Belphegors Begleiterinn fieng ungeheißen an, ihm etliche Stücke ihrer Geschichte mitzutheilen, und zwar mit dem Tone eines geheimen Kummers, der sich öffnen will, um sich zu erleichtern: allein ihr Zuhörer war mit seinen eignen trübsinnigen Gedanken zu sehr beschäftigt, um von ihrer Erzählung intereßirt zu werden. Sie fuhr demungeach- tet ungehindert fort und versicherte, daß der ganze unübersehliche Faden ihrer grausamen Schicksale von einem gewissen Fromal an- gesponnen sey, dem sie dafür allen Fluch des Himmels und der Erde zur Belohnung an- wünschte.
Belphegor fuhr auf und sah sie unbeweg- lich an. Von einem gewissen Fromal! rief er, wie aus einem Traume erwachend.
Ja, von diesem schändlichsten aller Böse- wichter, der mich verleitete, einen gewissen Belphegor zum Hause hinauszuwerfen --
Einen gewissen Belphegor! unterbrach sie ihr Gefährte erschrocken, doch ohne sich
zu ver-
I 2
Belphegors Begleiterinn fieng ungeheißen an, ihm etliche Stuͤcke ihrer Geſchichte mitzutheilen, und zwar mit dem Tone eines geheimen Kummers, der ſich oͤffnen will, um ſich zu erleichtern: allein ihr Zuhoͤrer war mit ſeinen eignen truͤbſinnigen Gedanken zu ſehr beſchaͤftigt, um von ihrer Erzaͤhlung intereßirt zu werden. Sie fuhr demungeach- tet ungehindert fort und verſicherte, daß der ganze unuͤberſehliche Faden ihrer grauſamen Schickſale von einem gewiſſen Fromal an- geſponnen ſey, dem ſie dafuͤr allen Fluch des Himmels und der Erde zur Belohnung an- wuͤnſchte.
Belphegor fuhr auf und ſah ſie unbeweg- lich an. Von einem gewiſſen Fromal! rief er, wie aus einem Traume erwachend.
Ja, von dieſem ſchaͤndlichſten aller Boͤſe- wichter, der mich verleitete, einen gewiſſen Belphegor zum Hauſe hinauszuwerfen —
Einen gewiſſen Belphegor! unterbrach ſie ihr Gefaͤhrte erſchrocken, doch ohne ſich
zu ver-
I 2
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0135"n="[129]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#in">B</hi>elphegors Begleiterinn fieng ungeheißen<lb/>
an, ihm etliche Stuͤcke ihrer Geſchichte<lb/>
mitzutheilen, und zwar mit dem Tone eines<lb/>
geheimen Kummers, der ſich oͤffnen will, um<lb/>ſich zu erleichtern: allein ihr Zuhoͤrer war<lb/>
mit ſeinen eignen truͤbſinnigen Gedanken zu<lb/>ſehr beſchaͤftigt, um von ihrer Erzaͤhlung<lb/>
intereßirt zu werden. Sie fuhr demungeach-<lb/>
tet ungehindert fort und verſicherte, daß der<lb/>
ganze unuͤberſehliche Faden ihrer grauſamen<lb/>
Schickſale von einem gewiſſen <hirendition="#fr">Fromal</hi> an-<lb/>
geſponnen ſey, dem ſie dafuͤr allen Fluch des<lb/>
Himmels und der Erde zur Belohnung an-<lb/>
wuͤnſchte.</p><lb/><p>Belphegor fuhr auf und ſah ſie unbeweg-<lb/>
lich an. Von einem gewiſſen Fromal! rief<lb/>
er, wie aus einem Traume erwachend.</p><lb/><p>Ja, von dieſem ſchaͤndlichſten aller Boͤſe-<lb/>
wichter, der mich verleitete, einen gewiſſen<lb/><hirendition="#fr">Belphegor</hi> zum Hauſe hinauszuwerfen —</p><lb/><p>Einen gewiſſen Belphegor! unterbrach<lb/>ſie ihr Gefaͤhrte erſchrocken, doch ohne ſich<lb/><fwplace="bottom"type="sig">I 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">zu ver-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[[129]/0135]
Belphegors Begleiterinn fieng ungeheißen
an, ihm etliche Stuͤcke ihrer Geſchichte
mitzutheilen, und zwar mit dem Tone eines
geheimen Kummers, der ſich oͤffnen will, um
ſich zu erleichtern: allein ihr Zuhoͤrer war
mit ſeinen eignen truͤbſinnigen Gedanken zu
ſehr beſchaͤftigt, um von ihrer Erzaͤhlung
intereßirt zu werden. Sie fuhr demungeach-
tet ungehindert fort und verſicherte, daß der
ganze unuͤberſehliche Faden ihrer grauſamen
Schickſale von einem gewiſſen Fromal an-
geſponnen ſey, dem ſie dafuͤr allen Fluch des
Himmels und der Erde zur Belohnung an-
wuͤnſchte.
Belphegor fuhr auf und ſah ſie unbeweg-
lich an. Von einem gewiſſen Fromal! rief
er, wie aus einem Traume erwachend.
Ja, von dieſem ſchaͤndlichſten aller Boͤſe-
wichter, der mich verleitete, einen gewiſſen
Belphegor zum Hauſe hinauszuwerfen —
Einen gewiſſen Belphegor! unterbrach
ſie ihr Gefaͤhrte erſchrocken, doch ohne ſich
zu ver-
I 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. [129]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/135>, abgerufen am 17.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.