Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Ein Wort über Ungerechtigkeiten zu verlieren!
sagte sich Belphegor, als er in Sicherheit zu
seyn glaubte. -- O grausame Akante! in
alles dieses Unglück hast du mich gestürzt! --
Akante! Akante!

Diesen Ausruf that er, nachdem er zwölf
Stunden in einem Zuge gelaufen war und
sich izt ermattet in einem frischen Birkenbüsch-
chen niederließ, wo er sicher vor allem Nach-
setzen auszuruhen gedachte. Er war im Lan-
de der Lettomanier. Kaum hatte er Athem
geschöpft, als er ein barbarisches Geschrey
aus der Ferne hörte, als wenn Pygmäer und
Kraniche zusammen kämpften. -- Schon wie-
der etwas! dachte er; aber meinethalben
schlagt ihr euch in Millionen Stücken; ich
will zusehn.

Das Geschrey wurde immer stärker, im-
mer näher, und Belphegor immer unruhiger,
als sich endlich ein ganzer Haufe Bauern in
den Busch hereinstürzte, wo er verborgen
saß. Hier sind wir sicher, sprachen sie und
lagerten sich. Das war ein warmer Tag! --
Andre brachten ein Faß mit einem Triumph-
geschrey herzugeschleppt, das die Gelagerten

Ein Wort uͤber Ungerechtigkeiten zu verlieren!
ſagte ſich Belphegor, als er in Sicherheit zu
ſeyn glaubte. — O grauſame Akante! in
alles dieſes Ungluͤck haſt du mich geſtuͤrzt! —
Akante! Akante!

Dieſen Ausruf that er, nachdem er zwoͤlf
Stunden in einem Zuge gelaufen war und
ſich izt ermattet in einem friſchen Birkenbuͤſch-
chen niederließ, wo er ſicher vor allem Nach-
ſetzen auszuruhen gedachte. Er war im Lan-
de der Lettomanier. Kaum hatte er Athem
geſchoͤpft, als er ein barbariſches Geſchrey
aus der Ferne hoͤrte, als wenn Pygmaͤer und
Kraniche zuſammen kaͤmpften. — Schon wie-
der etwas! dachte er; aber meinethalben
ſchlagt ihr euch in Millionen Stuͤcken; ich
will zuſehn.

Das Geſchrey wurde immer ſtaͤrker, im-
mer naͤher, und Belphegor immer unruhiger,
als ſich endlich ein ganzer Haufe Bauern in
den Buſch hereinſtuͤrzte, wo er verborgen
ſaß. Hier ſind wir ſicher, ſprachen ſie und
lagerten ſich. Das war ein warmer Tag! —
Andre brachten ein Faß mit einem Triumph-
geſchrey herzugeſchleppt, das die Gelagerten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0060" n="40"/>
Ein Wort u&#x0364;ber Ungerechtigkeiten zu verlieren!<lb/>
&#x017F;agte &#x017F;ich Belphegor, als er in Sicherheit zu<lb/>
&#x017F;eyn glaubte. &#x2014; O grau&#x017F;ame Akante! in<lb/>
alles die&#x017F;es Unglu&#x0364;ck ha&#x017F;t <hi rendition="#fr">du</hi> mich ge&#x017F;tu&#x0364;rzt! &#x2014;<lb/>
Akante! Akante!</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;en Ausruf that er, nachdem er zwo&#x0364;lf<lb/>
Stunden in einem Zuge gelaufen war und<lb/>
&#x017F;ich izt ermattet in einem fri&#x017F;chen Birkenbu&#x0364;&#x017F;ch-<lb/>
chen niederließ, wo er &#x017F;icher vor allem Nach-<lb/>
&#x017F;etzen auszuruhen gedachte. Er war im Lan-<lb/>
de der <hi rendition="#fr">Lettomanier.</hi> Kaum hatte er Athem<lb/>
ge&#x017F;cho&#x0364;pft, als er ein barbari&#x017F;ches Ge&#x017F;chrey<lb/>
aus der Ferne ho&#x0364;rte, als wenn Pygma&#x0364;er und<lb/>
Kraniche zu&#x017F;ammen ka&#x0364;mpften. &#x2014; Schon wie-<lb/>
der etwas! dachte er; aber meinethalben<lb/>
&#x017F;chlagt ihr euch in Millionen Stu&#x0364;cken; ich<lb/>
will zu&#x017F;ehn.</p><lb/>
        <p>Das Ge&#x017F;chrey wurde immer &#x017F;ta&#x0364;rker, im-<lb/>
mer na&#x0364;her, und Belphegor immer unruhiger,<lb/>
als &#x017F;ich endlich ein ganzer Haufe Bauern in<lb/>
den Bu&#x017F;ch herein&#x017F;tu&#x0364;rzte, wo er verborgen<lb/>
&#x017F;aß. Hier &#x017F;ind wir &#x017F;icher, &#x017F;prachen &#x017F;ie und<lb/>
lagerten &#x017F;ich. Das war ein warmer Tag! &#x2014;<lb/>
Andre brachten ein Faß mit einem Triumph-<lb/>
ge&#x017F;chrey herzuge&#x017F;chleppt, das die Gelagerten<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0060] Ein Wort uͤber Ungerechtigkeiten zu verlieren! ſagte ſich Belphegor, als er in Sicherheit zu ſeyn glaubte. — O grauſame Akante! in alles dieſes Ungluͤck haſt du mich geſtuͤrzt! — Akante! Akante! Dieſen Ausruf that er, nachdem er zwoͤlf Stunden in einem Zuge gelaufen war und ſich izt ermattet in einem friſchen Birkenbuͤſch- chen niederließ, wo er ſicher vor allem Nach- ſetzen auszuruhen gedachte. Er war im Lan- de der Lettomanier. Kaum hatte er Athem geſchoͤpft, als er ein barbariſches Geſchrey aus der Ferne hoͤrte, als wenn Pygmaͤer und Kraniche zuſammen kaͤmpften. — Schon wie- der etwas! dachte er; aber meinethalben ſchlagt ihr euch in Millionen Stuͤcken; ich will zuſehn. Das Geſchrey wurde immer ſtaͤrker, im- mer naͤher, und Belphegor immer unruhiger, als ſich endlich ein ganzer Haufe Bauern in den Buſch hereinſtuͤrzte, wo er verborgen ſaß. Hier ſind wir ſicher, ſprachen ſie und lagerten ſich. Das war ein warmer Tag! — Andre brachten ein Faß mit einem Triumph- geſchrey herzugeſchleppt, das die Gelagerten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/60
Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/60>, abgerufen am 23.11.2024.