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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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zwar ganz gelassen die Ursache an, weil wir
die Mächtigern sind. Also gesteht ihr doch,
daß Euer Recht sich auf Unterdrückung grün-
det? -- sezte ich hinzu; aber er schwieg,
und morgens darauf sollte ich erdrosselt wer-
den, doch kam ich mit einer leichten Züchti-
gung von dreyhundert Ruthenstreichen auf
den bloßen Rücken davon. --

Nun sehe ich doch, daß Gerechtigkeit in der
Welt ist, rief Medardus. Wir sind quitt,
Akante; das ist die Wiedererstattung der
dreyhundert, die ich um deinetwillen als Je-
suitenschüler zugezählt bekam. Waren Sie
recht frisch und munter, Schwesterchen? --

O so frisch, daß ich zween Monate über
zweifelte, ob ich jemals wieder einen recht-
schaffnen Rücken bekommen würde! Jch wur-
de darauf die Mätresse des Markgrafen von
Salocca, der sich ein kleines Serail hielt.
Da ich die neueste und folglich die liebste un-
ter seinen Buhlerinnen war, so haßten und
verfolgten mich die übrigen als eine Tod-
feindinn. Sie arbeiteten mit allen Kräften,
meine Schönheit, die aller Gefährlichkeiten
und Verwundungen ungeachtet noch erträg-
liche Reizungen hatte, und also die Ursache

G 5

zwar ganz gelaſſen die Urſache an, weil wir
die Maͤchtigern ſind. Alſo geſteht ihr doch,
daß Euer Recht ſich auf Unterdruͤckung gruͤn-
det? — ſezte ich hinzu; aber er ſchwieg,
und morgens darauf ſollte ich erdroſſelt wer-
den, doch kam ich mit einer leichten Zuͤchti-
gung von dreyhundert Ruthenſtreichen auf
den bloßen Ruͤcken davon. —

Nun ſehe ich doch, daß Gerechtigkeit in der
Welt iſt, rief Medardus. Wir ſind quitt,
Akante; das iſt die Wiedererſtattung der
dreyhundert, die ich um deinetwillen als Je-
ſuitenſchuͤler zugezaͤhlt bekam. Waren Sie
recht friſch und munter, Schweſterchen? —

O ſo friſch, daß ich zween Monate uͤber
zweifelte, ob ich jemals wieder einen recht-
ſchaffnen Ruͤcken bekommen wuͤrde! Jch wur-
de darauf die Maͤtreſſe des Markgrafen von
Salocca, der ſich ein kleines Serail hielt.
Da ich die neueſte und folglich die liebſte un-
ter ſeinen Buhlerinnen war, ſo haßten und
verfolgten mich die uͤbrigen als eine Tod-
feindinn. Sie arbeiteten mit allen Kraͤften,
meine Schoͤnheit, die aller Gefaͤhrlichkeiten
und Verwundungen ungeachtet noch ertraͤg-
liche Reizungen hatte, und alſo die Urſache

G 5
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[105/0125] zwar ganz gelaſſen die Urſache an, weil wir die Maͤchtigern ſind. Alſo geſteht ihr doch, daß Euer Recht ſich auf Unterdruͤckung gruͤn- det? — ſezte ich hinzu; aber er ſchwieg, und morgens darauf ſollte ich erdroſſelt wer- den, doch kam ich mit einer leichten Zuͤchti- gung von dreyhundert Ruthenſtreichen auf den bloßen Ruͤcken davon. — Nun ſehe ich doch, daß Gerechtigkeit in der Welt iſt, rief Medardus. Wir ſind quitt, Akante; das iſt die Wiedererſtattung der dreyhundert, die ich um deinetwillen als Je- ſuitenſchuͤler zugezaͤhlt bekam. Waren Sie recht friſch und munter, Schweſterchen? — O ſo friſch, daß ich zween Monate uͤber zweifelte, ob ich jemals wieder einen recht- ſchaffnen Ruͤcken bekommen wuͤrde! Jch wur- de darauf die Maͤtreſſe des Markgrafen von Salocca, der ſich ein kleines Serail hielt. Da ich die neueſte und folglich die liebſte un- ter ſeinen Buhlerinnen war, ſo haßten und verfolgten mich die uͤbrigen als eine Tod- feindinn. Sie arbeiteten mit allen Kraͤften, meine Schoͤnheit, die aller Gefaͤhrlichkeiten und Verwundungen ungeachtet noch ertraͤg- liche Reizungen hatte, und alſo die Urſache G 5

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/125>, abgerufen am 24.11.2024.