Wiedeburg, Heinrich: Christliche Leichpredigt Gehalten bey der Begräbnüs der [...] Annæ Mas. Wolfenbüttel, 1618.laufft viel Gebrechen vnnd zweiffelhafftige Gedancken mit vnter / darumb auch noch der Glaub der Gnade Christi darff / daß sein feil vnd gebrechen nicht zugerechnet werden. Warumb denn auch hierinn Gottes Gnade zu preisen / daß GOtt bey den Gleubigen nicht sihet auff die feile vnnd gebrechen des Glaubens / sondern auff das was der Glaube ergreifft / oder darumb er sehnlich giret / seufftzet vnd stönet / daß ers ergreiffen / haben vnd halten möge / nemblich auff seinen Sohn / den er vns zur Heiligung vnnd Gerechtigkeit gemacht hat. Welches sich denn die Hertzlich zu trösten haben / welche wegen der schwachheit jhres Glaubens betrübet vnnd kleinmütig werden. Denn der Glaub macht nicht gerecht nach seiner grösse oder stercke / sondern weil er Christum ergreifft / der nicht weiniger gelten kan / ergriffen von einem schwachen Glauben / als ergriffen von einem starcken Glauben / wie ein Güldener Ring nicht weinig an dem Gewicht oder Valor hat in der Hand eines Kindes / als in der Hand eines vngehewren Riesen: Nur allein daran ists gelegen / daß er möge bestendig seyn. Muß man derowegen Gott fleissig anruffen / daß er vns erhalten wolle durch den Heiligen Geist in bestendigkeit des Glaubens / denselben in vns stercken vnnd mehren / daß wir mögen Ritterlich ringen / durch Tod vnd Leben zu jhm dringen. Deßgleichen auch vns fleissig vben in Gottes Wort / vnd offtern halten zu den Hochwürdigen Sacramenten / welches die ordentliche Mittel seyn / dadurch Gott den Glauben in vns zu wircken vnd zu mehren sich versprochen hat. 4. Noch ein grawsames Schreckbilde ist die abschewliche gestalt des zeitlichen Todes / der vmb der Sünde willen vber das gantze Menschliche Geschlecht gerathen ist / wie geschrieben stehet: Rom. 5. Durch einen Menschen ist die Sünde kommen in die Welt / vnnd durch die Sünde der Todt / vnnd ist zu allen Menschen hindurch gedrungen / dieweil sie alle gesündiget haben. Nun aber / wie es nicht laufft viel Gebrechen vnnd zweiffelhafftige Gedancken mit vnter / darumb auch noch der Glaub der Gnade Christi darff / daß sein feil vnd gebrechen nicht zugerechnet werden. Warumb denn auch hierinn Gottes Gnade zu preisen / daß GOtt bey den Gleubigen nicht sihet auff die feile vnnd gebrechen des Glaubens / sondern auff das was der Glaube ergreifft / oder darumb er sehnlich giret / seufftzet vnd stönet / daß ers ergreiffen / haben vnd halten möge / nemblich auff seinen Sohn / den er vns zur Heiligung vnnd Gerechtigkeit gemacht hat. Welches sich denn die Hertzlich zu trösten haben / welche wegen der schwachheit jhres Glaubens betrübet vnnd kleinmütig werden. Denn der Glaub macht nicht gerecht nach seiner grösse oder stercke / sondern weil er Christum ergreifft / der nicht weiniger gelten kan / ergriffen von einem schwachen Glauben / als ergriffen von einem starcken Glauben / wie ein Güldener Ring nicht weinig an dem Gewicht oder Valor hat in der Hand eines Kindes / als in der Hand eines vngehewren Riesen: Nur allein daran ists gelegen / daß er möge bestendig seyn. Muß man derowegen Gott fleissig anruffen / daß er vns erhalten wolle durch den Heiligen Geist in bestendigkeit des Glaubens / denselben in vns stercken vnnd mehren / daß wir mögen Ritterlich ringen / durch Tod vnd Leben zu jhm dringen. Deßgleichen auch vns fleissig vben in Gottes Wort / vnd offtern halten zu den Hochwürdigen Sacramenten / welches die ordentliche Mittel seyn / dadurch Gott den Glauben in vns zu wircken vnd zu mehren sich versprochen hat. 4. Noch ein grawsames Schreckbilde ist die abschewliche gestalt des zeitlichen Todes / der vmb der Sünde willen vber das gantze Menschliche Geschlecht gerathen ist / wie geschrieben stehet: Rom. 5. Durch einen Menschen ist die Sünde kommen in die Welt / vnnd durch die Sünde der Todt / vnnd ist zu allen Menschen hindurch gedrungen / dieweil sie alle gesündiget haben. Nun aber / wie es nicht <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0036"/> laufft viel Gebrechen vnnd zweiffelhafftige Gedancken mit vnter / darumb auch noch der Glaub