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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Fr. Guter Medardus! dafür weis man
schon Mittel. Wenn Alexander sich und sei-
nem Herrn die reine Wahrheit hätte sagen
wollen, so würde er ohngefähr so gesprochen
haben! -- Lieben Kinder! ich will schlechter-
dings, daß die Leute auf der Erde, so weit
sichs nur thun läßt, meinen Namen wissen:
wenn ich ihnen die größten Wohlthaten er-
zeigte, so dankten sie mir vielleicht, und in ei-
nem Jahre wäre ich samt meinen Wohltha-
ten wieder vergessen; und das müßte schon
etwas sehr Großes seyn, wenn es noch so
lange dauern sollte: wie lange würde ich mit
meinem Winkel, Macedonien, zureichen? --
Drum ist es am besten, ich quäle, würge,
morde und verheere so lange, daß es die Leute
so bald nicht wieder verschmerzen können: so
denken sie doch gewiß allemal an mich, wenns
ihnen übel geht: die Spuren meiner Verwü-
stung werden wenigstens auch ein Jahrhun-
dert und länger übrig bleiben: man denkt
allemal an mich, wenn man sie sieht. Kommt!
wir wollen die Perser, Asien und Europa so
lange herumprügeln, bis mich jeder kleine
Junge für einen großen Mann erkennt. Aus-
serdem giebts in Asien Gold und Silber die

N 4


Fr. Guter Medardus! dafuͤr weis man
ſchon Mittel. Wenn Alexander ſich und ſei-
nem Herrn die reine Wahrheit haͤtte ſagen
wollen, ſo wuͤrde er ohngefaͤhr ſo geſprochen
haben! — Lieben Kinder! ich will ſchlechter-
dings, daß die Leute auf der Erde, ſo weit
ſichs nur thun laͤßt, meinen Namen wiſſen:
wenn ich ihnen die groͤßten Wohlthaten er-
zeigte, ſo dankten ſie mir vielleicht, und in ei-
nem Jahre waͤre ich ſamt meinen Wohltha-
ten wieder vergeſſen; und das muͤßte ſchon
etwas ſehr Großes ſeyn, wenn es noch ſo
lange dauern ſollte: wie lange wuͤrde ich mit
meinem Winkel, Macedonien, zureichen? —
Drum iſt es am beſten, ich quaͤle, wuͤrge,
morde und verheere ſo lange, daß es die Leute
ſo bald nicht wieder verſchmerzen koͤnnen: ſo
denken ſie doch gewiß allemal an mich, wenns
ihnen uͤbel geht: die Spuren meiner Verwuͤ-
ſtung werden wenigſtens auch ein Jahrhun-
dert und laͤnger uͤbrig bleiben: man denkt
allemal an mich, wenn man ſie ſieht. Kommt!
wir wollen die Perſer, Aſien und Europa ſo
lange herumpruͤgeln, bis mich jeder kleine
Junge fuͤr einen großen Mann erkennt. Auſ-
ſerdem giebts in Aſien Gold und Silber die

N 4
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[199/0219] Fr. Guter Medardus! dafuͤr weis man ſchon Mittel. Wenn Alexander ſich und ſei- nem Herrn die reine Wahrheit haͤtte ſagen wollen, ſo wuͤrde er ohngefaͤhr ſo geſprochen haben! — Lieben Kinder! ich will ſchlechter- dings, daß die Leute auf der Erde, ſo weit ſichs nur thun laͤßt, meinen Namen wiſſen: wenn ich ihnen die groͤßten Wohlthaten er- zeigte, ſo dankten ſie mir vielleicht, und in ei- nem Jahre waͤre ich ſamt meinen Wohltha- ten wieder vergeſſen; und das muͤßte ſchon etwas ſehr Großes ſeyn, wenn es noch ſo lange dauern ſollte: wie lange wuͤrde ich mit meinem Winkel, Macedonien, zureichen? — Drum iſt es am beſten, ich quaͤle, wuͤrge, morde und verheere ſo lange, daß es die Leute ſo bald nicht wieder verſchmerzen koͤnnen: ſo denken ſie doch gewiß allemal an mich, wenns ihnen uͤbel geht: die Spuren meiner Verwuͤ- ſtung werden wenigſtens auch ein Jahrhun- dert und laͤnger uͤbrig bleiben: man denkt allemal an mich, wenn man ſie ſieht. Kommt! wir wollen die Perſer, Aſien und Europa ſo lange herumpruͤgeln, bis mich jeder kleine Junge fuͤr einen großen Mann erkennt. Auſ- ſerdem giebts in Aſien Gold und Silber die N 4

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/219>, abgerufen am 22.11.2024.