Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.Allerdings ist es eine, auch nach meinem Ge- fühle, so gut als nach dem deinen: aber was kann ich dafür, daß die Natur die Erhaltung des einen Wesen auf die Zerstörung des an- dern gebaut hat; daß sie uns auf dieses Er- denrund gesezt hat, mit einander um Länder, Leben, Ehre, Geld, Vortheil zu fechten: warum entzündete sie diesen allgemeinen Krieg, und drückte mir ein Gefühl ein, das mich treibt, mich allen andern vorzuziehen, und mich quält, wenn ich es gethan habe? war- um stellte sie mich an den engen Jsthmus, entweder mir schaden zu lassen, oder andern zu schaden? -- -- Ey! ey! gewiß ein See- räuber, den ich dort sehe! Gleich wirst du einen traurigen Beweis bekommen, daß in dieser Welt stäter Krieg, und Obergewalt Recht ist. Er schifft verzweifelt hastig auf uns zu: tummer Teufel! dürftige Leute wirst du zu ernähren finden, aber nicht einen Flitter, der dir den Weg bezahlte. -- Himmel! schrie Belphegor, Seeräuber! Allerdings iſt es eine, auch nach meinem Ge- fuͤhle, ſo gut als nach dem deinen: aber was kann ich dafuͤr, daß die Natur die Erhaltung des einen Weſen auf die Zerſtoͤrung des an- dern gebaut hat; daß ſie uns auf dieſes Er- denrund geſezt hat, mit einander um Laͤnder, Leben, Ehre, Geld, Vortheil zu fechten: warum entzuͤndete ſie dieſen allgemeinen Krieg, und druͤckte mir ein Gefuͤhl ein, das mich treibt, mich allen andern vorzuziehen, und mich quaͤlt, wenn ich es gethan habe? war- um ſtellte ſie mich an den engen Jſthmus, entweder mir ſchaden zu laſſen, oder andern zu ſchaden? — — Ey! ey! gewiß ein See- raͤuber, den ich dort ſehe! Gleich wirſt du einen traurigen Beweis bekommen, daß in dieſer Welt ſtaͤter Krieg, und Obergewalt Recht iſt. Er ſchifft verzweifelt haſtig auf uns zu: tummer Teufel! duͤrftige Leute wirſt du zu ernaͤhren finden, aber nicht einen Flitter, der dir den Weg bezahlte. — Himmel! ſchrie Belphegor, Seeraͤuber! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0204" n="184"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Allerdings iſt es eine, auch nach meinem Ge-<lb/> fuͤhle, ſo gut als nach dem deinen: aber was<lb/> kann <hi rendition="#fr">ich</hi> dafuͤr, daß die Natur die Erhaltung<lb/> des einen Weſen auf die Zerſtoͤrung des an-<lb/> dern gebaut hat; daß ſie uns auf dieſes Er-<lb/> denrund geſezt hat, mit einander um Laͤnder,<lb/> Leben, Ehre, Geld, Vortheil zu fechten:<lb/> warum entzuͤndete ſie dieſen allgemeinen Krieg,<lb/> und druͤckte mir ein Gefuͤhl ein, das mich<lb/> treibt, mich allen andern vorzuziehen, und<lb/> mich quaͤlt, wenn ich es gethan habe? war-<lb/> um ſtellte ſie mich an den engen Jſthmus,<lb/> entweder mir ſchaden zu laſſen, oder andern<lb/> zu ſchaden? — — Ey! ey! gewiß ein See-<lb/> raͤuber, den ich dort ſehe! Gleich wirſt du<lb/> einen traurigen Beweis bekommen, daß in<lb/> dieſer Welt ſtaͤter Krieg, und Obergewalt<lb/> Recht iſt. Er ſchifft verzweifelt haſtig auf<lb/> uns zu: tummer Teufel! duͤrftige Leute<lb/> wirſt du zu ernaͤhren finden, aber nicht einen<lb/> Flitter, der dir den Weg bezahlte. —</p><lb/> <p>Himmel! ſchrie Belphegor, Seeraͤuber!<lb/> Was ſollen wir thun? — Uns ihnen erge-<lb/> ben, ſprach Fromal, weil ſie die Staͤrkern<lb/> ſind! Geſchwind unſre Diamanten verbor-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [184/0204]
Allerdings iſt es eine, auch nach meinem Ge-
fuͤhle, ſo gut als nach dem deinen: aber was
kann ich dafuͤr, daß die Natur die Erhaltung
des einen Weſen auf die Zerſtoͤrung des an-
dern gebaut hat; daß ſie uns auf dieſes Er-
denrund geſezt hat, mit einander um Laͤnder,
Leben, Ehre, Geld, Vortheil zu fechten:
warum entzuͤndete ſie dieſen allgemeinen Krieg,
und druͤckte mir ein Gefuͤhl ein, das mich
treibt, mich allen andern vorzuziehen, und
mich quaͤlt, wenn ich es gethan habe? war-
um ſtellte ſie mich an den engen Jſthmus,
entweder mir ſchaden zu laſſen, oder andern
zu ſchaden? — — Ey! ey! gewiß ein See-
raͤuber, den ich dort ſehe! Gleich wirſt du
einen traurigen Beweis bekommen, daß in
dieſer Welt ſtaͤter Krieg, und Obergewalt
Recht iſt. Er ſchifft verzweifelt haſtig auf
uns zu: tummer Teufel! duͤrftige Leute
wirſt du zu ernaͤhren finden, aber nicht einen
Flitter, der dir den Weg bezahlte. —
Himmel! ſchrie Belphegor, Seeraͤuber!
Was ſollen wir thun? — Uns ihnen erge-
ben, ſprach Fromal, weil ſie die Staͤrkern
ſind! Geſchwind unſre Diamanten verbor-
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Zitationshilfe: | Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/204>, abgerufen am 16.02.2025. |