Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702.Spielsüchtige böse Sieben. er nun in die Kammer/ leget seine Kleiderab/ und kömmt zu ihr ins Bette/ die auch nicht anders wuste/ als es sey ihr lieber Ehemann/ und lebte also seines Wil- lens/ ungeachtet sie ihm kein Wort abgewinnen konte/ welches sie nicht we- nig verfühlete. Nach Mitternacht/ als er sich gnug ergötzet/ legte er seine Klei- der wieder an/ schleicht aus der Kammer/ und kömmet wieder auff die Trinckstube zu seinem Spiel-Compan/ legt den Schlüssel wieder heimlich an den Ort/ wo er ihn genommen. Allein zu seinem Unglück hatte er seinen silbernen Dol- chen im Kleider-anziehen in der Kam- mer vergessen. Nun sie machen Schicht mit Sauffen und Spielen/ und gehet ein ieder seine Strasse nach Hause. Wie nun der Mann zum Weibe in die Kam- mer kömmet/ wundert sich das unschul- dige Weib und fraget; Warum er auffgestanden und weggegangen? Der Mann denckt erst sie rede im Schlaffe/ als er sich aber zu ihr nahet/ entfremdet sie es noch mehr/ und saget: Warum er nicht schlaffe/ habe er ihr doch genug gepfleget/ ehe er auffge- stan-
Spielſuͤchtige boͤſe Sieben. er nun in die Kammer/ leget ſeine Kleiderab/ und koͤm̃t zu ihr ins Bette/ die auch nicht anders wuſte/ als es ſey ihr lieber Ehemann/ und lebte alſo ſeines Wil- lens/ ungeachtet ſie ihm kein Wort abgewinnen konte/ welches ſie nicht we- nig verfuͤhlete. Nach Mitternacht/ als er ſich gnug ergoͤtzet/ legte er ſeine Klei- der wieder an/ ſchleicht aus der Kam̃er/ und koͤmmet wieder auff die Trinckſtube zu ſeinem Spiel-Compan/ legt den Schluͤſſel wieder heimlich an den Ort/ wo er ihn genommen. Allein zu ſeinem Ungluͤck hatte er ſeinen ſilbernen Dol- chen im Kleideꝛ-anziehen in der Kam- mer veꝛgeſſen. Nun ſie machen Schicht mit Sauffen und Spielen/ und gehet ein ieder ſeine Straſſe nach Hauſe. Wie nun der Mann zum Weibe in die Kam- mer koͤmmet/ wundert ſich das unſchul- dige Weib und fraget; Warum er auffgeſtanden und weggegangen? Der Mann denckt erſt ſie rede im Schlaffe/ als er ſich aber zu ihr nahet/ entfremdet ſie es noch mehr/ und ſaget: Warum er nicht ſchlaffe/ habe er ihr doch genug gepfleget/ ehe er auffge- ſtan-
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Spielſuͤchtige boͤſe Sieben.
er nun in die Kammer/ leget ſeine Kleider
ab/ und koͤm̃t zu ihr ins Bette/ die auch
nicht anders wuſte/ als es ſey ihr lieber
Ehemann/ und lebte alſo ſeines Wil-
lens/ ungeachtet ſie ihm kein Wort
abgewinnen konte/ welches ſie nicht we-
nig verfuͤhlete. Nach Mitternacht/ als
er ſich gnug ergoͤtzet/ legte er ſeine Klei-
der wieder an/ ſchleicht aus der Kam̃er/
und koͤmmet wieder auff die Trinckſtube
zu ſeinem Spiel-Compan/ legt den
Schluͤſſel wieder heimlich an den Ort/
wo er ihn genommen. Allein zu ſeinem
Ungluͤck hatte er ſeinen ſilbernen Dol-
chen im Kleideꝛ-anziehen in der Kam-
mer veꝛgeſſen. Nun ſie machen Schicht
mit Sauffen und Spielen/ und gehet ein
ieder ſeine Straſſe nach Hauſe. Wie
nun der Mann zum Weibe in die Kam-
mer koͤmmet/ wundert ſich das unſchul-
dige Weib und fraget; Warum er
auffgeſtanden und weggegangen?
Der Mann denckt erſt ſie rede im
Schlaffe/ als er ſich aber zu ihr nahet/
entfremdet ſie es noch mehr/ und ſaget:
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doch genug gepfleget/ ehe er auffge-
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Zitationshilfe: | Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/52>, abgerufen am 29.07.2024. |