Der Ruf von der Gesandschaft des großen Königs aus dem Norden war bis zu allen umliegenden Nazibs durchgedrungen: der sie empfangen hatte und also wohl wußte, daß sie seine eigne Veranstaltung war, wurde doch auf den bloßen Gedanken daran so stolz, daß er schon willens war, dem Könige von Segelmesse Gehorsam und Tribut aufzu- kündigen; ob er gleich wußte, daß seine Macht uicht um ein Haarbreit durch diese vermeinte Ehre gewachsen war, so kam er doch im Ernst auf den Einfall, sich zu einem Kriege wider ihn zu rüsten, wenn er sich seiner Aufkündi- gung widersetzen sollte.
Er hatte nicht nöthig, sich mit langem Nachsinnen über einen Operationsplan das Gehirn zu beschweren, als ihn schon die Noth zwang, einen für seine Rettung auszudenken. Alle Könige von seiner Klasse hatte die Ehre, der empfangnen Gesandschaft wider ihn auf- gebracht: sie wollten den Mann demüthigen, der ihnen an Ruhm so überlegen war. Sie verbanden sich zu einem fürchterlichen Kriege wider ihn, und mitten in dem Genusse seiner Größe überfielen sie ihn, wie ein Donner- schlag. Der erste Einfall in sein Reich war
Der Ruf von der Geſandſchaft des großen Koͤnigs aus dem Norden war bis zu allen umliegenden Nazibs durchgedrungen: der ſie empfangen hatte und alſo wohl wußte, daß ſie ſeine eigne Veranſtaltung war, wurde doch auf den bloßen Gedanken daran ſo ſtolz, daß er ſchon willens war, dem Koͤnige von Segelmeſſe Gehorſam und Tribut aufzu- kuͤndigen; ob er gleich wußte, daß ſeine Macht uicht um ein Haarbreit durch dieſe vermeinte Ehre gewachſen war, ſo kam er doch im Ernſt auf den Einfall, ſich zu einem Kriege wider ihn zu ruͤſten, wenn er ſich ſeiner Aufkuͤndi- gung widerſetzen ſollte.
Er hatte nicht noͤthig, ſich mit langem Nachſinnen uͤber einen Operationsplan das Gehirn zu beſchweren, als ihn ſchon die Noth zwang, einen fuͤr ſeine Rettung auszudenken. Alle Koͤnige von ſeiner Klaſſe hatte die Ehre, der empfangnen Geſandſchaft wider ihn auf- gebracht: ſie wollten den Mann demuͤthigen, der ihnen an Ruhm ſo uͤberlegen war. Sie verbanden ſich zu einem fuͤrchterlichen Kriege wider ihn, und mitten in dem Genuſſe ſeiner Groͤße uͤberfielen ſie ihn, wie ein Donner- ſchlag. Der erſte Einfall in ſein Reich war
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Der Ruf von der Geſandſchaft des großen
Koͤnigs aus dem Norden war bis zu allen
umliegenden Nazibs durchgedrungen: der
ſie empfangen hatte und alſo wohl wußte,
daß ſie ſeine eigne Veranſtaltung war, wurde
doch auf den bloßen Gedanken daran ſo ſtolz,
daß er ſchon willens war, dem Koͤnige von
Segelmeſſe Gehorſam und Tribut aufzu-
kuͤndigen; ob er gleich wußte, daß ſeine Macht
uicht um ein Haarbreit durch dieſe vermeinte
Ehre gewachſen war, ſo kam er doch im Ernſt
auf den Einfall, ſich zu einem Kriege wider
ihn zu ruͤſten, wenn er ſich ſeiner Aufkuͤndi-
gung widerſetzen ſollte.
Er hatte nicht noͤthig, ſich mit langem
Nachſinnen uͤber einen Operationsplan das
Gehirn zu beſchweren, als ihn ſchon die Noth
zwang, einen fuͤr ſeine Rettung auszudenken.
Alle Koͤnige von ſeiner Klaſſe hatte die Ehre,
der empfangnen Geſandſchaft wider ihn auf-
gebracht: ſie wollten den Mann demuͤthigen,
der ihnen an Ruhm ſo uͤberlegen war. Sie
verbanden ſich zu einem fuͤrchterlichen Kriege
wider ihn, und mitten in dem Genuſſe ſeiner
Groͤße uͤberfielen ſie ihn, wie ein Donner-
ſchlag. Der erſte Einfall in ſein Reich war
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/272>, abgerufen am 22.11.2024.
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