sind, so lassen sies doch wenigstens dabey be- wenden, daß sie einander nicht lieb haben. Mannichmal fuschen wohl ein Paar wunder- liche Köpfe auch ins Verfolgungshandwerk, aber sie müssen doch nur im Kleinen arbei- ten; und wenn sie zu laut werden, so stehn auf allen Ecken Aufpasser, die sie öffentlich auszischen und auslachen; auf diesem Wege giebts dort wahrhaftig nicht viel rechtes mehr zu verdienen. Den ersten Krug Apfelwein, den ich in meinem Leben wieder an meine Lippen setze, trinke ich auf die Gesundheit des deutschen Menschenverstandes aus. Nicht Brüderchen? du bist dabey? --
Belphegor bejahte es wohl; aber sein Herz war nicht bey der Bejähung. Er dachte noch etlichemal an die Welt und an Akanten, die sich ihm izt wieder sehr wichtig gemacht hatte, legte sich nieder und schlief ein.
Sie hatten nicht lange die Ruhe genossen, als ein Trupp türkischer Soldaten mit Tu- mult zum Hause hineinstürzte und mit Gewalt den Prinzen Amurat darinne finden wollte. Die Markisinn glaubte, diese Barbaren durch die Nachricht von seinem Tode zu gewinnen,
ſind, ſo laſſen ſies doch wenigſtens dabey be- wenden, daß ſie einander nicht lieb haben. Mannichmal fuſchen wohl ein Paar wunder- liche Koͤpfe auch ins Verfolgungshandwerk, aber ſie muͤſſen doch nur im Kleinen arbei- ten; und wenn ſie zu laut werden, ſo ſtehn auf allen Ecken Aufpaſſer, die ſie oͤffentlich ausziſchen und auslachen; auf dieſem Wege giebts dort wahrhaftig nicht viel rechtes mehr zu verdienen. Den erſten Krug Apfelwein, den ich in meinem Leben wieder an meine Lippen ſetze, trinke ich auf die Geſundheit des deutſchen Menſchenverſtandes aus. Nicht Bruͤderchen? du biſt dabey? —
Belphegor bejahte es wohl; aber ſein Herz war nicht bey der Bejaͤhung. Er dachte noch etlichemal an die Welt und an Akanten, die ſich ihm izt wieder ſehr wichtig gemacht hatte, legte ſich nieder und ſchlief ein.
Sie hatten nicht lange die Ruhe genoſſen, als ein Trupp tuͤrkiſcher Soldaten mit Tu- mult zum Hauſe hineinſtuͤrzte und mit Gewalt den Prinzen Amurat darinnè finden wollte. Die Markiſinn glaubte, dieſe Barbaren durch die Nachricht von ſeinem Tode zu gewinnen,
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ſind, ſo laſſen ſies doch wenigſtens dabey be-
wenden, daß ſie einander nicht lieb haben.
Mannichmal fuſchen wohl ein Paar wunder-
liche Koͤpfe auch ins Verfolgungshandwerk,
aber ſie muͤſſen doch nur im Kleinen arbei-
ten; und wenn ſie zu laut werden, ſo ſtehn
auf allen Ecken Aufpaſſer, die ſie oͤffentlich
ausziſchen und auslachen; auf dieſem Wege
giebts dort wahrhaftig nicht viel rechtes mehr
zu verdienen. Den erſten Krug Apfelwein,
den ich in meinem Leben wieder an meine
Lippen ſetze, trinke ich auf die Geſundheit
des deutſchen Menſchenverſtandes aus. Nicht
Bruͤderchen? du biſt dabey? —
Belphegor bejahte es wohl; aber ſein Herz
war nicht bey der Bejaͤhung. Er dachte noch
etlichemal an die Welt und an Akanten, die
ſich ihm izt wieder ſehr wichtig gemacht hatte,
legte ſich nieder und ſchlief ein.
Sie hatten nicht lange die Ruhe genoſſen,
als ein Trupp tuͤrkiſcher Soldaten mit Tu-
mult zum Hauſe hineinſtuͤrzte und mit Gewalt
den Prinzen Amurat darinnè finden wollte.
Die Markiſinn glaubte, dieſe Barbaren durch
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/161>, abgerufen am 25.11.2024.
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