menschen in den Handel zu bringen. God damn me! Gott verdamme mich, sprach er, wenn ich jemals den angebornen Edelmuth meiner Nation so sehr verläugne, daß ich mit weißen Christen handle! -- Aber, fiel ihm Belphegor ins Wort, sind schwarze Heiden nicht auch Menschen? -- The ordures, das Auskehricht der Menschheit! rief jener. -- Aber -- wollte ihm Belphegor antworten, doch der Mann schien kein Liebhaber vom Di- sputiren zu seyn, sondern kehrte sich hastig um, ein Paar schwarze Mütter zu bezahlen, die aus Dürftigkeit ihrer mütterlichen Em- pfindung auf einige Zeit den Abschied gaben und ihre Kinder dem großdenkenden Englän- der überließen, um sie aufzufüttern, bis sie geschickt wären, in Amerika unter Hunger, Elend und Blöße den Europäern den Kaffe süß zu machen.
Belphegor wünschte sich nur einmal noch so viele Macht, als ihm genommen war, um eine die Menschheit entehrende Unterdrückung, den schändlichsten Handel zu vernichten, wo- von er izt ein Augenzeuge war. Sein bishe- riger Patron, der nach zwo andern Proben deutlich abnahm, daß Belphegor eine ver-
menſchen in den Handel zu bringen. God damn me! Gott verdamme mich, ſprach er, wenn ich jemals den angebornen Edelmuth meiner Nation ſo ſehr verlaͤugne, daß ich mit weißen Chriſten handle! — Aber, fiel ihm Belphegor ins Wort, ſind ſchwarze Heiden nicht auch Menſchen? — The ordures, das Auskehricht der Menſchheit! rief jener. — Aber — wollte ihm Belphegor antworten, doch der Mann ſchien kein Liebhaber vom Di- ſputiren zu ſeyn, ſondern kehrte ſich haſtig um, ein Paar ſchwarze Muͤtter zu bezahlen, die aus Duͤrftigkeit ihrer muͤtterlichen Em- pfindung auf einige Zeit den Abſchied gaben und ihre Kinder dem großdenkenden Englaͤn- der uͤberließen, um ſie aufzufuͤttern, bis ſie geſchickt waͤren, in Amerika unter Hunger, Elend und Bloͤße den Europaͤern den Kaffe ſuͤß zu machen.
Belphegor wuͤnſchte ſich nur einmal noch ſo viele Macht, als ihm genommen war, um eine die Menſchheit entehrende Unterdruͤckung, den ſchaͤndlichſten Handel zu vernichten, wo- von er izt ein Augenzeuge war. Sein bishe- riger Patron, der nach zwo andern Proben deutlich abnahm, daß Belphegor eine ver-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0291"n="271"/>
menſchen in den Handel zu bringen. <hirendition="#aq">God<lb/>
damn me!</hi> Gott verdamme mich, ſprach er,<lb/>
wenn ich jemals den angebornen Edelmuth<lb/>
meiner Nation ſo ſehr verlaͤugne, daß ich mit<lb/>
weißen Chriſten handle! — Aber, fiel ihm<lb/>
Belphegor ins Wort, ſind ſchwarze Heiden<lb/>
nicht auch Menſchen? —<hirendition="#aq">The ordures,</hi> das<lb/>
Auskehricht der Menſchheit! rief jener. —<lb/>
Aber — wollte ihm Belphegor antworten,<lb/>
doch der Mann ſchien kein Liebhaber vom Di-<lb/>ſputiren zu ſeyn, ſondern kehrte ſich haſtig<lb/>
um, ein Paar ſchwarze Muͤtter zu bezahlen,<lb/>
die aus Duͤrftigkeit ihrer muͤtterlichen Em-<lb/>
pfindung auf einige Zeit den Abſchied gaben<lb/>
und ihre Kinder dem großdenkenden Englaͤn-<lb/>
der uͤberließen, um ſie aufzufuͤttern, bis ſie<lb/>
geſchickt waͤren, in Amerika unter Hunger,<lb/>
Elend und Bloͤße den Europaͤern den Kaffe<lb/>ſuͤß zu machen.</p><lb/><p>Belphegor wuͤnſchte ſich nur einmal noch<lb/>ſo viele Macht, als ihm genommen war, um<lb/>
eine die Menſchheit entehrende Unterdruͤckung,<lb/>
den ſchaͤndlichſten Handel zu vernichten, wo-<lb/>
von er izt ein Augenzeuge war. Sein bishe-<lb/>
riger Patron, der nach zwo andern Proben<lb/>
deutlich abnahm, daß Belphegor eine ver-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[271/0291]
menſchen in den Handel zu bringen. God
damn me! Gott verdamme mich, ſprach er,
wenn ich jemals den angebornen Edelmuth
meiner Nation ſo ſehr verlaͤugne, daß ich mit
weißen Chriſten handle! — Aber, fiel ihm
Belphegor ins Wort, ſind ſchwarze Heiden
nicht auch Menſchen? — The ordures, das
Auskehricht der Menſchheit! rief jener. —
Aber — wollte ihm Belphegor antworten,
doch der Mann ſchien kein Liebhaber vom Di-
ſputiren zu ſeyn, ſondern kehrte ſich haſtig
um, ein Paar ſchwarze Muͤtter zu bezahlen,
die aus Duͤrftigkeit ihrer muͤtterlichen Em-
pfindung auf einige Zeit den Abſchied gaben
und ihre Kinder dem großdenkenden Englaͤn-
der uͤberließen, um ſie aufzufuͤttern, bis ſie
geſchickt waͤren, in Amerika unter Hunger,
Elend und Bloͤße den Europaͤern den Kaffe
ſuͤß zu machen.
Belphegor wuͤnſchte ſich nur einmal noch
ſo viele Macht, als ihm genommen war, um
eine die Menſchheit entehrende Unterdruͤckung,
den ſchaͤndlichſten Handel zu vernichten, wo-
von er izt ein Augenzeuge war. Sein bishe-
riger Patron, der nach zwo andern Proben
deutlich abnahm, daß Belphegor eine ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/291>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.