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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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mir eine zu verfertigen, so waren sie doch
alle wegen einer Materie verlegen, die den
Vorzug der Leichtigkeit und die Schicklichkeit
zur Bearbeitung des Meisels besäße: und
einer machte mir sogar das Kompliment, daß
ich der florentinischen Venus ihre Rechte weg-
stehlen müßte, wenn meine natürliche die ge-
borgte nicht sogleich überführen sollte, daß es
eine geborgte wäre. -- Hierauf zog sie aus
dem Handschuhe oder vielmehr einem Futte-
rale eine Hand -- ich mag sie nicht beschrei-
ben! -- genug, Medardus und Belphegor
hefteten beide, wie versteinert, einen starren
Blick auf sie und konnten sich nicht enthalten,
ihr unter dem Vorwande, als wenn sie un-
tersuchen wollten, ob es nicht ein angemach-
ter Marmor wäre, mit einem mehr als me-
dicinischen Drucke an den Puls zu fühlen. --
Doch dies war nicht mein lezter Verlust: die
Hälfte meines rechten Ohres, das mir mit
einem der schönsten Ohrgehenke abgerissen
wurde, ist ein Werk der Kunst, bis sie zulezt
durch eine der listigsten Maasregeln mich
zwangen, das Haus des Marchese zu verlas-
sen, wo ich meine papierne Nase zum Anden-
ken von ihm empfieng. Vom Neide und Ei-

mir eine zu verfertigen, ſo waren ſie doch
alle wegen einer Materie verlegen, die den
Vorzug der Leichtigkeit und die Schicklichkeit
zur Bearbeitung des Meiſels beſaͤße: und
einer machte mir ſogar das Kompliment, daß
ich der florentiniſchen Venus ihre Rechte weg-
ſtehlen muͤßte, wenn meine natuͤrliche die ge-
borgte nicht ſogleich uͤberfuͤhren ſollte, daß es
eine geborgte waͤre. — Hierauf zog ſie aus
dem Handſchuhe oder vielmehr einem Futte-
rale eine Hand — ich mag ſie nicht beſchrei-
ben! — genug, Medardus und Belphegor
hefteten beide, wie verſteinert, einen ſtarren
Blick auf ſie und konnten ſich nicht enthalten,
ihr unter dem Vorwande, als wenn ſie un-
terſuchen wollten, ob es nicht ein angemach-
ter Marmor waͤre, mit einem mehr als me-
diciniſchen Drucke an den Puls zu fuͤhlen. —
Doch dies war nicht mein lezter Verluſt: die
Haͤlfte meines rechten Ohres, das mir mit
einem der ſchoͤnſten Ohrgehenke abgeriſſen
wurde, iſt ein Werk der Kunſt, bis ſie zulezt
durch eine der liſtigſten Maasregeln mich
zwangen, das Haus des Marcheſe zu verlaſ-
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[110/0130] mir eine zu verfertigen, ſo waren ſie doch alle wegen einer Materie verlegen, die den Vorzug der Leichtigkeit und die Schicklichkeit zur Bearbeitung des Meiſels beſaͤße: und einer machte mir ſogar das Kompliment, daß ich der florentiniſchen Venus ihre Rechte weg- ſtehlen muͤßte, wenn meine natuͤrliche die ge- borgte nicht ſogleich uͤberfuͤhren ſollte, daß es eine geborgte waͤre. — Hierauf zog ſie aus dem Handſchuhe oder vielmehr einem Futte- rale eine Hand — ich mag ſie nicht beſchrei- ben! — genug, Medardus und Belphegor hefteten beide, wie verſteinert, einen ſtarren Blick auf ſie und konnten ſich nicht enthalten, ihr unter dem Vorwande, als wenn ſie un- terſuchen wollten, ob es nicht ein angemach- ter Marmor waͤre, mit einem mehr als me- diciniſchen Drucke an den Puls zu fuͤhlen. — Doch dies war nicht mein lezter Verluſt: die Haͤlfte meines rechten Ohres, das mir mit einem der ſchoͤnſten Ohrgehenke abgeriſſen wurde, iſt ein Werk der Kunſt, bis ſie zulezt durch eine der liſtigſten Maasregeln mich zwangen, das Haus des Marcheſe zu verlaſ- ſen, wo ich meine papierne Naſe zum Anden- ken von ihm empfieng. Vom Neide und Ei-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/130>, abgerufen am 24.11.2024.