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Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sich das sonst recht bissige Thier aber sogleich, und bald wurden auch schmeichelnde Worte vernehmbar. Nach wenigen Minuten sah er Grita über das Trittbrett steigen und hinter der Klete herum nach dem Garten schleichen. Leise folgte er ihr nun, trat hinter sie, als sie sich eben zur Erde bückte, umfaßte sie und rief: Habe ich dich endlich eingefangen? -- Sie richtete sich erschreckt auf, sagte aber ganz ruhig, als sie ihn erkannte: Du hast's ja erlaubt. -- Freilich hab' ich's erlaubt, bestätigte er und zog sie fester an sich, und es ist mir auch lieb, daß du kommst. -- Aber es ist nicht gut, daß du mir auflauerst, als ob ich etwas Unrechtes thäte, schmollte sie und versuchte sich loszumachen. -- Wie soll ich dich denn sonst finden? lachte er, nach ihrer Hand greifend. Geh hinein, bat sie, immer mit ihm ringend, oder ich laufe davon. -- Nicht eher, bis du mir gesagt hast, daß du mir gut bist, flüsterte er, zog sie kräftig an sich und legte seinen freien Arm über ihre Brust, so daß sie sich nicht bewegen konnte. -- Laß mich los, und ich will dir's sagen. -- Nein, du springst mir fort. -- Dann hast du ja die beste Antwort. -- Aber die gefällt mir nicht. Grita, sei gut -- ich kann nicht leben ohne dich. -- Ist das wahr? -- So wahr Gott im Himmel lebt und weiß, was ich sage. -- Sie widerstrebte nun nicht mehr, sondern lehnte sich an ihn, ließ es auch geschehen, daß er sie küßte. Ich bin aber ein armes Mädchen, sagte sie. -- Ich habe auch nicht viel, meinte

sich das sonst recht bissige Thier aber sogleich, und bald wurden auch schmeichelnde Worte vernehmbar. Nach wenigen Minuten sah er Grita über das Trittbrett steigen und hinter der Klete herum nach dem Garten schleichen. Leise folgte er ihr nun, trat hinter sie, als sie sich eben zur Erde bückte, umfaßte sie und rief: Habe ich dich endlich eingefangen? — Sie richtete sich erschreckt auf, sagte aber ganz ruhig, als sie ihn erkannte: Du hast's ja erlaubt. — Freilich hab' ich's erlaubt, bestätigte er und zog sie fester an sich, und es ist mir auch lieb, daß du kommst. — Aber es ist nicht gut, daß du mir auflauerst, als ob ich etwas Unrechtes thäte, schmollte sie und versuchte sich loszumachen. — Wie soll ich dich denn sonst finden? lachte er, nach ihrer Hand greifend. Geh hinein, bat sie, immer mit ihm ringend, oder ich laufe davon. — Nicht eher, bis du mir gesagt hast, daß du mir gut bist, flüsterte er, zog sie kräftig an sich und legte seinen freien Arm über ihre Brust, so daß sie sich nicht bewegen konnte. — Laß mich los, und ich will dir's sagen. — Nein, du springst mir fort. — Dann hast du ja die beste Antwort. — Aber die gefällt mir nicht. Grita, sei gut — ich kann nicht leben ohne dich. — Ist das wahr? — So wahr Gott im Himmel lebt und weiß, was ich sage. — Sie widerstrebte nun nicht mehr, sondern lehnte sich an ihn, ließ es auch geschehen, daß er sie küßte. Ich bin aber ein armes Mädchen, sagte sie. — Ich habe auch nicht viel, meinte

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[0046] sich das sonst recht bissige Thier aber sogleich, und bald wurden auch schmeichelnde Worte vernehmbar. Nach wenigen Minuten sah er Grita über das Trittbrett steigen und hinter der Klete herum nach dem Garten schleichen. Leise folgte er ihr nun, trat hinter sie, als sie sich eben zur Erde bückte, umfaßte sie und rief: Habe ich dich endlich eingefangen? — Sie richtete sich erschreckt auf, sagte aber ganz ruhig, als sie ihn erkannte: Du hast's ja erlaubt. — Freilich hab' ich's erlaubt, bestätigte er und zog sie fester an sich, und es ist mir auch lieb, daß du kommst. — Aber es ist nicht gut, daß du mir auflauerst, als ob ich etwas Unrechtes thäte, schmollte sie und versuchte sich loszumachen. — Wie soll ich dich denn sonst finden? lachte er, nach ihrer Hand greifend. Geh hinein, bat sie, immer mit ihm ringend, oder ich laufe davon. — Nicht eher, bis du mir gesagt hast, daß du mir gut bist, flüsterte er, zog sie kräftig an sich und legte seinen freien Arm über ihre Brust, so daß sie sich nicht bewegen konnte. — Laß mich los, und ich will dir's sagen. — Nein, du springst mir fort. — Dann hast du ja die beste Antwort. — Aber die gefällt mir nicht. Grita, sei gut — ich kann nicht leben ohne dich. — Ist das wahr? — So wahr Gott im Himmel lebt und weiß, was ich sage. — Sie widerstrebte nun nicht mehr, sondern lehnte sich an ihn, ließ es auch geschehen, daß er sie küßte. Ich bin aber ein armes Mädchen, sagte sie. — Ich habe auch nicht viel, meinte

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:07:21Z)

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Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/46>, abgerufen am 22.11.2024.