Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.Jn Deutschland würde das nicht geschehn, O, mein Herr, erwiederte die Markisinn, Beide Gäste exklamirten laut vor Erstau- Der eine war ein Hugenott, fuhr sie fort, Jn Deutſchland wuͤrde das nicht geſchehn, O, mein Herr, erwiederte die Markiſinn, Beide Gaͤſte exklamirten laut vor Erſtau- Der eine war ein Hugenott, fuhr ſie fort, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0154" n="134"/> <p>Jn Deutſchland wuͤrde das nicht geſchehn,<lb/> ſprach Medardus; das iſt gar ein braves<lb/> Laͤndchen, Madam. Wenn mich nur der<lb/> ungluͤckliche Sturm nicht ſo weit von meiner<lb/> Heimath verſchlagen haͤtte! — Sie ſollten<lb/> wahrhaftig bey mir wohnen und allen mei-<lb/> nen Apfelwein mit mir theilen. Wenn Sie<lb/> wollen, noch iſt es Zeit: in dem Lande hier<lb/> koͤnnte ich ſo nicht bleiben: es geht ja ſo bar-<lb/> bariſch, wie unter den Menſchenfreſſern, zu. —</p><lb/> <p>O, mein Herr, erwiederte die Markiſinn,<lb/> hier hat die Unterdruͤckung ihre natuͤrliche<lb/> grauſe wilde Mine: doch anderswo traͤgt<lb/> ſie tauſend betriegeriſche Larven, wovon eini-<lb/> ge das Ungeheuer ganz unkenntlich machen,<lb/> nicht eher darunter vermuthen laſſen, als bis<lb/> man von ſeinen Zaͤhnen gewuͤrgt wird. Ei-<lb/> ner meiner Bruͤder iſt exilirt, der andre ver-<lb/> brannt worden.</p><lb/> <p>Beide Gaͤſte exklamirten laut vor Erſtau-<lb/> nen. —</p><lb/> <p>Der eine war ein Hugenott, fuhr ſie fort,<lb/> der andre ein Feind der Geiſtlichkeit und be-<lb/> ſonders der Jeſuiten. Dieſer, der juͤngſte<lb/> von beiden, ließ ſich von jugendlichem Feuer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [134/0154]
Jn Deutſchland wuͤrde das nicht geſchehn,
ſprach Medardus; das iſt gar ein braves
Laͤndchen, Madam. Wenn mich nur der
ungluͤckliche Sturm nicht ſo weit von meiner
Heimath verſchlagen haͤtte! — Sie ſollten
wahrhaftig bey mir wohnen und allen mei-
nen Apfelwein mit mir theilen. Wenn Sie
wollen, noch iſt es Zeit: in dem Lande hier
koͤnnte ich ſo nicht bleiben: es geht ja ſo bar-
bariſch, wie unter den Menſchenfreſſern, zu. —
O, mein Herr, erwiederte die Markiſinn,
hier hat die Unterdruͤckung ihre natuͤrliche
grauſe wilde Mine: doch anderswo traͤgt
ſie tauſend betriegeriſche Larven, wovon eini-
ge das Ungeheuer ganz unkenntlich machen,
nicht eher darunter vermuthen laſſen, als bis
man von ſeinen Zaͤhnen gewuͤrgt wird. Ei-
ner meiner Bruͤder iſt exilirt, der andre ver-
brannt worden.
Beide Gaͤſte exklamirten laut vor Erſtau-
nen. —
Der eine war ein Hugenott, fuhr ſie fort,
der andre ein Feind der Geiſtlichkeit und be-
ſonders der Jeſuiten. Dieſer, der juͤngſte
von beiden, ließ ſich von jugendlichem Feuer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |