meines Vorzugs zu vernichten, welches sie um so viel hitziger betrieben, weil sie meisten- theils alt, kränklich, häßlich waren und des- wegen nur um ihrer vorigen Verdienste wil- len in Pension stunden. Sie beredeten sich zusammen, mir die besten und zur Schönheit unentbehrlichsten Theile des Gesichts zu neh- men; und eine blasse Vierzigjährige rieth, mit der Nase, als der edelsten Zierde des Ge- sichts, den Anfang zu machen -- vermuth- lich weil sie selbst durch eine Krankheit so viel von der ihrigen eingebüßt hatte, daß ihr nur noch ein nasenähnliches Stümpfchen zwischen Mund und Stirne hervorguckte. Meine Neiderinnen führten den grausamen Vorschlag aus und sezten mich durch Einen wohlabge- paßten Messerschnitt noch unter die verhaßte Rathgeberinn: denn sie schleiften mir die Nase vom Grunde weg, machten ihren Plaz dem übrigen Boden des Gesichts gleich und ließen nicht einmal ein Fragment davon übrig. -- Sie wundern sich, mein Herr, sprach sie zu Medardus, der sie steif ansah, daß ich demungeachtet, wie jedes Geschöpfe Gottes, mit einer Nase prange? -- Hier zog sie die ganze Nasenmaschine herunter und
meines Vorzugs zu vernichten, welches ſie um ſo viel hitziger betrieben, weil ſie meiſten- theils alt, kraͤnklich, haͤßlich waren und des- wegen nur um ihrer vorigen Verdienſte wil- len in Penſion ſtunden. Sie beredeten ſich zuſammen, mir die beſten und zur Schoͤnheit unentbehrlichſten Theile des Geſichts zu neh- men; und eine blaſſe Vierzigjaͤhrige rieth, mit der Naſe, als der edelſten Zierde des Ge- ſichts, den Anfang zu machen — vermuth- lich weil ſie ſelbſt durch eine Krankheit ſo viel von der ihrigen eingebuͤßt hatte, daß ihr nur noch ein naſenaͤhnliches Stuͤmpfchen zwiſchen Mund und Stirne hervorguckte. Meine Neiderinnen fuͤhrten den grauſamen Vorſchlag aus und ſezten mich durch Einen wohlabge- paßten Meſſerſchnitt noch unter die verhaßte Rathgeberinn: denn ſie ſchleiften mir die Naſe vom Grunde weg, machten ihren Plaz dem uͤbrigen Boden des Geſichts gleich und ließen nicht einmal ein Fragment davon uͤbrig. — Sie wundern ſich, mein Herr, ſprach ſie zu Medardus, der ſie ſteif anſah, daß ich demungeachtet, wie jedes Geſchoͤpfe Gottes, mit einer Naſe prange? — Hier zog ſie die ganze Naſenmaſchine herunter und
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meines Vorzugs zu vernichten, welches ſie
um ſo viel hitziger betrieben, weil ſie meiſten-
theils alt, kraͤnklich, haͤßlich waren und des-
wegen nur um ihrer vorigen Verdienſte wil-
len in Penſion ſtunden. Sie beredeten ſich
zuſammen, mir die beſten und zur Schoͤnheit
unentbehrlichſten Theile des Geſichts zu neh-
men; und eine blaſſe Vierzigjaͤhrige rieth,
mit der Naſe, als der edelſten Zierde des Ge-
ſichts, den Anfang zu machen — vermuth-
lich weil ſie ſelbſt durch eine Krankheit ſo viel
von der ihrigen eingebuͤßt hatte, daß ihr nur
noch ein naſenaͤhnliches Stuͤmpfchen zwiſchen
Mund und Stirne hervorguckte. Meine
Neiderinnen fuͤhrten den grauſamen Vorſchlag
aus und ſezten mich durch Einen wohlabge-
paßten Meſſerſchnitt noch unter die verhaßte
Rathgeberinn: denn ſie ſchleiften mir die
Naſe vom Grunde weg, machten ihren Plaz
dem uͤbrigen Boden des Geſichts gleich und
ließen nicht einmal ein Fragment davon
uͤbrig. — Sie wundern ſich, mein Herr,
ſprach ſie zu Medardus, der ſie ſteif anſah,
daß ich demungeachtet, wie jedes Geſchoͤpfe
Gottes, mit einer Naſe prange? — Hier zog
ſie die ganze Naſenmaſchine herunter und
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/126>, abgerufen am 24.11.2024.
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