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Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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um sich einmal "in Berlin zu amüsiren," aber in der Hauptsache kam er wenig weiter. Ich selbst, bedeutete ihn der Major, kann deinen Brief nicht abgeben, aber ich will einmal mit meinem Vetter sprechen, der bei Hof ein Amt bekleidet und dort gute Freunde und Gönner hat.

Wanags wartete ein paar Tage; da aber kein Bescheid von dem gräflichen Vetter kam, hielt er es doch für zuverlässiger, auf eigene Faust zu handeln. Er wußte sehr gut, daß die Schildwachen ihn nicht einlassen würden, wenn er versuchen wollte, in das königliche Palais einzudringen, aber er wußte auch sehr gut, wo des Königs Arbeitszimmer lag, und daß derselbe mitunter ans Fenster trat und hinausschaute. Er stellte sich also schon früh Morgens am Gitter des Denkmals Friedrich's des Großen auf, nahm seinen großen Brief in die Hand und sah unverwandt nach dem königlichen Palais und nach dem bekannten Fenster desselben hinüber. Sobald er dort Jemand zu bemerken glaubte, hob er seinen Brief in die Höhe. Es verdroß ihn nicht, daß man bis zum Abend keine Notiz von ihm nahm, und daß auch am zweiten Tage Niemand nach ihm fragte; er fand sich am dritten wieder ein. So konnte es nicht fehlen, daß er selbst, obgleich er sich ganz ruhig verhielt und nur von Zeit zu Zeit seinen Brief aufhob, Gegenstand der Aufmerksamkeit für die Vorübergehenden wurde, zumal er in seiner littauischen Tracht immerhin eine außergewöhn-

um sich einmal „in Berlin zu amüsiren,“ aber in der Hauptsache kam er wenig weiter. Ich selbst, bedeutete ihn der Major, kann deinen Brief nicht abgeben, aber ich will einmal mit meinem Vetter sprechen, der bei Hof ein Amt bekleidet und dort gute Freunde und Gönner hat.

Wanags wartete ein paar Tage; da aber kein Bescheid von dem gräflichen Vetter kam, hielt er es doch für zuverlässiger, auf eigene Faust zu handeln. Er wußte sehr gut, daß die Schildwachen ihn nicht einlassen würden, wenn er versuchen wollte, in das königliche Palais einzudringen, aber er wußte auch sehr gut, wo des Königs Arbeitszimmer lag, und daß derselbe mitunter ans Fenster trat und hinausschaute. Er stellte sich also schon früh Morgens am Gitter des Denkmals Friedrich's des Großen auf, nahm seinen großen Brief in die Hand und sah unverwandt nach dem königlichen Palais und nach dem bekannten Fenster desselben hinüber. Sobald er dort Jemand zu bemerken glaubte, hob er seinen Brief in die Höhe. Es verdroß ihn nicht, daß man bis zum Abend keine Notiz von ihm nahm, und daß auch am zweiten Tage Niemand nach ihm fragte; er fand sich am dritten wieder ein. So konnte es nicht fehlen, daß er selbst, obgleich er sich ganz ruhig verhielt und nur von Zeit zu Zeit seinen Brief aufhob, Gegenstand der Aufmerksamkeit für die Vorübergehenden wurde, zumal er in seiner littauischen Tracht immerhin eine außergewöhn-

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/69>, abgerufen am 22.11.2024.