ladellasittischen Reichs rathschlagten. Ue- ber ihre Schultern hiengen ungeheure Ma- schinen von Fleische, deren eigentliche Be- schaffenheit ich anfänglich nicht zu erklären wußte; allein bey näherer Bekanntschaft fand ich, daß es die Brüste dieser Damen waren, die hier zu Lande zu einer solchen Größe anwachsen, daß man sie über die Schultern wirft: auf welcher Gestikulation die vornehmste Grazie der dasigen Frauen- zimmer liegt, weswegen viele, die beson- ders gefallen wollen, sich oft so künstliche Bewegungen zu geben wissen, daß jene schö- nen Auswüchse von den Achseln herunter- fallen müssen, worauf man sie mit einer so annehmlichen reizenden Nachlässigkeit zu- rückwirft, wie mein ehemaliger Superin- tendent die Knoten an seiner Alongenperu- cke. Um den Kreis herum hüpften und sprangen eine Menge Meerkatzen von einer besondern Art. Brüderchen, die lustigsten Thierchen, die ich gesehn habe! Sie spran- gen den Franenzimmern auf den Rücken, knippen sie in die Ohren, guckten ihnen durch die Arme, bissen sie in die Backen, schlugen Burzelbäume über sie weg, setzten
sich
ladellaſittiſchen Reichs rathſchlagten. Ue- ber ihre Schultern hiengen ungeheure Ma- ſchinen von Fleiſche, deren eigentliche Be- ſchaffenheit ich anfaͤnglich nicht zu erklaͤren wußte; allein bey naͤherer Bekanntſchaft fand ich, daß es die Bruͤſte dieſer Damen waren, die hier zu Lande zu einer ſolchen Groͤße anwachſen, daß man ſie uͤber die Schultern wirft: auf welcher Geſtikulation die vornehmſte Grazie der daſigen Frauen- zimmer liegt, weswegen viele, die beſon- ders gefallen wollen, ſich oft ſo kuͤnſtliche Bewegungen zu geben wiſſen, daß jene ſchoͤ- nen Auswuͤchſe von den Achſeln herunter- fallen muͤſſen, worauf man ſie mit einer ſo annehmlichen reizenden Nachlaͤſſigkeit zu- ruͤckwirft, wie mein ehemaliger Superin- tendent die Knoten an ſeiner Alongenperu- cke. Um den Kreis herum huͤpften und ſprangen eine Menge Meerkatzen von einer beſondern Art. Bruͤderchen, die luſtigſten Thierchen, die ich geſehn habe! Sie ſpran- gen den Franenzimmern auf den Ruͤcken, knippen ſie in die Ohren, guckten ihnen durch die Arme, biſſen ſie in die Backen, ſchlugen Burzelbaͤume uͤber ſie weg, ſetzten
ſich
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0031"n="25"/>
ladellaſittiſchen Reichs rathſchlagten. Ue-<lb/>
ber ihre Schultern hiengen ungeheure Ma-<lb/>ſchinen von Fleiſche, deren eigentliche Be-<lb/>ſchaffenheit ich anfaͤnglich nicht zu erklaͤren<lb/>
wußte; allein bey naͤherer Bekanntſchaft<lb/>
fand ich, daß es die Bruͤſte dieſer Damen<lb/>
waren, die hier zu Lande zu einer ſolchen<lb/>
Groͤße anwachſen, daß man ſie uͤber die<lb/>
Schultern wirft: auf welcher Geſtikulation<lb/>
die vornehmſte Grazie der daſigen Frauen-<lb/>
zimmer liegt, weswegen viele, die beſon-<lb/>
ders gefallen wollen, ſich oft ſo kuͤnſtliche<lb/>
Bewegungen zu geben wiſſen, daß jene ſchoͤ-<lb/>
nen Auswuͤchſe von den Achſeln herunter-<lb/>
fallen muͤſſen, worauf man ſie mit einer<lb/>ſo annehmlichen reizenden Nachlaͤſſigkeit zu-<lb/>
ruͤckwirft, wie mein ehemaliger Superin-<lb/>
tendent die Knoten an ſeiner Alongenperu-<lb/>
cke. Um den Kreis herum huͤpften und<lb/>ſprangen eine Menge Meerkatzen von einer<lb/>
beſondern Art. Bruͤderchen, die luſtigſten<lb/>
Thierchen, die ich geſehn habe! Sie ſpran-<lb/>
gen den Franenzimmern auf den Ruͤcken,<lb/>
knippen ſie in die Ohren, guckten ihnen<lb/>
durch die Arme, biſſen ſie in die Backen,<lb/>ſchlugen Burzelbaͤume uͤber ſie weg, ſetzten<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſich</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[25/0031]
ladellaſittiſchen Reichs rathſchlagten. Ue-
ber ihre Schultern hiengen ungeheure Ma-
ſchinen von Fleiſche, deren eigentliche Be-
ſchaffenheit ich anfaͤnglich nicht zu erklaͤren
wußte; allein bey naͤherer Bekanntſchaft
fand ich, daß es die Bruͤſte dieſer Damen
waren, die hier zu Lande zu einer ſolchen
Groͤße anwachſen, daß man ſie uͤber die
Schultern wirft: auf welcher Geſtikulation
die vornehmſte Grazie der daſigen Frauen-
zimmer liegt, weswegen viele, die beſon-
ders gefallen wollen, ſich oft ſo kuͤnſtliche
Bewegungen zu geben wiſſen, daß jene ſchoͤ-
nen Auswuͤchſe von den Achſeln herunter-
fallen muͤſſen, worauf man ſie mit einer
ſo annehmlichen reizenden Nachlaͤſſigkeit zu-
ruͤckwirft, wie mein ehemaliger Superin-
tendent die Knoten an ſeiner Alongenperu-
cke. Um den Kreis herum huͤpften und
ſprangen eine Menge Meerkatzen von einer
beſondern Art. Bruͤderchen, die luſtigſten
Thierchen, die ich geſehn habe! Sie ſpran-
gen den Franenzimmern auf den Ruͤcken,
knippen ſie in die Ohren, guckten ihnen
durch die Arme, biſſen ſie in die Backen,
ſchlugen Burzelbaͤume uͤber ſie weg, ſetzten
ſich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/31>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.