Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

König auf Belphegorn, und über der wechsel-
seitigen unaufhörlichen Betrachtung vergaßen
sie lange, daß sie zusammengekommen wa-
ren, um sich zu sprechen. Belphegor ließ
in der Verwirrung sich einen europäischen
Ausruf entfahren, den der König in der
nämlichen Sprache beantwortete, und sehr
bald war es entwickelt, daß auf dem nie-
meamayischen Thron -- der Herr Medar-
dus, Magister der Philosophie und freyen
Künste, sein bester Freund, saß. Sie be-
willkommten und freuten sich einige Zeit,
worauf Belphegor seinem wiedergefundenen
Freunde die Absicht seines Besuchs bekannt
machte; man kehrte sogleich Anstalten vor,
dem gefährlichen Streiche zuvorzukommen,
setzte den boshaften Unternehmer desselben
gefangen, bestrafte ihn und that andre so
alltägliche Sachen, daß ich mich schäme,
eine darunter zu berühren.

Nachdem man sich hinlänglich über das
Unvermuthete dieser Zusammenkunft gewun-
dert hatte, so fand sich bey beyden die Neu-
begierde ein, zu wissen, wie sie möglich war.
Belphegor that seinem königlichen Freunde
seiner Seits bald völlige Genüge und dankte

ihm
B

Koͤnig auf Belphegorn, und uͤber der wechſel-
ſeitigen unaufhoͤrlichen Betrachtung vergaßen
ſie lange, daß ſie zuſammengekommen wa-
ren, um ſich zu ſprechen. Belphegor ließ
in der Verwirrung ſich einen europaͤiſchen
Ausruf entfahren, den der Koͤnig in der
naͤmlichen Sprache beantwortete, und ſehr
bald war es entwickelt, daß auf dem nie-
meamayiſchen Thron — der Herr Medar-
dus, Magiſter der Philoſophie und freyen
Kuͤnſte, ſein beſter Freund, ſaß. Sie be-
willkommten und freuten ſich einige Zeit,
worauf Belphegor ſeinem wiedergefundenen
Freunde die Abſicht ſeines Beſuchs bekannt
machte; man kehrte ſogleich Anſtalten vor,
dem gefaͤhrlichen Streiche zuvorzukommen,
ſetzte den boshaften Unternehmer deſſelben
gefangen, beſtrafte ihn und that andre ſo
alltaͤgliche Sachen, daß ich mich ſchaͤme,
eine darunter zu beruͤhren.

Nachdem man ſich hinlaͤnglich uͤber das
Unvermuthete dieſer Zuſammenkunft gewun-
dert hatte, ſo fand ſich bey beyden die Neu-
begierde ein, zu wiſſen, wie ſie moͤglich war.
Belphegor that ſeinem koͤniglichen Freunde
ſeiner Seits bald voͤllige Genuͤge und dankte

ihm
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="15"/>
Ko&#x0364;nig auf Belphegorn, und u&#x0364;ber der wech&#x017F;el-<lb/>
&#x017F;eitigen unaufho&#x0364;rlichen Betrachtung vergaßen<lb/>
&#x017F;ie lange, daß &#x017F;ie zu&#x017F;ammengekommen wa-<lb/>
ren, um &#x017F;ich zu &#x017F;prechen. Belphegor ließ<lb/>
in der Verwirrung &#x017F;ich einen europa&#x0364;i&#x017F;chen<lb/>
Ausruf entfahren, den der Ko&#x0364;nig in der<lb/>
na&#x0364;mlichen Sprache beantwortete, und &#x017F;ehr<lb/>
bald war es entwickelt, daß auf dem nie-<lb/>
meamayi&#x017F;chen Thron &#x2014; der Herr Medar-<lb/>
dus, Magi&#x017F;ter der Philo&#x017F;ophie und freyen<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;te, &#x017F;ein be&#x017F;ter Freund, &#x017F;aß. Sie be-<lb/>
willkommten und freuten &#x017F;ich einige Zeit,<lb/>
worauf Belphegor &#x017F;einem wiedergefundenen<lb/>
Freunde die Ab&#x017F;icht &#x017F;eines Be&#x017F;uchs bekannt<lb/>
machte; man kehrte &#x017F;ogleich An&#x017F;talten vor,<lb/>
dem gefa&#x0364;hrlichen Streiche zuvorzukommen,<lb/>
&#x017F;etzte den boshaften Unternehmer de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
gefangen, be&#x017F;trafte ihn und that andre &#x017F;o<lb/>
allta&#x0364;gliche Sachen, daß ich mich &#x017F;cha&#x0364;me,<lb/>
eine darunter zu beru&#x0364;hren.</p><lb/>
        <p>Nachdem man &#x017F;ich hinla&#x0364;nglich u&#x0364;ber das<lb/>
Unvermuthete die&#x017F;er Zu&#x017F;ammenkunft gewun-<lb/>
dert hatte, &#x017F;o fand &#x017F;ich bey beyden die Neu-<lb/>
begierde ein, zu wi&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;ie mo&#x0364;glich war.<lb/>
Belphegor that &#x017F;einem ko&#x0364;niglichen Freunde<lb/>
&#x017F;einer Seits bald vo&#x0364;llige Genu&#x0364;ge und dankte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">ihm</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0021] Koͤnig auf Belphegorn, und uͤber der wechſel- ſeitigen unaufhoͤrlichen Betrachtung vergaßen ſie lange, daß ſie zuſammengekommen wa- ren, um ſich zu ſprechen. Belphegor ließ in der Verwirrung ſich einen europaͤiſchen Ausruf entfahren, den der Koͤnig in der naͤmlichen Sprache beantwortete, und ſehr bald war es entwickelt, daß auf dem nie- meamayiſchen Thron — der Herr Medar- dus, Magiſter der Philoſophie und freyen Kuͤnſte, ſein beſter Freund, ſaß. Sie be- willkommten und freuten ſich einige Zeit, worauf Belphegor ſeinem wiedergefundenen Freunde die Abſicht ſeines Beſuchs bekannt machte; man kehrte ſogleich Anſtalten vor, dem gefaͤhrlichen Streiche zuvorzukommen, ſetzte den boshaften Unternehmer deſſelben gefangen, beſtrafte ihn und that andre ſo alltaͤgliche Sachen, daß ich mich ſchaͤme, eine darunter zu beruͤhren. Nachdem man ſich hinlaͤnglich uͤber das Unvermuthete dieſer Zuſammenkunft gewun- dert hatte, ſo fand ſich bey beyden die Neu- begierde ein, zu wiſſen, wie ſie moͤglich war. Belphegor that ſeinem koͤniglichen Freunde ſeiner Seits bald voͤllige Genuͤge und dankte ihm B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/21
Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/21>, abgerufen am 27.11.2024.