unser Verwandte starb, wovon jeder eine rechtmäßige Foderung zu seyn schien; die Schwierigkeiten waren unendlich, und wir würden unsre Erbschaft noch nicht gehoben haben, wenn wir uns nicht entschlossen hät- ten, ihm das Stück Landes zu überlassen, das die Ursache seiner Verfolgung war. Wir mußten unsern Bedrücker liebkosen, ihm ein Geschenk damit machen und noch oben drein allen Schein der Bestechung sorgfäl- tig vermeiden, und in kurzer Zeit waren wir die ruhigen Besitzer unsrer Erbschaft. --
Alles dieß that Fromal? --
Er that noch mehr als alles dieß; wir sind nicht die einzigen, zu deren Unter- drückung er seine Gewalt mißbrauchte. --
Komm! wir müssen ihn bessern oder stra- fen! -- Er war mein Freund, sein Herz war gut, ich will ihn sprechen, er wird mich hören; schon einen meiner Freunde habe ich von dem Wege der Unterdrückung zurückge- bracht, warum nicht auch diesen? -- So bald Du in sein Gebiet wieder gehst, so nimm mich mit Dir! Er muß ein gerechter oder kein Befehlshaber seyn. --
Wenn
unſer Verwandte ſtarb, wovon jeder eine rechtmaͤßige Foderung zu ſeyn ſchien; die Schwierigkeiten waren unendlich, und wir wuͤrden unſre Erbſchaft noch nicht gehoben haben, wenn wir uns nicht entſchloſſen haͤt- ten, ihm das Stuͤck Landes zu uͤberlaſſen, das die Urſache ſeiner Verfolgung war. Wir mußten unſern Bedruͤcker liebkoſen, ihm ein Geſchenk damit machen und noch oben drein allen Schein der Beſtechung ſorgfaͤl- tig vermeiden, und in kurzer Zeit waren wir die ruhigen Beſitzer unſrer Erbſchaft. —
Alles dieß that Fromal? —
Er that noch mehr als alles dieß; wir ſind nicht die einzigen, zu deren Unter- druͤckung er ſeine Gewalt mißbrauchte. —
Komm! wir muͤſſen ihn beſſern oder ſtra- fen! — Er war mein Freund, ſein Herz war gut, ich will ihn ſprechen, er wird mich hoͤren; ſchon einen meiner Freunde habe ich von dem Wege der Unterdruͤckung zuruͤckge- bracht, warum nicht auch dieſen? — So bald Du in ſein Gebiet wieder gehſt, ſo nimm mich mit Dir! Er muß ein gerechter oder kein Befehlshaber ſeyn. —
Wenn
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unſer Verwandte ſtarb, wovon jeder eine
rechtmaͤßige Foderung zu ſeyn ſchien; die
Schwierigkeiten waren unendlich, und wir
wuͤrden unſre Erbſchaft noch nicht gehoben
haben, wenn wir uns nicht entſchloſſen haͤt-
ten, ihm das Stuͤck Landes zu uͤberlaſſen,
das die Urſache ſeiner Verfolgung war.
Wir mußten unſern Bedruͤcker liebkoſen, ihm
ein Geſchenk damit machen und noch oben
drein allen Schein der Beſtechung ſorgfaͤl-
tig vermeiden, und in kurzer Zeit waren wir
die ruhigen Beſitzer unſrer Erbſchaft. —
Alles dieß that Fromal? —
Er that noch mehr als alles dieß; wir
ſind nicht die einzigen, zu deren Unter-
druͤckung er ſeine Gewalt mißbrauchte. —
Komm! wir muͤſſen ihn beſſern oder ſtra-
fen! — Er war mein Freund, ſein Herz
war gut, ich will ihn ſprechen, er wird mich
hoͤren; ſchon einen meiner Freunde habe ich
von dem Wege der Unterdruͤckung zuruͤckge-
bracht, warum nicht auch dieſen? — So
bald Du in ſein Gebiet wieder gehſt, ſo
nimm mich mit Dir! Er muß ein gerechter
oder kein Befehlshaber ſeyn. —
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/268>, abgerufen am 22.12.2024.
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