der Gnade Christi darff / daß sein feil vnd gebrechen nicht zugerechnet werden. Warumb denn auch hierinn Gottes Gnade zu preisen / daß GOtt bey den Gleubigen nicht sihet auff die feile vnnd gebrechen des Glaubens / sondern auff das was der Glaube ergreifft / oder darumb er sehnlich giret / seufftzet vnd stönet / daß ers ergreiffen / haben vnd halten möge / nemblich auff seinen Sohn / den er vns zur Heiligung vnnd Gerechtigkeit gemacht hat. Welches sich denn die Hertzlich zu trösten haben / welche wegen der schwachheit jhres Glaubens betrübet vnnd kleinmütig werden. Denn der Glaub macht nicht gerecht nach seiner grösse oder stercke / sondern weil er Christum ergreifft / der nicht weiniger gelten kan / ergriffen von einem schwachen Glauben / als ergriffen von einem starcken Glauben / wie ein Güldener Ring nicht weinig an dem Gewicht oder Valor hat in der Hand eines Kindes / als in der Hand eines vngehewren Riesen: Nur allein daran ists gelegen / daß er möge bestendig seyn. Muß man derowegen Gott fleissig anruffen / daß er vns erhalten wolle durch den Heiligen Geist in bestendigkeit des Glaubens / denselben in vns stercken vnnd mehren / daß wir mögen Ritterlich ringen / durch Tod vnd Leben zu jhm dringen. Deßgleichen auch vns fleissig vben in Gottes Wort / vnd offtern halten zu den Hochwürdigen Sacramenten / welches die ordentliche Mittel seyn / dadurch Gott den Glauben in vns zu wircken vnd zu mehren sich versprochen hat.</p> <p>4. Noch ein grawsames Schreckbilde ist die abschewliche gestalt des zeitlichen Todes / der vmb der Sünde willen vber das gantze Menschliche Geschlecht gerathen ist / wie geschrieben stehet: Rom. 5. Durch einen Menschen ist die Sünde kommen in die Welt / vnnd durch die Sünde der Todt / vnnd ist zu allen Menschen hindurch gedrungen / dieweil sie alle gesündiget haben. Nun aber / wie es nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [0036]
laufft viel Gebrechen vnnd zweiffelhafftige Gedancken mit vnter / darumb auch noch der Glaub der Gnade Christi darff / daß sein feil vnd gebrechen nicht zugerechnet werden. Warumb denn auch hierinn Gottes Gnade zu preisen / daß GOtt bey den Gleubigen nicht sihet auff die feile vnnd gebrechen des Glaubens / sondern auff das was der Glaube ergreifft / oder darumb er sehnlich giret / seufftzet vnd stönet / daß ers ergreiffen / haben vnd halten möge / nemblich auff seinen Sohn / den er vns zur Heiligung vnnd Gerechtigkeit gemacht hat. Welches sich denn die Hertzlich zu trösten haben / welche wegen der schwachheit jhres Glaubens betrübet vnnd kleinmütig werden. Denn der Glaub macht nicht gerecht nach seiner grösse oder stercke / sondern weil er Christum ergreifft / der nicht weiniger gelten kan / ergriffen von einem schwachen Glauben / als ergriffen von einem starcken Glauben / wie ein Güldener Ring nicht weinig an dem Gewicht oder Valor hat in der Hand eines Kindes / als in der Hand eines vngehewren Riesen: Nur allein daran ists gelegen / daß er möge bestendig seyn. Muß man derowegen Gott fleissig anruffen / daß er vns erhalten wolle durch den Heiligen Geist in bestendigkeit des Glaubens / denselben in vns stercken vnnd mehren / daß wir mögen Ritterlich ringen / durch Tod vnd Leben zu jhm dringen. Deßgleichen auch vns fleissig vben in Gottes Wort / vnd offtern halten zu den Hochwürdigen Sacramenten / welches die ordentliche Mittel seyn / dadurch Gott den Glauben in vns zu wircken vnd zu mehren sich versprochen hat.
4. Noch ein grawsames Schreckbilde ist die abschewliche gestalt des zeitlichen Todes / der vmb der Sünde willen vber das gantze Menschliche Geschlecht gerathen ist / wie geschrieben stehet: Rom. 5. Durch einen Menschen ist die Sünde kommen in die Welt / vnnd durch die Sünde der Todt / vnnd ist zu allen Menschen hindurch gedrungen / dieweil sie alle gesündiget haben. Nun aber / wie es nicht
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Zitationshilfe: | Wiedeburg, Heinrich: Christliche Leichpredigt Gehalten bey der Begräbnüs der [...] Annæ Mas. Wolfenbüttel, 1618, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wiedeburg_leichpredigt_1618/36>, abgerufen am 16.02.2025. |