Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.durch ihre priesterliche Wunderkunst beschämt hatten. Aus tückischem priesterlichen Neide thaten sie den unseligen Vorschlag und be- stunden darauf, so sehr auch das Volk aus Dankbarkeit sich demselben widersezte; und konnte ein christlicher Pabst blos um eine an- genommene Grille geltend zu machen, ver- sichern, daß es ihm und Gotte angenehmer wäre, wenn die Priester Schwärme Konku- binen hielten und Millionen unehliche Kinder umbrächten, als daß ein Priester Eine recht- mäßige Frau nähme und Ein rechtmäßiges Kind zeugte, so darf man es einem afrikani- schen Priester um so viel weniger verargen, wenn er aus Neid einen häßlichen Weißen den Lö- wen vorsetzen und lieber undankbar seyn, als eine hergebrachte Gewohnheit übertreten will. Sie beharrten hartnäckig darauf und lasen, ich weis nicht warum, den armen Medardus zum Schlachtopfer aus, während daß er sich bemühte, seinem Freunde die weise Anordnung der menschlichen Begebenheiten und ihre Ab- zweckung zum Guten zu beweisen. Fromal merkte bald, daß eine außerordent- durch ihre prieſterliche Wunderkunſt beſchaͤmt hatten. Aus tuͤckiſchem prieſterlichen Neide thaten ſie den unſeligen Vorſchlag und be- ſtunden darauf, ſo ſehr auch das Volk aus Dankbarkeit ſich demſelben widerſezte; und konnte ein chriſtlicher Pabſt blos um eine an- genommene Grille geltend zu machen, ver- ſichern, daß es ihm und Gotte angenehmer waͤre, wenn die Prieſter Schwaͤrme Konku- binen hielten und Millionen unehliche Kinder umbraͤchten, als daß ein Prieſter Eine recht- maͤßige Frau naͤhme und Ein rechtmaͤßiges Kind zeugte, ſo darf man es einem afrikani- ſchen Prieſter um ſo viel weniger verargen, wenn er aus Neid einen haͤßlichen Weißen den Loͤ- wen vorſetzen und lieber undankbar ſeyn, als eine hergebrachte Gewohnheit uͤbertreten will. Sie beharrten hartnaͤckig darauf und laſen, ich weis nicht warum, den armen Medardus zum Schlachtopfer aus, waͤhrend daß er ſich bemuͤhte, ſeinem Freunde die weiſe Anordnung der menſchlichen Begebenheiten und ihre Ab- zweckung zum Guten zu beweiſen. Fromal merkte bald, daß eine außerordent- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0250" n="230"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> durch ihre prieſterliche Wunderkunſt beſchaͤmt<lb/> hatten. Aus tuͤckiſchem prieſterlichen Neide<lb/> thaten ſie den unſeligen Vorſchlag und be-<lb/> ſtunden darauf, ſo ſehr auch das Volk aus<lb/> Dankbarkeit ſich demſelben widerſezte; und<lb/> konnte ein chriſtlicher Pabſt blos um eine an-<lb/> genommene Grille geltend zu machen, ver-<lb/> ſichern, daß es ihm und Gotte angenehmer<lb/> waͤre, wenn die Prieſter Schwaͤrme Konku-<lb/> binen hielten und Millionen unehliche Kinder<lb/> umbraͤchten, als daß ein Prieſter Eine recht-<lb/> maͤßige Frau naͤhme und Ein rechtmaͤßiges<lb/> Kind zeugte, ſo darf man es einem afrikani-<lb/> ſchen Prieſter um ſo viel weniger verargen, wenn<lb/> er aus Neid einen haͤßlichen Weißen den Loͤ-<lb/> wen vorſetzen und lieber undankbar ſeyn, als<lb/> eine hergebrachte Gewohnheit uͤbertreten will.<lb/> Sie beharrten hartnaͤckig darauf und laſen,<lb/> ich weis nicht warum, den armen Medardus<lb/> zum Schlachtopfer aus, waͤhrend daß er ſich<lb/> bemuͤhte, ſeinem Freunde die weiſe Anordnung<lb/> der menſchlichen Begebenheiten und ihre Ab-<lb/> zweckung zum Guten zu beweiſen.</p><lb/> <p>Fromal merkte bald, daß eine außerordent-<lb/> liche Bewegung unter ſeinen neuen Freunden<lb/> vorgieng, er erkundigte ſich bey ſeinem Nach-<lb/> bar, der ihm durch ſeine Pantomime zur Noth<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [230/0250]
durch ihre prieſterliche Wunderkunſt beſchaͤmt
hatten. Aus tuͤckiſchem prieſterlichen Neide
thaten ſie den unſeligen Vorſchlag und be-
ſtunden darauf, ſo ſehr auch das Volk aus
Dankbarkeit ſich demſelben widerſezte; und
konnte ein chriſtlicher Pabſt blos um eine an-
genommene Grille geltend zu machen, ver-
ſichern, daß es ihm und Gotte angenehmer
waͤre, wenn die Prieſter Schwaͤrme Konku-
binen hielten und Millionen unehliche Kinder
umbraͤchten, als daß ein Prieſter Eine recht-
maͤßige Frau naͤhme und Ein rechtmaͤßiges
Kind zeugte, ſo darf man es einem afrikani-
ſchen Prieſter um ſo viel weniger verargen, wenn
er aus Neid einen haͤßlichen Weißen den Loͤ-
wen vorſetzen und lieber undankbar ſeyn, als
eine hergebrachte Gewohnheit uͤbertreten will.
Sie beharrten hartnaͤckig darauf und laſen,
ich weis nicht warum, den armen Medardus
zum Schlachtopfer aus, waͤhrend daß er ſich
bemuͤhte, ſeinem Freunde die weiſe Anordnung
der menſchlichen Begebenheiten und ihre Ab-
zweckung zum Guten zu beweiſen.
Fromal merkte bald, daß eine außerordent-
liche Bewegung unter ſeinen neuen Freunden
vorgieng, er erkundigte ſich bey ſeinem Nach-
bar, der ihm durch ſeine Pantomime zur Noth
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