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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Sie ist so menschlich, daß dies die Maxime
aller Zeiten gewesen ist. Warum fodert der
Despot, warum der Monarch, warum die
Republik mein Leben? -- Nicht um meinet-
willen; blos um ihrentwillen: aber sie kön-
nen es fodern, weil sie mich zwingen können;
die Obermacht ist ihr Recht. --

"Aber das Leben dieser Unglücklichen war
"doch so sehr ihr Eigenthum, ihr ohne Un-
"terdrückung
erlangtes Eigenthum --

Keineswegs! Auf die Materialien ihres We-
sens, auf die Theile ihres Bluts, ihrer Le-
bensgeister hatte ich, hatte jeder andre einen
gleichen Anspruch mit ihnen: die Natur
streute die Elemente zu unser aller Leben aus:
der Zufall theilte einem jeden das mit, was
er izt besizt: indem er es bekam, nahm er es
einem andern weg: nimmt es ihm dieser wie-
der, und der Zufall begünstigt ihn --

"Rede noch so subtil! mein Herz wirft
"alle deine Spizfindigkeiten zu Boden. Mei-
"ne Empfindung macht mir den Vorwurf,
"daß ich eine Grausamkeit mit dir begangen
"habe; in meinen Augen bleibt es eine, wenn
"es gleich dein Räsonnement für keine erklärt --

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Sie iſt ſo menſchlich, daß dies die Maxime
aller Zeiten geweſen iſt. Warum fodert der
Deſpot, warum der Monarch, warum die
Republik mein Leben? — Nicht um meinet-
willen; blos um ihrentwillen: aber ſie koͤn-
nen es fodern, weil ſie mich zwingen koͤnnen;
die Obermacht iſt ihr Recht. —

„Aber das Leben dieſer Ungluͤcklichen war
„doch ſo ſehr ihr Eigenthum, ihr ohne Un-
„terdruͤckung
erlangtes Eigenthum —

Keineswegs! Auf die Materialien ihres We-
ſens, auf die Theile ihres Bluts, ihrer Le-
bensgeiſter hatte ich, hatte jeder andre einen
gleichen Anſpruch mit ihnen: die Natur
ſtreute die Elemente zu unſer aller Leben aus:
der Zufall theilte einem jeden das mit, was
er izt beſizt: indem er es bekam, nahm er es
einem andern weg: nimmt es ihm dieſer wie-
der, und der Zufall beguͤnſtigt ihn —

„Rede noch ſo ſubtil! mein Herz wirft
„alle deine Spizfindigkeiten zu Boden. Mei-
„ne Empfindung macht mir den Vorwurf,
„daß ich eine Grauſamkeit mit dir begangen
„habe; in meinen Augen bleibt es eine, wenn
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[183/0203] Sie iſt ſo menſchlich, daß dies die Maxime aller Zeiten geweſen iſt. Warum fodert der Deſpot, warum der Monarch, warum die Republik mein Leben? — Nicht um meinet- willen; blos um ihrentwillen: aber ſie koͤn- nen es fodern, weil ſie mich zwingen koͤnnen; die Obermacht iſt ihr Recht. — „Aber das Leben dieſer Ungluͤcklichen war „doch ſo ſehr ihr Eigenthum, ihr ohne Un- „terdruͤckung erlangtes Eigenthum — Keineswegs! Auf die Materialien ihres We- ſens, auf die Theile ihres Bluts, ihrer Le- bensgeiſter hatte ich, hatte jeder andre einen gleichen Anſpruch mit ihnen: die Natur ſtreute die Elemente zu unſer aller Leben aus: der Zufall theilte einem jeden das mit, was er izt beſizt: indem er es bekam, nahm er es einem andern weg: nimmt es ihm dieſer wie- der, und der Zufall beguͤnſtigt ihn — „Rede noch ſo ſubtil! mein Herz wirft „alle deine Spizfindigkeiten zu Boden. Mei- „ne Empfindung macht mir den Vorwurf, „daß ich eine Grauſamkeit mit dir begangen „habe; in meinen Augen bleibt es eine, wenn „es gleich dein Raͤſonnement fuͤr keine erklaͤrt — M 4

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/203>, abgerufen am 24.11.2024.