Doch nur der wird Gott zum besondern Hort und Schützer haben, der in seiner Liebe wandelt, d. h. das Kleid der heiligmachenden Gnade besitzt. Das ist das Festkleid, ohne welches niemand zum himmlischen, ewigen Gastmahle Zu- tritt hat. Darum darf kein Reisender dieses Ge- wandes entbehren. Wer zum Wanderstabe greifen will, der gehe vorher mit heiligem Ernste und sorgfältiger Vorbereitung zur hl. Beicht und Kom- munion. So steigt Gott in sein Herz, schmückt es mit dem goldstrahlenden Gewande der heilig- machenden Gnade und nimmt den Wanderer in seine besondere Hut. Läßt es der Allweise in seinen unergründlichen Ratschlüssen gleichwohl zu, daß ein Unglück plötzlich ihn hinwegrafft, so ist er doch des Himmels sicher; denn er trägt ja das hochzeit- liche Kleid.
Wir haben die Eisenbahn-Unfälle eines einzigen Monats, des November 1900, zusammengestellt: es sind deren 16. Meist blieben mehrere Passa- giere tot auf dem Platze, einmal sogar 90 mit einander; viele andere wurden schwer verwundet. Und in einem einzigen Jahre, im Jahre 1896, gab es auch 984 Schiffbrüche. Wer ist sicher, daß nicht ein ähnliches Unglück ihn trifft und ganz plötzlich und unerwartet vor den Richterstuhl Gottes stellt? Trägt er aber das Kleid der heilig- machenden Gnade, ist seine Seele rein von schwerer Sünde, dann führt ihn seine Wanderung ins himmlische Vaterland, wo kein Rad mehr bricht
Doch nur der wird Gott zum besondern Hort und Schützer haben, der in seiner Liebe wandelt, d. h. das Kleid der heiligmachenden Gnade besitzt. Das ist das Festkleid, ohne welches niemand zum himmlischen, ewigen Gastmahle Zu- tritt hat. Darum darf kein Reisender dieses Ge- wandes entbehren. Wer zum Wanderstabe greifen will, der gehe vorher mit heiligem Ernste und sorgfältiger Vorbereitung zur hl. Beicht und Kom- munion. So steigt Gott in sein Herz, schmückt es mit dem goldstrahlenden Gewande der heilig- machenden Gnade und nimmt den Wanderer in seine besondere Hut. Läßt es der Allweise in seinen unergründlichen Ratschlüssen gleichwohl zu, daß ein Unglück plötzlich ihn hinwegrafft, so ist er doch des Himmels sicher; denn er trägt ja das hochzeit- liche Kleid.
Wir haben die Eisenbahn-Unfälle eines einzigen Monats, des November 1900, zusammengestellt: es sind deren 16. Meist blieben mehrere Passa- giere tot auf dem Platze, einmal sogar 90 mit einander; viele andere wurden schwer verwundet. Und in einem einzigen Jahre, im Jahre 1896, gab es auch 984 Schiffbrüche. Wer ist sicher, daß nicht ein ähnliches Unglück ihn trifft und ganz plötzlich und unerwartet vor den Richterstuhl Gottes stellt? Trägt er aber das Kleid der heilig- machenden Gnade, ist seine Seele rein von schwerer Sünde, dann führt ihn seine Wanderung ins himmlische Vaterland, wo kein Rad mehr bricht
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Doch nur der wird Gott zum besondern Hort
und Schützer haben, der in seiner Liebe wandelt,
d. h. das Kleid der heiligmachenden Gnade
besitzt. Das ist das Festkleid, ohne welches
niemand zum himmlischen, ewigen Gastmahle Zu-
tritt hat. Darum darf kein Reisender dieses Ge-
wandes entbehren. Wer zum Wanderstabe greifen
will, der gehe vorher mit heiligem Ernste und
sorgfältiger Vorbereitung zur hl. Beicht und Kom-
munion. So steigt Gott in sein Herz, schmückt es
mit dem goldstrahlenden Gewande der heilig-
machenden Gnade und nimmt den Wanderer in
seine besondere Hut. Läßt es der Allweise in seinen
unergründlichen Ratschlüssen gleichwohl zu, daß
ein Unglück plötzlich ihn hinwegrafft, so ist er doch
des Himmels sicher; denn er trägt ja das hochzeit-
liche Kleid.
Wir haben die Eisenbahn-Unfälle eines einzigen
Monats, des November 1900, zusammengestellt:
es sind deren 16. Meist blieben mehrere Passa-
giere tot auf dem Platze, einmal sogar 90 mit
einander; viele andere wurden schwer verwundet.
Und in einem einzigen Jahre, im Jahre 1896,
gab es auch 984 Schiffbrüche. Wer ist sicher, daß
nicht ein ähnliches Unglück ihn trifft und ganz
plötzlich und unerwartet vor den Richterstuhl
Gottes stellt? Trägt er aber das Kleid der heilig-
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Wetzel, Franz Xaver: Reisebegleiter für Jünglinge. Ravensburg, [1901], S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wetzel_reisebegleiter_1901/25>, abgerufen am 16.07.2024.
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