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Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Verrede es nicht! antwortete der Greis seinem Genossen; noch liegst du nicht im Bett, und es ist Unglück genug, daß du nicht einmal das Gewehr von dem Bauern aufgetrieben hast!

Wie sollt' ich das auch gemacht haben! Denken Sie, Herr Baron, entgegnete der Getadelte: seit drei Tagen bin ich dem Kerl auf der Spur; er hat sein Nachtlager in einer alten Kohlhütte; aber jedesmal kam ich zu früh oder zu spät und traf nur abgelohtes Feuer. Heute aber nehme ich noch einen Schützen dazu; wir fangen unten im Thal an; Jeder geht in einem halben Cirkel, er rechts, ich links; an einem bestimmten Ort müssen wir dann wieder zusammentreffen und haben so Alles abgesucht. Endlich komme ich zuerst an die Hütte; mein Kamerad fehlt noch; ich wart' und warte; er kommt nicht; und richtig brennt das Feuer, und der Bauer liegt drin auf seiner Streu. Rufe ich nun, und er merkt, daß ich allein bin, so schießt er von innen heraus, und ich bin umsonst des Todes. Der andere Jäger aber kommt immer noch nicht. Jetzt fange ich an laut zu reden, als ob noch Jemand bei mir wäre; dann lass' ich wieder mit einer andern Stimme antworten und klopfe dann keck an die Erdhütte. Heraus! schrie ich, und der Tölpel kommt richtig zum Vorschein, aber ohne Flinte und ist gar noch grob. Er hat wohl gemeint, ich soll mich jetzt bücken nach der Flinte und lang im Laub suchen; ich aber denke, die Flinte liegt wohl bis morgen, und lasse ihn voraus-

Verrede es nicht! antwortete der Greis seinem Genossen; noch liegst du nicht im Bett, und es ist Unglück genug, daß du nicht einmal das Gewehr von dem Bauern aufgetrieben hast!

Wie sollt' ich das auch gemacht haben! Denken Sie, Herr Baron, entgegnete der Getadelte: seit drei Tagen bin ich dem Kerl auf der Spur; er hat sein Nachtlager in einer alten Kohlhütte; aber jedesmal kam ich zu früh oder zu spät und traf nur abgelohtes Feuer. Heute aber nehme ich noch einen Schützen dazu; wir fangen unten im Thal an; Jeder geht in einem halben Cirkel, er rechts, ich links; an einem bestimmten Ort müssen wir dann wieder zusammentreffen und haben so Alles abgesucht. Endlich komme ich zuerst an die Hütte; mein Kamerad fehlt noch; ich wart' und warte; er kommt nicht; und richtig brennt das Feuer, und der Bauer liegt drin auf seiner Streu. Rufe ich nun, und er merkt, daß ich allein bin, so schießt er von innen heraus, und ich bin umsonst des Todes. Der andere Jäger aber kommt immer noch nicht. Jetzt fange ich an laut zu reden, als ob noch Jemand bei mir wäre; dann lass' ich wieder mit einer andern Stimme antworten und klopfe dann keck an die Erdhütte. Heraus! schrie ich, und der Tölpel kommt richtig zum Vorschein, aber ohne Flinte und ist gar noch grob. Er hat wohl gemeint, ich soll mich jetzt bücken nach der Flinte und lang im Laub suchen; ich aber denke, die Flinte liegt wohl bis morgen, und lasse ihn voraus-

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[0056] Verrede es nicht! antwortete der Greis seinem Genossen; noch liegst du nicht im Bett, und es ist Unglück genug, daß du nicht einmal das Gewehr von dem Bauern aufgetrieben hast! Wie sollt' ich das auch gemacht haben! Denken Sie, Herr Baron, entgegnete der Getadelte: seit drei Tagen bin ich dem Kerl auf der Spur; er hat sein Nachtlager in einer alten Kohlhütte; aber jedesmal kam ich zu früh oder zu spät und traf nur abgelohtes Feuer. Heute aber nehme ich noch einen Schützen dazu; wir fangen unten im Thal an; Jeder geht in einem halben Cirkel, er rechts, ich links; an einem bestimmten Ort müssen wir dann wieder zusammentreffen und haben so Alles abgesucht. Endlich komme ich zuerst an die Hütte; mein Kamerad fehlt noch; ich wart' und warte; er kommt nicht; und richtig brennt das Feuer, und der Bauer liegt drin auf seiner Streu. Rufe ich nun, und er merkt, daß ich allein bin, so schießt er von innen heraus, und ich bin umsonst des Todes. Der andere Jäger aber kommt immer noch nicht. Jetzt fange ich an laut zu reden, als ob noch Jemand bei mir wäre; dann lass' ich wieder mit einer andern Stimme antworten und klopfe dann keck an die Erdhütte. Heraus! schrie ich, und der Tölpel kommt richtig zum Vorschein, aber ohne Flinte und ist gar noch grob. Er hat wohl gemeint, ich soll mich jetzt bücken nach der Flinte und lang im Laub suchen; ich aber denke, die Flinte liegt wohl bis morgen, und lasse ihn voraus-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:16:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:16:28Z)

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Zitationshilfe: Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/widmann_muehle_1910/56>, abgerufen am 27.11.2024.