Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.Menschheit zu halten und dadurch glücklicher zu werden. -- Meinst du nicht, Freund? redte er den Medardus an. -- Ja, Brüderchen, war seine Antwort, ich Fromal lächelte und fuhr in seiner Erzäh- Menſchheit zu halten und dadurch gluͤcklicher zu werden. — Meinſt du nicht, Freund? redte er den Medardus an. — Ja, Bruͤderchen, war ſeine Antwort, ich Fromal laͤchelte und fuhr in ſeiner Erzaͤh- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0191" n="171"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Menſchheit zu halten und dadurch gluͤcklicher<lb/> zu werden. — Meinſt du nicht, Freund?<lb/> redte er den Medardus an. —</p><lb/> <p>Ja, Bruͤderchen, war ſeine Antwort, ich<lb/> daͤchte ſelber, daß in einem freyen Lande ein<lb/> Krug Apfelwein tauſendmal ſchoͤner ſchmecken<lb/> muͤßte, weil er uͤber eine <hi rendition="#fr">freye</hi> Zunge geht:<lb/> aber wenn nicht ſolche Weiberchen zu haben<lb/> ſind, wie meine verſtorbne, — ey! Schade<lb/> fuͤr die Freiheit! —</p><lb/> <p>Fromal laͤchelte und fuhr in ſeiner Erzaͤh-<lb/> lung fort. — Jn London machte ich die Be-<lb/> kanntſchaft einer ziemlich reichen Kaufmanns-<lb/> wittwe, die wegen einer empfindlichen Be-<lb/> ſchimpfung, die ſie erlitten hatte, den feſten<lb/> Entſchluß faßte, ihr Vaterland zu verlaſſen:<lb/> ich bot ihr meine Begleitung und meine Per-<lb/> ſon an; wir heiratheten einander und zogen<lb/> zuſammen in die Tuͤrkey, wo ſie einen Vetter<lb/> beerbte: ich theilte den Genuß ihres Vermoͤ-<lb/> gens und duͤnkte mir gluͤcklich. Das Schick-<lb/> ſal kollerte mich aufwaͤrts, izt wieder unter-<lb/> waͤrts; wer kann ſich dem Schickſale wider-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0191]
Menſchheit zu halten und dadurch gluͤcklicher
zu werden. — Meinſt du nicht, Freund?
redte er den Medardus an. —
Ja, Bruͤderchen, war ſeine Antwort, ich
daͤchte ſelber, daß in einem freyen Lande ein
Krug Apfelwein tauſendmal ſchoͤner ſchmecken
muͤßte, weil er uͤber eine freye Zunge geht:
aber wenn nicht ſolche Weiberchen zu haben
ſind, wie meine verſtorbne, — ey! Schade
fuͤr die Freiheit! —
Fromal laͤchelte und fuhr in ſeiner Erzaͤh-
lung fort. — Jn London machte ich die Be-
kanntſchaft einer ziemlich reichen Kaufmanns-
wittwe, die wegen einer empfindlichen Be-
ſchimpfung, die ſie erlitten hatte, den feſten
Entſchluß faßte, ihr Vaterland zu verlaſſen:
ich bot ihr meine Begleitung und meine Per-
ſon an; wir heiratheten einander und zogen
zuſammen in die Tuͤrkey, wo ſie einen Vetter
beerbte: ich theilte den Genuß ihres Vermoͤ-
gens und duͤnkte mir gluͤcklich. Das Schick-
ſal kollerte mich aufwaͤrts, izt wieder unter-
waͤrts; wer kann ſich dem Schickſale wider-
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