Jder Fremde, daß du ein unzufriedner oder ein unglücklicher Mensch bist: in beiden Fällen bist du kein Mann für mich; denn ich kann dir nicht helfen, und mich mit dir zu grämen, habe ich keine Lust. Sey munter und lustig! und ich setze mich zu dir, so schwatzen wir eins zusammen. Willst du? -- oder lebe wohl! --
Jndem kehrte Belphegor, der ihm bisher den Rücken zugewandt hatte, weil ihm seine Hüftschmerzen die Bewegung des Umdrehens verboten, sich mit dem Gesichte und dem Oberleibe, so viel er konnte, nach jenem um, und -- ach! Belphegor! rief der Andre und stieg vom Pferde -- guter Mann! Bist Du es? -- Nein, so muß ich wissen, was dir fehlt. -- Mit diesen Worten band er sein Pferd an eine Stange und sezte sich zu Bel- phegorn nieder. -- Wunderlicher Mann! was hast du denn? sagte er, indem er den rechten Arm um ihn schlang und ihn an seine Seite drückte.
Ach, Freund Fromal! -- war Belphe- gors seufzende Antwort, wobey er, sich win- dend, die Arme seines Freundes losmachte:
Jder Fremde, daß du ein unzufriedner oder ein ungluͤcklicher Menſch biſt: in beiden Faͤllen biſt du kein Mann fuͤr mich; denn ich kann dir nicht helfen, und mich mit dir zu graͤmen, habe ich keine Luſt. Sey munter und luſtig! und ich ſetze mich zu dir, ſo ſchwatzen wir eins zuſammen. Willſt du? — oder lebe wohl! —
Jndem kehrte Belphegor, der ihm bisher den Ruͤcken zugewandt hatte, weil ihm ſeine Huͤftſchmerzen die Bewegung des Umdrehens verboten, ſich mit dem Geſichte und dem Oberleibe, ſo viel er konnte, nach jenem um, und — ach! Belphegor! rief der Andre und ſtieg vom Pferde — guter Mann! Biſt Du es? — Nein, ſo muß ich wiſſen, was dir fehlt. — Mit dieſen Worten band er ſein Pferd an eine Stange und ſezte ſich zu Bel- phegorn nieder. — Wunderlicher Mann! was haſt du denn? ſagte er, indem er den rechten Arm um ihn ſchlang und ihn an ſeine Seite druͤckte.
Ach, Freund Fromal! — war Belphe- gors ſeufzende Antwort, wobey er, ſich win- dend, die Arme ſeines Freundes losmachte:
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0026"n="6"/>
Jder Fremde, daß du ein unzufriedner oder ein<lb/>
ungluͤcklicher Menſch biſt: in beiden Faͤllen<lb/>
biſt du kein Mann fuͤr mich; denn ich kann<lb/>
dir nicht helfen, und mich mit dir zu graͤmen,<lb/>
habe ich keine Luſt. Sey munter und luſtig!<lb/>
und ich ſetze mich zu dir, ſo ſchwatzen wir<lb/>
eins zuſammen. Willſt du? — oder lebe<lb/>
wohl! —</p><lb/><p>Jndem kehrte Belphegor, der ihm bisher<lb/>
den Ruͤcken zugewandt hatte, weil ihm ſeine<lb/>
Huͤftſchmerzen die Bewegung des Umdrehens<lb/>
verboten, ſich mit dem Geſichte und dem<lb/>
Oberleibe, ſo viel er konnte, nach jenem um,<lb/>
und — ach! Belphegor! rief der Andre und<lb/>ſtieg vom Pferde — guter Mann! Biſt <hirendition="#fr">Du</hi><lb/>
es? — Nein, ſo muß ich wiſſen, was dir<lb/>
fehlt. — Mit dieſen Worten band er ſein<lb/>
Pferd an eine Stange und ſezte ſich zu Bel-<lb/>
phegorn nieder. — Wunderlicher Mann!<lb/>
was haſt du denn? ſagte er, indem er den<lb/>
rechten Arm um ihn ſchlang und ihn an ſeine<lb/>
Seite druͤckte.</p><lb/><p>Ach, Freund Fromal! — war Belphe-<lb/>
gors ſeufzende Antwort, wobey er, ſich win-<lb/>
dend, die Arme ſeines Freundes losmachte:<lb/></p></div></body></text></TEI>
[6/0026]
Jder Fremde, daß du ein unzufriedner oder ein
ungluͤcklicher Menſch biſt: in beiden Faͤllen
biſt du kein Mann fuͤr mich; denn ich kann
dir nicht helfen, und mich mit dir zu graͤmen,
habe ich keine Luſt. Sey munter und luſtig!
und ich ſetze mich zu dir, ſo ſchwatzen wir
eins zuſammen. Willſt du? — oder lebe
wohl! —
Jndem kehrte Belphegor, der ihm bisher
den Ruͤcken zugewandt hatte, weil ihm ſeine
Huͤftſchmerzen die Bewegung des Umdrehens
verboten, ſich mit dem Geſichte und dem
Oberleibe, ſo viel er konnte, nach jenem um,
und — ach! Belphegor! rief der Andre und
ſtieg vom Pferde — guter Mann! Biſt Du
es? — Nein, ſo muß ich wiſſen, was dir
fehlt. — Mit dieſen Worten band er ſein
Pferd an eine Stange und ſezte ſich zu Bel-
phegorn nieder. — Wunderlicher Mann!
was haſt du denn? ſagte er, indem er den
rechten Arm um ihn ſchlang und ihn an ſeine
Seite druͤckte.
Ach, Freund Fromal! — war Belphe-
gors ſeufzende Antwort, wobey er, ſich win-
dend, die Arme ſeines Freundes losmachte:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/26>, abgerufen am 30.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.