Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

gerade hier? -- Jch weis wohl, warum Ale-
xander, der Große, und Scipio gerade auf
dem Flecke zusammenkamen, wo sie mit ein-
ander redten: aber Akanten hätte ich mir
hier nicht vermuthet, so wenig als meine
gute verstorbene Frau. -- Nu, Kind, erzähle
du nun! --

Akante fuhr darauf in ihrem Berichte fort.

Ein böser Geist trieb mich an, in Gesell-
schaft eines deutschen jungen Herrn eine
Wallfahrt nach Rom zu thun. Er hatte bis-
her in der Begleitung eines Arlekins, der
vom toskanischen Hoftheater abgedankt wor-
den war, die vornehmsten Städte Jtaliens
besehen, und wünschte auf seiner zweiten Rei-
se, weil er auf der ersten demungeachtet Lange-
weile genug gehabt hatte, mehr Gesellschaft
mitzunehmen, um desto weniger einsam zu
seyn: ich nahm die Partie an. Ob ich gleich
nicht um meiner Sünden willen reiste, so
war ich doch die ganze Reise über niederge-
schlagen: die Possen des Narren, der mit
uns reiste, und das Lachen seines Herrn, der
den Mund bis an beide Ohren bey jedem Ein-
falle zu dem unsinnigsten Gelächter aufriß,

gerade hier? — Jch weis wohl, warum Ale-
xander, der Große, und Scipio gerade auf
dem Flecke zuſammenkamen, wo ſie mit ein-
ander redten: aber Akanten haͤtte ich mir
hier nicht vermuthet, ſo wenig als meine
gute verſtorbene Frau. — Nu, Kind, erzaͤhle
du nun! —

Akante fuhr darauf in ihrem Berichte fort.

Ein boͤſer Geiſt trieb mich an, in Geſell-
ſchaft eines deutſchen jungen Herrn eine
Wallfahrt nach Rom zu thun. Er hatte bis-
her in der Begleitung eines Arlekins, der
vom toſkaniſchen Hoftheater abgedankt wor-
den war, die vornehmſten Staͤdte Jtaliens
beſehen, und wuͤnſchte auf ſeiner zweiten Rei-
ſe, weil er auf der erſten demungeachtet Lange-
weile genug gehabt hatte, mehr Geſellſchaft
mitzunehmen, um deſto weniger einſam zu
ſeyn: ich nahm die Partie an. Ob ich gleich
nicht um meiner Suͤnden willen reiſte, ſo
war ich doch die ganze Reiſe uͤber niederge-
ſchlagen: die Poſſen des Narren, der mit
uns reiſte, und das Lachen ſeines Herrn, der
den Mund bis an beide Ohren bey jedem Ein-
falle zu dem unſinnigſten Gelaͤchter aufriß,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0110" n="90"/>
gerade hier? &#x2014; Jch weis wohl, warum Ale-<lb/>
xander, der Große, und Scipio gerade auf<lb/><hi rendition="#fr">dem</hi> Flecke zu&#x017F;ammenkamen, wo &#x017F;ie mit ein-<lb/>
ander redten: aber Akanten ha&#x0364;tte ich mir<lb/>
hier nicht vermuthet, &#x017F;o wenig als meine<lb/>
gute ver&#x017F;torbene Frau. &#x2014; Nu, Kind, erza&#x0364;hle<lb/>
du nun! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Akante fuhr darauf in ihrem Berichte fort.</p><lb/>
        <p>Ein bo&#x0364;&#x017F;er Gei&#x017F;t trieb mich an, in Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft eines deut&#x017F;chen jungen Herrn eine<lb/>
Wallfahrt nach Rom zu thun. Er hatte bis-<lb/>
her in der Begleitung eines Arlekins, der<lb/>
vom to&#x017F;kani&#x017F;chen Hoftheater abgedankt wor-<lb/>
den war, die vornehm&#x017F;ten Sta&#x0364;dte Jtaliens<lb/>
be&#x017F;ehen, und wu&#x0364;n&#x017F;chte auf &#x017F;einer zweiten Rei-<lb/>
&#x017F;e, weil er auf der er&#x017F;ten demungeachtet Lange-<lb/>
weile genug gehabt hatte, mehr Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
mitzunehmen, um de&#x017F;to weniger ein&#x017F;am zu<lb/>
&#x017F;eyn: ich nahm die Partie an. Ob ich gleich<lb/>
nicht um meiner Su&#x0364;nden willen rei&#x017F;te, &#x017F;o<lb/>
war ich doch die ganze Rei&#x017F;e u&#x0364;ber niederge-<lb/>
&#x017F;chlagen: die Po&#x017F;&#x017F;en des Narren, der mit<lb/>
uns rei&#x017F;te, und das Lachen &#x017F;eines Herrn, der<lb/>
den Mund bis an beide Ohren bey jedem Ein-<lb/>
falle zu dem un&#x017F;innig&#x017F;ten Gela&#x0364;chter aufriß,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0110] gerade hier? — Jch weis wohl, warum Ale- xander, der Große, und Scipio gerade auf dem Flecke zuſammenkamen, wo ſie mit ein- ander redten: aber Akanten haͤtte ich mir hier nicht vermuthet, ſo wenig als meine gute verſtorbene Frau. — Nu, Kind, erzaͤhle du nun! — Akante fuhr darauf in ihrem Berichte fort. Ein boͤſer Geiſt trieb mich an, in Geſell- ſchaft eines deutſchen jungen Herrn eine Wallfahrt nach Rom zu thun. Er hatte bis- her in der Begleitung eines Arlekins, der vom toſkaniſchen Hoftheater abgedankt wor- den war, die vornehmſten Staͤdte Jtaliens beſehen, und wuͤnſchte auf ſeiner zweiten Rei- ſe, weil er auf der erſten demungeachtet Lange- weile genug gehabt hatte, mehr Geſellſchaft mitzunehmen, um deſto weniger einſam zu ſeyn: ich nahm die Partie an. Ob ich gleich nicht um meiner Suͤnden willen reiſte, ſo war ich doch die ganze Reiſe uͤber niederge- ſchlagen: die Poſſen des Narren, der mit uns reiſte, und das Lachen ſeines Herrn, der den Mund bis an beide Ohren bey jedem Ein- falle zu dem unſinnigſten Gelaͤchter aufriß,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/110
Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/110>, abgerufen am 24.11.2024.