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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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Nicht lange, nachdem ich diese Würde zu
bekleiden angefangen hatte, entstund Krieg,
und weil das Königreich, wo ich mit mei-
nen übrigen heiligen Kameraden lebte, das
einzige heidnische war, so hielten es die ma-
hometanischen Feinde desselben für ihre erste
Pflicht, alle Spuren des heidnischen Got-
tesdienstes zu vernichten; und die Reihe
traf vor allen Dingen zuerst uns heilige Thie-
re. Als man meine europäische Abkunft
aus meiner Gesichtsfarbe schloß, so nahm
man mich voller Freuden in Triumphe mit
sich fort *): doch mein Trupp wurde von
den Feinden zerstreut, man ließ mich zurück,
und ich entfloh den schwarzen Barbaren.

Ich irrte herum und stieß auf eine Kara-
vane, die nach Nigritien gieng. Es waren
Europäer dabey, die mich verstunden; ich
bat um Aufnahme und erlangte sie. Was
sollst du in Nigritien, unter den kohlschwar-
zen Kreaturen? dachte ich. Siehst Du, Brü-
derchen? ich wußte aus einer alten Geogra-
phie, daß weiter herunter die Goldküste

liegt:
*) Dies war vermuthlich einer von den Königen,
die mit aller Gewalt eine weiße Gesandschaft
aus dem Norden haben wollten.

Nicht lange, nachdem ich dieſe Wuͤrde zu
bekleiden angefangen hatte, entſtund Krieg,
und weil das Koͤnigreich, wo ich mit mei-
nen uͤbrigen heiligen Kameraden lebte, das
einzige heidniſche war, ſo hielten es die ma-
hometaniſchen Feinde deſſelben fuͤr ihre erſte
Pflicht, alle Spuren des heidniſchen Got-
tesdienſtes zu vernichten; und die Reihe
traf vor allen Dingen zuerſt uns heilige Thie-
re. Als man meine europaͤiſche Abkunft
aus meiner Geſichtsfarbe ſchloß, ſo nahm
man mich voller Freuden in Triumphe mit
ſich fort *): doch mein Trupp wurde von
den Feinden zerſtreut, man ließ mich zuruͤck,
und ich entfloh den ſchwarzen Barbaren.

Ich irrte herum und ſtieß auf eine Kara-
vane, die nach Nigritien gieng. Es waren
Europaͤer dabey, die mich verſtunden; ich
bat um Aufnahme und erlangte ſie. Was
ſollſt du in Nigritien, unter den kohlſchwar-
zen Kreaturen? dachte ich. Siehſt Du, Bruͤ-
derchen? ich wußte aus einer alten Geogra-
phie, daß weiter herunter die Goldkuͤſte

liegt:
*) Dies war vermuthlich einer von den Koͤnigen,
die mit aller Gewalt eine weiße Geſandſchaft
aus dem Norden haben wollten.
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[18/0024] Nicht lange, nachdem ich dieſe Wuͤrde zu bekleiden angefangen hatte, entſtund Krieg, und weil das Koͤnigreich, wo ich mit mei- nen uͤbrigen heiligen Kameraden lebte, das einzige heidniſche war, ſo hielten es die ma- hometaniſchen Feinde deſſelben fuͤr ihre erſte Pflicht, alle Spuren des heidniſchen Got- tesdienſtes zu vernichten; und die Reihe traf vor allen Dingen zuerſt uns heilige Thie- re. Als man meine europaͤiſche Abkunft aus meiner Geſichtsfarbe ſchloß, ſo nahm man mich voller Freuden in Triumphe mit ſich fort *): doch mein Trupp wurde von den Feinden zerſtreut, man ließ mich zuruͤck, und ich entfloh den ſchwarzen Barbaren. Ich irrte herum und ſtieß auf eine Kara- vane, die nach Nigritien gieng. Es waren Europaͤer dabey, die mich verſtunden; ich bat um Aufnahme und erlangte ſie. Was ſollſt du in Nigritien, unter den kohlſchwar- zen Kreaturen? dachte ich. Siehſt Du, Bruͤ- derchen? ich wußte aus einer alten Geogra- phie, daß weiter herunter die Goldkuͤſte liegt: *) Dies war vermuthlich einer von den Koͤnigen, die mit aller Gewalt eine weiße Geſandſchaft aus dem Norden haben wollten.

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/24>, abgerufen am 24.11.2024.