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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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de Ueberredungen, glänzende Vortheile die
Vernunft des schwachen Menschen so verwir-
ren, seine Eigenliebe so anspornen können,
daß sie sich unser ganz bemeistert, alle andre
Empfindungen verdrängt und alle Federn
unsrer Thätigkeit allein nach ihrem Zuge
spielen läßt: doch den heiligsten Schwur thät
ich gleich, ohne Furcht vor Meineid, daß ihre
Obermachtin mir niemals bis zur grausen Un-
terdrückung anwachsen soll. -- Welche Betäu-
bung alles Sinnes gehört dazu, mit der Frei-
heit eines Geschöpfes von meiner Art ein Ge-
werbe zu treiben? es zu einem ewigen Skla-
venstande zu bestimmen, wenn es weder Kennt-
niß noch Wahl leitet? es dem Tode auf dem
Wege, oder dem Elende in einem andern
Welttheile entgegenzuführen? und auf diesen
Ruin der Menschheit seinen entehrenden Vor-
theil zu gründen? -- Ja, Fromal, du hast
Recht: die Menschen sind Unterdrücker; die-
ser einzige Fall ist mir Beweises genug. Die
Mutter, um sich ein elendes Leben weniger
elend zu machen, unterdrückt schon in dem
Alter der Unbesonnenheit, der Schwäche ihr
Kind; der englische Sklavenhändler, um für
die erworbnen Reichthümer zu schwelgen, un-

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de Ueberredungen, glaͤnzende Vortheile die
Vernunft des ſchwachen Menſchen ſo verwir-
ren, ſeine Eigenliebe ſo anſpornen koͤnnen,
daß ſie ſich unſer ganz bemeiſtert, alle andre
Empfindungen verdraͤngt und alle Federn
unſrer Thaͤtigkeit allein nach ihrem Zuge
ſpielen laͤßt: doch den heiligſten Schwur thaͤt
ich gleich, ohne Furcht vor Meineid, daß ihre
Obermachtin mir niemals bis zur grauſen Un-
terdruͤckung anwachſen ſoll. — Welche Betaͤu-
bung alles Sinnes gehoͤrt dazu, mit der Frei-
heit eines Geſchoͤpfes von meiner Art ein Ge-
werbe zu treiben? es zu einem ewigen Skla-
venſtande zu beſtimmen, wenn es weder Kennt-
niß noch Wahl leitet? es dem Tode auf dem
Wege, oder dem Elende in einem andern
Welttheile entgegenzufuͤhren? und auf dieſen
Ruin der Menſchheit ſeinen entehrenden Vor-
theil zu gruͤnden? — Ja, Fromal, du haſt
Recht: die Menſchen ſind Unterdruͤcker; die-
ſer einzige Fall iſt mir Beweiſes genug. Die
Mutter, um ſich ein elendes Leben weniger
elend zu machen, unterdruͤckt ſchon in dem
Alter der Unbeſonnenheit, der Schwaͤche ihr
Kind; der engliſche Sklavenhaͤndler, um fuͤr
die erworbnen Reichthuͤmer zu ſchwelgen, un-

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[275/0295] de Ueberredungen, glaͤnzende Vortheile die Vernunft des ſchwachen Menſchen ſo verwir- ren, ſeine Eigenliebe ſo anſpornen koͤnnen, daß ſie ſich unſer ganz bemeiſtert, alle andre Empfindungen verdraͤngt und alle Federn unſrer Thaͤtigkeit allein nach ihrem Zuge ſpielen laͤßt: doch den heiligſten Schwur thaͤt ich gleich, ohne Furcht vor Meineid, daß ihre Obermachtin mir niemals bis zur grauſen Un- terdruͤckung anwachſen ſoll. — Welche Betaͤu- bung alles Sinnes gehoͤrt dazu, mit der Frei- heit eines Geſchoͤpfes von meiner Art ein Ge- werbe zu treiben? es zu einem ewigen Skla- venſtande zu beſtimmen, wenn es weder Kennt- niß noch Wahl leitet? es dem Tode auf dem Wege, oder dem Elende in einem andern Welttheile entgegenzufuͤhren? und auf dieſen Ruin der Menſchheit ſeinen entehrenden Vor- theil zu gruͤnden? — Ja, Fromal, du haſt Recht: die Menſchen ſind Unterdruͤcker; die- ſer einzige Fall iſt mir Beweiſes genug. Die Mutter, um ſich ein elendes Leben weniger elend zu machen, unterdruͤckt ſchon in dem Alter der Unbeſonnenheit, der Schwaͤche ihr Kind; der engliſche Sklavenhaͤndler, um fuͤr die erworbnen Reichthuͤmer zu ſchwelgen, un- S 2

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/295>, abgerufen am 22.11.2024.