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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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wirs ihnen gäben, als wenn wirs verlören:
das wäre ja jammerschade: sie wollten uns
dafür recht hübsch gepuzte Kerle, Laufer, La-
keyen, Heyducken, schöne Pferde, allerliebste
Hunde, hübsche Kutschen zu sehn geben, und
alle Sonntage sollten wir ihr Vivat rufen,
ihnen langes Leben und Wohlergehn wün-
schen, und wenn wir etwas in der Tasche aus
Versehn zurückgelassen hätten, es auf ihre
Gesundheit in ihrem Biere vertrinken. Die
Woche über sollten wir nur hübsch fleißig
seyn, hübsch viele und gesunde Kinder lie-
fern, die auch bald arbeiten und geben könn-
ten, und dabey Gott mit frölichem und zu-
friednem Herzen danken, daß er uns so gnä-
dige Herren beschert hat, die uns nicht leben-
dig schinden, weil sie uns sonst nicht brau-
chen könnten. Des Lebens wurden wir satt;
freyer Tod ist besser als sklavisches Leben;
wir schlugen zu. Achtzehn Schlösser haben
wir schon bis auf den Grundstein zu Pulver
verbrannt, neunzig Grafen und Edelleuten
die Bäuche aufgeschnitten und einen ganzen
Schwarm Edelfrauen bey Strohwischen ge-
braten, samt den schönen Jungen und Jung-
fern, Hunden und Pferden, die sie von un-

wirs ihnen gaͤben, als wenn wirs verloͤren:
das waͤre ja jammerſchade: ſie wollten uns
dafuͤr recht huͤbſch gepuzte Kerle, Laufer, La-
keyen, Heyducken, ſchoͤne Pferde, allerliebſte
Hunde, huͤbſche Kutſchen zu ſehn geben, und
alle Sonntage ſollten wir ihr Vivat rufen,
ihnen langes Leben und Wohlergehn wuͤn-
ſchen, und wenn wir etwas in der Taſche aus
Verſehn zuruͤckgelaſſen haͤtten, es auf ihre
Geſundheit in ihrem Biere vertrinken. Die
Woche uͤber ſollten wir nur huͤbſch fleißig
ſeyn, huͤbſch viele und geſunde Kinder lie-
fern, die auch bald arbeiten und geben koͤnn-
ten, und dabey Gott mit froͤlichem und zu-
friednem Herzen danken, daß er uns ſo gnaͤ-
dige Herren beſchert hat, die uns nicht leben-
dig ſchinden, weil ſie uns ſonſt nicht brau-
chen koͤnnten. Des Lebens wurden wir ſatt;
freyer Tod iſt beſſer als ſklaviſches Leben;
wir ſchlugen zu. Achtzehn Schloͤſſer haben
wir ſchon bis auf den Grundſtein zu Pulver
verbrannt, neunzig Grafen und Edelleuten
die Baͤuche aufgeſchnitten und einen ganzen
Schwarm Edelfrauen bey Strohwiſchen ge-
braten, ſamt den ſchoͤnen Jungen und Jung-
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[43/0063] wirs ihnen gaͤben, als wenn wirs verloͤren: das waͤre ja jammerſchade: ſie wollten uns dafuͤr recht huͤbſch gepuzte Kerle, Laufer, La- keyen, Heyducken, ſchoͤne Pferde, allerliebſte Hunde, huͤbſche Kutſchen zu ſehn geben, und alle Sonntage ſollten wir ihr Vivat rufen, ihnen langes Leben und Wohlergehn wuͤn- ſchen, und wenn wir etwas in der Taſche aus Verſehn zuruͤckgelaſſen haͤtten, es auf ihre Geſundheit in ihrem Biere vertrinken. Die Woche uͤber ſollten wir nur huͤbſch fleißig ſeyn, huͤbſch viele und geſunde Kinder lie- fern, die auch bald arbeiten und geben koͤnn- ten, und dabey Gott mit froͤlichem und zu- friednem Herzen danken, daß er uns ſo gnaͤ- dige Herren beſchert hat, die uns nicht leben- dig ſchinden, weil ſie uns ſonſt nicht brau- chen koͤnnten. Des Lebens wurden wir ſatt; freyer Tod iſt beſſer als ſklaviſches Leben; wir ſchlugen zu. Achtzehn Schloͤſſer haben wir ſchon bis auf den Grundſtein zu Pulver verbrannt, neunzig Grafen und Edelleuten die Baͤuche aufgeſchnitten und einen ganzen Schwarm Edelfrauen bey Strohwiſchen ge- braten, ſamt den ſchoͤnen Jungen und Jung- fern, Hunden und Pferden, die ſie von un-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/63>, abgerufen am 24.11.2024.