nen? -- Schweig, Betriegerinn! ich will nichts weiter hören. --
Belphegor, du mußt es hören -- um zu sehen, wie du gerochen bist. --
Lügen! so müßte ich mich selbst nicht ken- nen, wenn ich glauben könnte, daß Fromal mich mit Falschheit getäuscht hätte. Jch schäme mich, das zu denken. -- Geh! du möchtest mich zum zweitenmale überreden, daß du keine hinterlistige Betriegerinn bist! -- Jst dies nicht genug, selbst untreu zu seyn, mußt du auch der Treue andrer den giftigen verrätherischen Anstrich der deinigen leihen? Freundschaften trennen wollen, die Natur und Erziehung unauflöslich geknüpft ha- ben? -- Jch höre nicht Ein Wort mehr. --
Sie bat, sie flehte, sie beschwor ihn, bis endlich Medardus sich ins Mittel schlug und ihn gleichfalls um geneigtes Gehör für sie er- suchte. Siehst du, Brüderchen? sprach er, du kannst ja glauben, was du willst, aber sie doch wenigstens hören. Jch möchte doch gern wissen, wie wir hier zusammenkommen -- hier, gerade hier und nicht anderswo! das ist doch wahrhaftig sonderbar. Warum nur
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nen? — Schweig, Betriegerinn! ich will nichts weiter hoͤren. —
Belphegor, du mußt es hoͤren — um zu ſehen, wie du gerochen biſt. —
Luͤgen! ſo muͤßte ich mich ſelbſt nicht ken- nen, wenn ich glauben koͤnnte, daß Fromal mich mit Falſchheit getaͤuſcht haͤtte. Jch ſchaͤme mich, das zu denken. — Geh! du moͤchteſt mich zum zweitenmale uͤberreden, daß du keine hinterliſtige Betriegerinn biſt! — Jſt dies nicht genug, ſelbſt untreu zu ſeyn, mußt du auch der Treue andrer den giftigen verraͤtheriſchen Anſtrich der deinigen leihen? Freundſchaften trennen wollen, die Natur und Erziehung unaufloͤslich geknuͤpft ha- ben? — Jch hoͤre nicht Ein Wort mehr. —
Sie bat, ſie flehte, ſie beſchwor ihn, bis endlich Medardus ſich ins Mittel ſchlug und ihn gleichfalls um geneigtes Gehoͤr fuͤr ſie er- ſuchte. Siehſt du, Bruͤderchen? ſprach er, du kannſt ja glauben, was du willſt, aber ſie doch wenigſtens hoͤren. Jch moͤchte doch gern wiſſen, wie wir hier zuſammenkommen — hier, gerade hier und nicht anderswo! das iſt doch wahrhaftig ſonderbar. Warum nur
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nen? — Schweig, Betriegerinn! ich will
nichts weiter hoͤren. —
Belphegor, du mußt es hoͤren — um
zu ſehen, wie du gerochen biſt. —
Luͤgen! ſo muͤßte ich mich ſelbſt nicht ken-
nen, wenn ich glauben koͤnnte, daß Fromal
mich mit Falſchheit getaͤuſcht haͤtte. Jch
ſchaͤme mich, das zu denken. — Geh! du
moͤchteſt mich zum zweitenmale uͤberreden, daß
du keine hinterliſtige Betriegerinn biſt! —
Jſt dies nicht genug, ſelbſt untreu zu ſeyn,
mußt du auch der Treue andrer den giftigen
verraͤtheriſchen Anſtrich der deinigen leihen?
Freundſchaften trennen wollen, die Natur
und Erziehung unaufloͤslich geknuͤpft ha-
ben? — Jch hoͤre nicht Ein Wort mehr. —
Sie bat, ſie flehte, ſie beſchwor ihn, bis
endlich Medardus ſich ins Mittel ſchlug und
ihn gleichfalls um geneigtes Gehoͤr fuͤr ſie er-
ſuchte. Siehſt du, Bruͤderchen? ſprach er,
du kannſt ja glauben, was du willſt, aber ſie
doch wenigſtens hoͤren. Jch moͤchte doch
gern wiſſen, wie wir hier zuſammenkommen —
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/109>, abgerufen am 16.07.2024.
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