achtjähriger Bube einen Schwachen von ge- ringerm Alter an den Haaren siegreich neben sich herschleppte, während daß die ganze Begleitung den Trinmphirenden mit einem einstimmigen Jubel erhub, und hingegen dem Ueberwundnen von Zeit zu Zeit Koth oder Schimpfwörter zuwarf. Der Anblick be- wegte Belphegorn: seine mitleidige Guther- zigkeit spornte ihn an, dem unbarmherzigen Sieger seine Beute aus den Händen zu reis- sen, und ihn wegen seiner Grausamkeit zu vernehmen. Auf seine Erkundigung nach der Ursache des Streites erfuhr er von einem unpartheiischen Zuschauer, daß die beiden Streitenden zween Pachterssöhne waren, daß sie beide kleine Gärtchen zu ihrem Vergnügen sich neben einander gemacht hatten, daß der ältre allmählich dem jüngern beinahe die Hälfte von dem seinigen betriegerisch abge- zwackt, daß der Beraubte sich darüber be- klagt, daß ihn der andre ausgelacht und endlich herausgefodert habe: darauf hatte er die noch übrige Hälfte von des Jüngern Garten verwüstet, und da dieser das Recht der Selbstvertheidigung seinen Verheerungen entgegen setzen wollte, so übermannte ihn der
achtjaͤhriger Bube einen Schwachen von ge- ringerm Alter an den Haaren ſiegreich neben ſich herſchleppte, waͤhrend daß die ganze Begleitung den Trinmphirenden mit einem einſtimmigen Jubel erhub, und hingegen dem Ueberwundnen von Zeit zu Zeit Koth oder Schimpfwoͤrter zuwarf. Der Anblick be- wegte Belphegorn: ſeine mitleidige Guther- zigkeit ſpornte ihn an, dem unbarmherzigen Sieger ſeine Beute aus den Haͤnden zu reiſ- ſen, und ihn wegen ſeiner Grauſamkeit zu vernehmen. Auf ſeine Erkundigung nach der Urſache des Streites erfuhr er von einem unpartheiiſchen Zuſchauer, daß die beiden Streitenden zween Pachtersſoͤhne waren, daß ſie beide kleine Gaͤrtchen zu ihrem Vergnuͤgen ſich neben einander gemacht hatten, daß der aͤltre allmaͤhlich dem juͤngern beinahe die Haͤlfte von dem ſeinigen betriegeriſch abge- zwackt, daß der Beraubte ſich daruͤber be- klagt, daß ihn der andre ausgelacht und endlich herausgefodert habe: darauf hatte er die noch uͤbrige Haͤlfte von des Juͤngern Garten verwuͤſtet, und da dieſer das Recht der Selbſtvertheidigung ſeinen Verheerungen entgegen ſetzen wollte, ſo uͤbermannte ihn der
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achtjaͤhriger Bube einen Schwachen von ge-
ringerm Alter an den Haaren ſiegreich neben
ſich herſchleppte, waͤhrend daß die ganze
Begleitung den Trinmphirenden mit einem
einſtimmigen Jubel erhub, und hingegen dem
Ueberwundnen von Zeit zu Zeit Koth oder
Schimpfwoͤrter zuwarf. Der Anblick be-
wegte Belphegorn: ſeine mitleidige Guther-
zigkeit ſpornte ihn an, dem unbarmherzigen
Sieger ſeine Beute aus den Haͤnden zu reiſ-
ſen, und ihn wegen ſeiner Grauſamkeit zu
vernehmen. Auf ſeine Erkundigung nach der
Urſache des Streites erfuhr er von einem
unpartheiiſchen Zuſchauer, daß die beiden
Streitenden zween Pachtersſoͤhne waren, daß
ſie beide kleine Gaͤrtchen zu ihrem Vergnuͤgen
ſich neben einander gemacht hatten, daß der
aͤltre allmaͤhlich dem juͤngern beinahe die
Haͤlfte von dem ſeinigen betriegeriſch abge-
zwackt, daß der Beraubte ſich daruͤber be-
klagt, daß ihn der andre ausgelacht und
endlich herausgefodert habe: darauf hatte
er die noch uͤbrige Haͤlfte von des Juͤngern
Garten verwuͤſtet, und da dieſer das Recht
der Selbſtvertheidigung ſeinen Verheerungen
entgegen ſetzen wollte, ſo uͤbermannte ihn der
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/38>, abgerufen am 24.11.2024.
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