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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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nur einige dieses Einflusses würdigt, oder
daß sein Werk nach seiner ersten bestimmten
Anlage ohne fernere Beyhülfe seinen ange-
wiesnen Gang vor sich fortgeht. Da nun
jede Wirkung auf die vorhergehende Ursache
so gut paßt, daß diese um jener willen da-
zuseyn scheint, so stellen wir uns vor, daß
der Stein darum einem Menschen auf den
Kopf fällt, weil er getödtet werden soll:
die Einbildungskraft hat hierbey Raum die
Menge zu ihrem Spiel; wenn der Stein ei-
nen Menschen trift, den wir nach unserm
Urtheile für böse halten, so nennen wir es
Strafe: trift er einen guten, so nennen wir
es Schickung, oder wie es uns sonst beliebt.
Aber allzeit ist es blos unsre Erfindung,
unsre Vorstellung, die wir nie zu einiger
Evidenz erheben können. -- Jeder Mensch
wird durch Erziehung, Unterricht, natürli-
che Anlagen und Neigungen zu einer von die-
sen Vorstellungsarten hingerissen und gleich-
sam so gestellt, daß er den Zusammenhang
der Welt in einem von jenen Gesichtspunk-
ten sieht. Dich, Freund Medardus, lei-
teten die Umstände auf das System der Vor-
sehung, mich auf das andre. Wir wollen

nicht

nur einige dieſes Einfluſſes wuͤrdigt, oder
daß ſein Werk nach ſeiner erſten beſtimmten
Anlage ohne fernere Beyhuͤlfe ſeinen ange-
wieſnen Gang vor ſich fortgeht. Da nun
jede Wirkung auf die vorhergehende Urſache
ſo gut paßt, daß dieſe um jener willen da-
zuſeyn ſcheint, ſo ſtellen wir uns vor, daß
der Stein darum einem Menſchen auf den
Kopf faͤllt, weil er getoͤdtet werden ſoll:
die Einbildungskraft hat hierbey Raum die
Menge zu ihrem Spiel; wenn der Stein ei-
nen Menſchen trift, den wir nach unſerm
Urtheile fuͤr boͤſe halten, ſo nennen wir es
Strafe: trift er einen guten, ſo nennen wir
es Schickung, oder wie es uns ſonſt beliebt.
Aber allzeit iſt es blos unſre Erfindung,
unſre Vorſtellung, die wir nie zu einiger
Evidenz erheben koͤnnen. — Jeder Menſch
wird durch Erziehung, Unterricht, natuͤrli-
che Anlagen und Neigungen zu einer von die-
ſen Vorſtellungsarten hingeriſſen und gleich-
ſam ſo geſtellt, daß er den Zuſammenhang
der Welt in einem von jenen Geſichtspunk-
ten ſieht. Dich, Freund Medardus, lei-
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[282/0288] nur einige dieſes Einfluſſes wuͤrdigt, oder daß ſein Werk nach ſeiner erſten beſtimmten Anlage ohne fernere Beyhuͤlfe ſeinen ange- wieſnen Gang vor ſich fortgeht. Da nun jede Wirkung auf die vorhergehende Urſache ſo gut paßt, daß dieſe um jener willen da- zuſeyn ſcheint, ſo ſtellen wir uns vor, daß der Stein darum einem Menſchen auf den Kopf faͤllt, weil er getoͤdtet werden ſoll: die Einbildungskraft hat hierbey Raum die Menge zu ihrem Spiel; wenn der Stein ei- nen Menſchen trift, den wir nach unſerm Urtheile fuͤr boͤſe halten, ſo nennen wir es Strafe: trift er einen guten, ſo nennen wir es Schickung, oder wie es uns ſonſt beliebt. Aber allzeit iſt es blos unſre Erfindung, unſre Vorſtellung, die wir nie zu einiger Evidenz erheben koͤnnen. — Jeder Menſch wird durch Erziehung, Unterricht, natuͤrli- che Anlagen und Neigungen zu einer von die- ſen Vorſtellungsarten hingeriſſen und gleich- ſam ſo geſtellt, daß er den Zuſammenhang der Welt in einem von jenen Geſichtspunk- ten ſieht. Dich, Freund Medardus, lei- teten die Umſtaͤnde auf das Syſtem der Vor- ſehung, mich auf das andre. Wir wollen nicht

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/288>, abgerufen am 22.12.2024.