ein groß Reichthum / daß vnser Sohn bey vns were. Tob. 5. v. 24. Da er aber wegen seines Ehe vnd Ehrenwercks vber die zeit auff gehalten ward / da gings bey beyden / bey Vater vnd Mutter an ein trawren vnd weinen / sonderlich die Mutter wolte sich nicht trösten lassen / lieff alle Tage hinaus / vnnd sahe auff alle Strassen da er herkommen solte / ob sie jhn etwa ersehe / führete daneben ein erbärmliches weheklagen: Ach mein Sohn / Ach mein Sohn / warumb haben wir dich lassen wandern / vnser einige Frewde / vnser einiger Trost in vnserm alter / vnser Hertz vnd vnser Erbe. Wir hetten Schatzes genug gehabt / wenn wir dich nicht hetten hinweg gelassen. Sothane [fremdsprachliches Material] vnnd natürliche Liebe hat Gott selbsten den Hertzen der Elteren eingepflantzet / vnd auch noch nach dem Fall erhalten / vnter anderen ohn zweiffel auch zu dem ende / daß wir sein Vatershertze daran so viel besser zuerkennen / vnd so viel bestendiger zu gleuben haben. Denn jenes ist gegen dieses nur wie ein Schatten gegen die helle liechte Sonne / wie ein tröpfflein Wassers gegen das Meer /

da er sich auff Befehl seines Vatern zur Reise gen Rages in Meden fertig gemacht hatte / da fieng sie an zu weinen / vnd sprach zu jhrem Man. Denn Trost vnsers alters hastu vns genommen vnd weggeschickt / Ich wolt / daß das Gelt nie gewesen were / darumb du jhn weggeschickt hast. Wir weren wol zufrieden gewest mit vnser Armuth / daß were ein groß Reichthum / daß vnser Sohn bey vns were. Tob. 5. v. 24. Da er aber wegen seines Ehe vnd Ehrenwercks vber die zeit auff gehalten ward / da gings bey beyden / bey Vater vnd Mutter an ein trawren vnd weinen / sonderlich die Mutter wolte sich nicht trösten lassen / lieff alle Tage hinaus / vnnd sahe auff alle Strassen da er herkommen solte / ob sie jhn etwa ersehe / führete daneben ein erbärmliches weheklagen: Ach mein Sohn / Ach mein Sohn / warumb habẽ wir dich lassen wandern / vnser einige Frewde / vnser einiger Trost in vnserm alter / vnser Hertz vnd vnser Erbe. Wir hetten Schatzes genug gehabt / wenn wir dich nicht hetten hinweg gelassen. Sothane [fremdsprachliches Material] vnnd natürliche Liebe hat Gott selbsten den Hertzen der Elteren eingepflantzet / vnd auch noch nach dem Fall erhalten / vnter anderen ohn zweiffel auch zu dem ende / daß wir sein Vatershertze daran so viel besser zuerkennen / vnd so viel bestendiger zu gleuben haben. Denn jenes ist gegen dieses nur wie ein Schattẽ gegẽ die helle liechte Sonne / wie ein tröpfflein Wassers gegen das Meer /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0029"/>
da er sich auff Befehl seines Vatern
                     zur Reise gen Rages in Meden fertig gemacht hatte / da fieng sie an zu weinen /
                     vnd sprach zu jhrem Man. Denn Trost vnsers alters hastu vns genommen vnd
                     weggeschickt / Ich wolt / daß das Gelt nie gewesen were / darumb du jhn
                     weggeschickt hast. Wir weren wol zufrieden gewest mit vnser Armuth / daß were
                     ein groß Reichthum / daß vnser Sohn bey vns were. Tob. 5. v. 24. Da er aber
                     wegen seines Ehe vnd Ehrenwercks vber die zeit auff gehalten ward / da gings bey
                     beyden / bey Vater vnd Mutter an ein trawren vnd weinen / sonderlich die Mutter
                     wolte sich nicht trösten lassen / lieff alle Tage hinaus / vnnd sahe auff alle
                     Strassen da er herkommen solte / ob sie jhn etwa ersehe / führete daneben ein
                     erbärmliches weheklagen: Ach mein Sohn / Ach mein Sohn / warumb habe&#x0303; wir dich lassen wandern / vnser einige Frewde / vnser einiger
                     Trost in vnserm alter / vnser Hertz vnd vnser Erbe. Wir hetten Schatzes genug
                     gehabt / wenn wir dich nicht hetten hinweg gelassen. Sothane <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vnnd natürliche Liebe hat Gott selbsten den Hertzen der
                     Elteren eingepflantzet / vnd auch noch nach dem Fall erhalten / vnter anderen
                     ohn zweiffel auch zu dem ende / daß wir sein Vatershertze daran so viel besser
                     zuerkennen / vnd so viel bestendiger zu gleuben haben. Denn jenes ist gegen
                     dieses nur wie ein Schatte&#x0303; gege&#x0303; die helle liechte
                     Sonne / wie ein tröpfflein Wassers gegen das Meer /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0029] da er sich auff Befehl seines Vatern zur Reise gen Rages in Meden fertig gemacht hatte / da fieng sie an zu weinen / vnd sprach zu jhrem Man. Denn Trost vnsers alters hastu vns genommen vnd weggeschickt / Ich wolt / daß das Gelt nie gewesen were / darumb du jhn weggeschickt hast. Wir weren wol zufrieden gewest mit vnser Armuth / daß were ein groß Reichthum / daß vnser Sohn bey vns were. Tob. 5. v. 24. Da er aber wegen seines Ehe vnd Ehrenwercks vber die zeit auff gehalten ward / da gings bey beyden / bey Vater vnd Mutter an ein trawren vnd weinen / sonderlich die Mutter wolte sich nicht trösten lassen / lieff alle Tage hinaus / vnnd sahe auff alle Strassen da er herkommen solte / ob sie jhn etwa ersehe / führete daneben ein erbärmliches weheklagen: Ach mein Sohn / Ach mein Sohn / warumb habẽ wir dich lassen wandern / vnser einige Frewde / vnser einiger Trost in vnserm alter / vnser Hertz vnd vnser Erbe. Wir hetten Schatzes genug gehabt / wenn wir dich nicht hetten hinweg gelassen. Sothane _ vnnd natürliche Liebe hat Gott selbsten den Hertzen der Elteren eingepflantzet / vnd auch noch nach dem Fall erhalten / vnter anderen ohn zweiffel auch zu dem ende / daß wir sein Vatershertze daran so viel besser zuerkennen / vnd so viel bestendiger zu gleuben haben. Denn jenes ist gegen dieses nur wie ein Schattẽ gegẽ die helle liechte Sonne / wie ein tröpfflein Wassers gegen das Meer /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wiedeburg_leichpredigt_1624
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wiedeburg_leichpredigt_1624/29
Zitationshilfe: Wiedeburg, Heinrich: Eine Christliche Leichpredigt. Gehalten bey der Begräbniß/ Der ... Frawen Marthae Elisabethae von Eltz/ [...]. Wolfenbüttel, 1624, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wiedeburg_leichpredigt_1624/29>, abgerufen am 21.11.2024.