Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

bei schwerer Strafe. Sieh dich vor! -- Ansas lachte laut auf. Der König? Der weiß von euren Schlechtigkeiten nichts, sonst ging's anders zu. Ich kenne den König besser wie du! Er hat die Littauer lieb und will nicht, daß ihnen ihr Land genommen wird. Aber zum Unglück ist er weit, und seine Beamten sind Deutsche, und hinter seinem Rücken geschieht viel Unrecht. Geelhaar schüttelte den Kopf. Hast du denn nicht richterlichen Befehl bekommen, Ansas? Da steht, daß mein Inspector das Grundstück zu verwalten hat, bis es verkauft sein wird. -- Ich gebe aber nicht meine Einwilligung zum Verkauf, rief der Littauer, und ohne meinen Willen kann nichts verkauft werden. -- Das werden wir ja sehen, bemerkte der Alte gelassen. Ich will aber meinen Vorschlag von früher wiederholen, damit du erkennst, daß ich dir auch jetzt noch helfen möchte. Tritt mir deine Wiesen und die Haide ab, die dir nichts nützt, so will ich deine Schuld quittiren. Der Bauer stieß das Gewehr mit dem Kolben auf die Erde. Ich habe dir schon gesagt, antwortete er trotzig, daß daraus nichts wird. Wenn ich verkaufen muß, so sollst du doch nicht der Käufer sein.

Du willst also meinen Inspector nicht auf deinen Acker lassen?

Nein!

Gut! so wird der Richter helfen.

Der Richter -- der ist freilich dein guter Freund; letzten Sonntag hast du ihn ja zu Gast gehabt bis in

bei schwerer Strafe. Sieh dich vor! — Ansas lachte laut auf. Der König? Der weiß von euren Schlechtigkeiten nichts, sonst ging's anders zu. Ich kenne den König besser wie du! Er hat die Littauer lieb und will nicht, daß ihnen ihr Land genommen wird. Aber zum Unglück ist er weit, und seine Beamten sind Deutsche, und hinter seinem Rücken geschieht viel Unrecht. Geelhaar schüttelte den Kopf. Hast du denn nicht richterlichen Befehl bekommen, Ansas? Da steht, daß mein Inspector das Grundstück zu verwalten hat, bis es verkauft sein wird. — Ich gebe aber nicht meine Einwilligung zum Verkauf, rief der Littauer, und ohne meinen Willen kann nichts verkauft werden. — Das werden wir ja sehen, bemerkte der Alte gelassen. Ich will aber meinen Vorschlag von früher wiederholen, damit du erkennst, daß ich dir auch jetzt noch helfen möchte. Tritt mir deine Wiesen und die Haide ab, die dir nichts nützt, so will ich deine Schuld quittiren. Der Bauer stieß das Gewehr mit dem Kolben auf die Erde. Ich habe dir schon gesagt, antwortete er trotzig, daß daraus nichts wird. Wenn ich verkaufen muß, so sollst du doch nicht der Käufer sein.

Du willst also meinen Inspector nicht auf deinen Acker lassen?

Nein!

Gut! so wird der Richter helfen.

Der Richter — der ist freilich dein guter Freund; letzten Sonntag hast du ihn ja zu Gast gehabt bis in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0051"/>
bei schwerer Strafe.                     Sieh dich vor! &#x2014; Ansas lachte laut auf. Der König? Der weiß von euren                     Schlechtigkeiten nichts, sonst ging's anders zu. Ich kenne den König besser wie                     du! Er hat die Littauer lieb und will nicht, daß ihnen ihr Land genommen wird.                     Aber zum Unglück ist er weit, und seine Beamten sind Deutsche, und hinter seinem                     Rücken geschieht viel Unrecht. Geelhaar schüttelte den Kopf. Hast du denn nicht                     richterlichen Befehl bekommen, Ansas? Da steht, daß mein Inspector das                     Grundstück zu verwalten hat, bis es verkauft sein wird. &#x2014; Ich gebe aber nicht                     meine Einwilligung zum Verkauf, rief der Littauer, und ohne meinen Willen kann                     nichts verkauft werden. &#x2014; Das werden wir ja sehen, bemerkte der Alte gelassen.                     Ich will aber meinen Vorschlag von früher wiederholen, damit du erkennst, daß                     ich dir auch jetzt noch helfen möchte. Tritt mir deine Wiesen und die Haide ab,                     die dir nichts nützt, so will ich deine Schuld quittiren. Der Bauer stieß das                     Gewehr mit dem Kolben auf die Erde. Ich habe dir schon gesagt, antwortete er                     trotzig, daß daraus nichts wird. Wenn ich verkaufen muß, so sollst du doch nicht                     der Käufer sein.</p><lb/>
        <p>Du willst also meinen Inspector nicht auf deinen Acker lassen?</p><lb/>
        <p>Nein!</p><lb/>
        <p>Gut! so wird der Richter helfen.</p><lb/>
        <p>Der Richter &#x2014; der ist freilich dein guter Freund; letzten Sonntag hast du ihn ja                     zu Gast gehabt bis in<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0051] bei schwerer Strafe. Sieh dich vor! — Ansas lachte laut auf. Der König? Der weiß von euren Schlechtigkeiten nichts, sonst ging's anders zu. Ich kenne den König besser wie du! Er hat die Littauer lieb und will nicht, daß ihnen ihr Land genommen wird. Aber zum Unglück ist er weit, und seine Beamten sind Deutsche, und hinter seinem Rücken geschieht viel Unrecht. Geelhaar schüttelte den Kopf. Hast du denn nicht richterlichen Befehl bekommen, Ansas? Da steht, daß mein Inspector das Grundstück zu verwalten hat, bis es verkauft sein wird. — Ich gebe aber nicht meine Einwilligung zum Verkauf, rief der Littauer, und ohne meinen Willen kann nichts verkauft werden. — Das werden wir ja sehen, bemerkte der Alte gelassen. Ich will aber meinen Vorschlag von früher wiederholen, damit du erkennst, daß ich dir auch jetzt noch helfen möchte. Tritt mir deine Wiesen und die Haide ab, die dir nichts nützt, so will ich deine Schuld quittiren. Der Bauer stieß das Gewehr mit dem Kolben auf die Erde. Ich habe dir schon gesagt, antwortete er trotzig, daß daraus nichts wird. Wenn ich verkaufen muß, so sollst du doch nicht der Käufer sein. Du willst also meinen Inspector nicht auf deinen Acker lassen? Nein! Gut! so wird der Richter helfen. Der Richter — der ist freilich dein guter Freund; letzten Sonntag hast du ihn ja zu Gast gehabt bis in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:07:21Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/51
Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/51>, abgerufen am 23.11.2024.