Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

liche Erscheinung war. Es sammelte sich um ihn die Straßenjugend, und auch neugierige Reisende blieben stehen, zu fragen, was das bedeute. Das schien dem Wache habenden Schutzmann denn doch nicht in der Ordnung. Er fragte ihn, was er eigentlich wolle, und wies ihn mit dem Bemerken fort, daß Seine Majestät nicht belästigt werden dürfe. Ansas meinte aber, er thue nichts Böses, wenn er hier ruhig stehe. Der Schutzmann wollte diese Einrede nicht gelten lassen, die Umstehenden mischten sich in die Angelegenheit, und es kam zu einem heftigen Disput, den der Beamte mit der Drohung schloß, daß er bei fortgesetzter Weigerung, zu gehen, die gewaltsame Entfernung des Querulanten veranlassen müsse.

Vielleicht wäre es wirklich zu einer Arretirung gekommen, wenn sich nicht in diesem kritischen Moment die Thüre des königlichen Palais unter der Säulenhalle geöffnet hätte, um einen Offizier durchzulassen, der an der über die Schulter gehängten Schärpe als Adjutant kenntlich war und direct auf die Gruppe zueilte. Der Littauer hielt seinen Brief hoch, die Umstehenden machten Platz, und der Polizeibeamte grüßte ehrerbietig. Der Offizier ließ sich den Brief reichen, betrachtete die Aufschrift, winkte dem Ueberbringer, ihm zu folgen, und verschwand mit Wanags im Palais den Blicken der Neugierigen, die noch lange ihren Platz behaupteten, um der kommenden Dinge zu harren.

liche Erscheinung war. Es sammelte sich um ihn die Straßenjugend, und auch neugierige Reisende blieben stehen, zu fragen, was das bedeute. Das schien dem Wache habenden Schutzmann denn doch nicht in der Ordnung. Er fragte ihn, was er eigentlich wolle, und wies ihn mit dem Bemerken fort, daß Seine Majestät nicht belästigt werden dürfe. Ansas meinte aber, er thue nichts Böses, wenn er hier ruhig stehe. Der Schutzmann wollte diese Einrede nicht gelten lassen, die Umstehenden mischten sich in die Angelegenheit, und es kam zu einem heftigen Disput, den der Beamte mit der Drohung schloß, daß er bei fortgesetzter Weigerung, zu gehen, die gewaltsame Entfernung des Querulanten veranlassen müsse.

Vielleicht wäre es wirklich zu einer Arretirung gekommen, wenn sich nicht in diesem kritischen Moment die Thüre des königlichen Palais unter der Säulenhalle geöffnet hätte, um einen Offizier durchzulassen, der an der über die Schulter gehängten Schärpe als Adjutant kenntlich war und direct auf die Gruppe zueilte. Der Littauer hielt seinen Brief hoch, die Umstehenden machten Platz, und der Polizeibeamte grüßte ehrerbietig. Der Offizier ließ sich den Brief reichen, betrachtete die Aufschrift, winkte dem Ueberbringer, ihm zu folgen, und verschwand mit Wanags im Palais den Blicken der Neugierigen, die noch lange ihren Platz behaupteten, um der kommenden Dinge zu harren.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0070"/>
liche Erscheinung war. Es sammelte sich um ihn                     die Straßenjugend, und auch neugierige Reisende blieben stehen, zu fragen, was                     das bedeute. Das schien dem Wache habenden Schutzmann denn doch nicht in der                     Ordnung. Er fragte ihn, was er eigentlich wolle, und wies ihn mit dem Bemerken                     fort, daß Seine Majestät nicht belästigt werden dürfe. Ansas meinte aber, er                     thue nichts Böses, wenn er hier ruhig stehe. Der Schutzmann wollte diese Einrede                     nicht gelten lassen, die Umstehenden mischten sich in die Angelegenheit, und es                     kam zu einem heftigen Disput, den der Beamte mit der Drohung schloß, daß er bei                     fortgesetzter Weigerung, zu gehen, die gewaltsame Entfernung des Querulanten                     veranlassen müsse.</p><lb/>
        <p>Vielleicht wäre es wirklich zu einer Arretirung gekommen, wenn sich nicht in                     diesem kritischen Moment die Thüre des königlichen Palais unter der Säulenhalle                     geöffnet hätte, um einen Offizier durchzulassen, der an der über die Schulter                     gehängten Schärpe als Adjutant kenntlich war und direct auf die Gruppe zueilte.                     Der Littauer hielt seinen Brief hoch, die Umstehenden machten Platz, und der                     Polizeibeamte grüßte ehrerbietig. Der Offizier ließ sich den Brief reichen,                     betrachtete die Aufschrift, winkte dem Ueberbringer, ihm zu folgen, und                     verschwand mit Wanags im Palais den Blicken der Neugierigen, die noch lange                     ihren Platz behaupteten, um der kommenden Dinge zu harren.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0070] liche Erscheinung war. Es sammelte sich um ihn die Straßenjugend, und auch neugierige Reisende blieben stehen, zu fragen, was das bedeute. Das schien dem Wache habenden Schutzmann denn doch nicht in der Ordnung. Er fragte ihn, was er eigentlich wolle, und wies ihn mit dem Bemerken fort, daß Seine Majestät nicht belästigt werden dürfe. Ansas meinte aber, er thue nichts Böses, wenn er hier ruhig stehe. Der Schutzmann wollte diese Einrede nicht gelten lassen, die Umstehenden mischten sich in die Angelegenheit, und es kam zu einem heftigen Disput, den der Beamte mit der Drohung schloß, daß er bei fortgesetzter Weigerung, zu gehen, die gewaltsame Entfernung des Querulanten veranlassen müsse. Vielleicht wäre es wirklich zu einer Arretirung gekommen, wenn sich nicht in diesem kritischen Moment die Thüre des königlichen Palais unter der Säulenhalle geöffnet hätte, um einen Offizier durchzulassen, der an der über die Schulter gehängten Schärpe als Adjutant kenntlich war und direct auf die Gruppe zueilte. Der Littauer hielt seinen Brief hoch, die Umstehenden machten Platz, und der Polizeibeamte grüßte ehrerbietig. Der Offizier ließ sich den Brief reichen, betrachtete die Aufschrift, winkte dem Ueberbringer, ihm zu folgen, und verschwand mit Wanags im Palais den Blicken der Neugierigen, die noch lange ihren Platz behaupteten, um der kommenden Dinge zu harren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:07:21Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/70
Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/70>, abgerufen am 25.11.2024.