Alle vergiften ließ! rief Medardus und Belphegor zusammen. --
O wir haben in Einem Jahre dreißig ver- giftet, achzig durch Banditen ermorden lassen und acht und zwanzig zu Tode geärgert, weil sie sich einem gewissen Projekte widersezten oder im Wege waren, das auf nichts weiter als auf die Unterdrückung der ganzen Chri- stenheit abzielte. Mit unsern Vasallen ge- lang es uns zur Noth, was, wie ich höre, unser Nachfolger vollends zu Stande gebracht hat: aber wir wollten weiter: unsre gehei- men Absichten stiegen bis zur Universalmo- narchie: was Hildebrand nur zur Hälfte ge- than hatte, sollte durch uns vollendet wer- den. Es ist nichts edleres, habe ich gehört, als der Trieb, über Menschen zu herrschen: sonach sind die Nachfolger Petri gewiß die edelsten Sterblichen auf dem ganzen Erden- kreise: denn sie wollten nicht bloß über den ganzen Erdboden, sondern auch über den Him- mel, nicht blos über die Körper, sondern auch über den Verstand herrschen. Auch habe ich gehört -- denn ich bin bey dieser Bekannt- schaft etwas politisch geworden -- daß nichts erhabner unter den Menschen ist, als
Alle vergiften ließ! rief Medardus und Belphegor zuſammen. —
O wir haben in Einem Jahre dreißig ver- giftet, achzig durch Banditen ermorden laſſen und acht und zwanzig zu Tode geaͤrgert, weil ſie ſich einem gewiſſen Projekte widerſezten oder im Wege waren, das auf nichts weiter als auf die Unterdruͤckung der ganzen Chri- ſtenheit abzielte. Mit unſern Vaſallen ge- lang es uns zur Noth, was, wie ich hoͤre, unſer Nachfolger vollends zu Stande gebracht hat: aber wir wollten weiter: unſre gehei- men Abſichten ſtiegen bis zur Univerſalmo- narchie: was Hildebrand nur zur Haͤlfte ge- than hatte, ſollte durch uns vollendet wer- den. Es iſt nichts edleres, habe ich gehoͤrt, als der Trieb, uͤber Menſchen zu herrſchen: ſonach ſind die Nachfolger Petri gewiß die edelſten Sterblichen auf dem ganzen Erden- kreiſe: denn ſie wollten nicht bloß uͤber den ganzen Erdboden, ſondern auch uͤber den Him- mel, nicht blos uͤber die Koͤrper, ſondern auch uͤber den Verſtand herrſchen. Auch habe ich gehoͤrt — denn ich bin bey dieſer Bekannt- ſchaft etwas politiſch geworden — daß nichts erhabner unter den Menſchen iſt, als
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Alle vergiften ließ! rief Medardus und
Belphegor zuſammen. —
O wir haben in Einem Jahre dreißig ver-
giftet, achzig durch Banditen ermorden laſſen
und acht und zwanzig zu Tode geaͤrgert, weil
ſie ſich einem gewiſſen Projekte widerſezten
oder im Wege waren, das auf nichts weiter
als auf die Unterdruͤckung der ganzen Chri-
ſtenheit abzielte. Mit unſern Vaſallen ge-
lang es uns zur Noth, was, wie ich hoͤre,
unſer Nachfolger vollends zu Stande gebracht
hat: aber wir wollten weiter: unſre gehei-
men Abſichten ſtiegen bis zur Univerſalmo-
narchie: was Hildebrand nur zur Haͤlfte ge-
than hatte, ſollte durch uns vollendet wer-
den. Es iſt nichts edleres, habe ich gehoͤrt,
als der Trieb, uͤber Menſchen zu herrſchen:
ſonach ſind die Nachfolger Petri gewiß die
edelſten Sterblichen auf dem ganzen Erden-
kreiſe: denn ſie wollten nicht bloß uͤber den
ganzen Erdboden, ſondern auch uͤber den Him-
mel, nicht blos uͤber die Koͤrper, ſondern auch
uͤber den Verſtand herrſchen. Auch habe ich
gehoͤrt — denn ich bin bey dieſer Bekannt-
ſchaft etwas politiſch geworden — daß
nichts erhabner unter den Menſchen iſt, als
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/114>, abgerufen am 27.11.2024.
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