boote, das Abschneiden jeder Communication und endlich das Ausgehen des Proviantes hatten ihre Wirkung gethan.
Als die Flaggen an den Toppen erschienen, fühlte ich mich wesentlich erleichtert, daß alles so glatt abzugehen schien, aber immer noch blieben bedeutende Schwierigkeiten zu beseitigen, da es sich jetzt um die wirkliche Besitznahme und um die Aus- schiffung der Mannschaften handelte. Die Commandanten der beiden Prisen wurden an Bord des "Friedrich Karl" beordert und erhielten die bezüglichen Befehle über den am zweckmäßig- sten erscheinenden Modus der Uebergabe. Zuerst sollte die "Almansa" evacuirt werden. Fünfzig deutsche und ebenso viel englische Matrosen und Soldaten, unter Führung von je einem Officier, wurden bestimmt, das Schiff zu besetzen. Die ge- sammte Mannschaft sollte vor Ankunft unseres Detachements vorn auf dem Oberdeck ohne Waffen mit ihren Privatsachen und fertig zur Ausschiffung angetreten sein. Der Commandant wurde angewiesen, mit den Schlüsseln zur Pulverkammer in der Hand, am Fallreep den commandirenden deutschen resp. eng- lischen Officier zu empfangen, ihm die Schlüssel zu übergeben, den Weg zu den Pulver- resp. Bombenkammern zu zeigen und nachzuweisen, daß alles in Ordnung sei. Währenddem sollten unsere Leute sich mit scharfgeladenem Gewehr auf dem Hinter- deck aufstellen und starke Patrouillen die unteren Räume dahin absuchen, daß sich Niemand mehr von der Besatzung dort auf- halte, da sich Verzeichnisse der Mannschaft nicht an Bord be- fanden. Ebenso sollte von unserem Maschinenpersonal unter- sucht werden, ob nicht irgendwo ein Ventil geöffnet sei, um das Schiff voll Wasser zu lassen.
In dieser Weise ging denn auch die Uebergabe ohne weitere Störung vor sich. Unmittelbar nach der Besitznahme wurden zwanzig Boote längseit geschickt, um die Mannschaften aufzunehmen. Danach formirten die Boote zwei Reihen (je
Werner
boote, das Abſchneiden jeder Communication und endlich das Ausgehen des Proviantes hatten ihre Wirkung gethan.
Als die Flaggen an den Toppen erſchienen, fühlte ich mich weſentlich erleichtert, daß alles ſo glatt abzugehen ſchien, aber immer noch blieben bedeutende Schwierigkeiten zu beſeitigen, da es ſich jetzt um die wirkliche Beſitznahme und um die Aus- ſchiffung der Mannſchaften handelte. Die Commandanten der beiden Priſen wurden an Bord des „Friedrich Karl“ beordert und erhielten die bezüglichen Befehle über den am zweckmäßig- ſten erſcheinenden Modus der Uebergabe. Zuerſt ſollte die „Almanſa“ evacuirt werden. Fünfzig deutſche und ebenſo viel engliſche Matroſen und Soldaten, unter Führung von je einem Officier, wurden beſtimmt, das Schiff zu beſetzen. Die ge- ſammte Mannſchaft ſollte vor Ankunft unſeres Detachements vorn auf dem Oberdeck ohne Waffen mit ihren Privatſachen und fertig zur Ausſchiffung angetreten ſein. Der Commandant wurde angewieſen, mit den Schlüſſeln zur Pulverkammer in der Hand, am Fallreep den commandirenden deutſchen reſp. eng- liſchen Officier zu empfangen, ihm die Schlüſſel zu übergeben, den Weg zu den Pulver- reſp. Bombenkammern zu zeigen und nachzuweiſen, daß alles in Ordnung ſei. Währenddem ſollten unſere Leute ſich mit ſcharfgeladenem Gewehr auf dem Hinter- deck aufſtellen und ſtarke Patrouillen die unteren Räume dahin abſuchen, daß ſich Niemand mehr von der Beſatzung dort auf- halte, da ſich Verzeichniſſe der Mannſchaft nicht an Bord be- fanden. Ebenſo ſollte von unſerem Maſchinenperſonal unter- ſucht werden, ob nicht irgendwo ein Ventil geöffnet ſei, um das Schiff voll Waſſer zu laſſen.
In dieſer Weiſe ging denn auch die Uebergabe ohne weitere Störung vor ſich. Unmittelbar nach der Beſitznahme wurden zwanzig Boote längſeit geſchickt, um die Mannſchaften aufzunehmen. Danach formirten die Boote zwei Reihen (je
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0420"n="408"/><fwplace="top"type="header">Werner</fw><lb/>
boote, das Abſchneiden jeder Communication und endlich das<lb/>
Ausgehen des Proviantes hatten ihre Wirkung gethan.</p><lb/><p>Als die Flaggen an den Toppen erſchienen, fühlte ich mich<lb/>
weſentlich erleichtert, daß alles ſo glatt abzugehen ſchien, aber<lb/>
immer noch blieben bedeutende Schwierigkeiten zu beſeitigen,<lb/>
da es ſich jetzt um die wirkliche Beſitznahme und um die Aus-<lb/>ſchiffung der Mannſchaften handelte. Die Commandanten der<lb/>
beiden Priſen wurden an Bord des „Friedrich Karl“ beordert<lb/>
und erhielten die bezüglichen Befehle über den am zweckmäßig-<lb/>ſten erſcheinenden Modus der Uebergabe. Zuerſt ſollte die<lb/>„Almanſa“ evacuirt werden. Fünfzig deutſche und ebenſo viel<lb/>
engliſche Matroſen und Soldaten, unter Führung von je einem<lb/>
Officier, wurden beſtimmt, das Schiff zu beſetzen. Die ge-<lb/>ſammte Mannſchaft ſollte vor Ankunft unſeres Detachements<lb/>
vorn auf dem Oberdeck ohne Waffen mit ihren Privatſachen<lb/>
und fertig zur Ausſchiffung angetreten ſein. Der Commandant<lb/>
wurde angewieſen, mit den Schlüſſeln zur Pulverkammer in der<lb/>
Hand, am Fallreep den commandirenden deutſchen reſp. eng-<lb/>
liſchen Officier zu empfangen, ihm die Schlüſſel zu übergeben,<lb/>
den Weg zu den Pulver- reſp. Bombenkammern zu zeigen und<lb/>
nachzuweiſen, daß alles in Ordnung ſei. Währenddem ſollten<lb/>
unſere Leute ſich mit ſcharfgeladenem Gewehr auf dem Hinter-<lb/>
deck aufſtellen und ſtarke Patrouillen die unteren Räume dahin<lb/>
abſuchen, daß ſich Niemand mehr von der Beſatzung dort auf-<lb/>
halte, da ſich Verzeichniſſe der Mannſchaft nicht an Bord be-<lb/>
fanden. Ebenſo ſollte von unſerem Maſchinenperſonal unter-<lb/>ſucht werden, ob nicht irgendwo ein Ventil geöffnet ſei, um das<lb/>
Schiff voll Waſſer zu laſſen.</p><lb/><p>In dieſer Weiſe ging denn auch die Uebergabe ohne<lb/>
weitere Störung vor ſich. Unmittelbar nach der Beſitznahme<lb/>
wurden zwanzig Boote längſeit geſchickt, um die Mannſchaften<lb/>
aufzunehmen. Danach formirten die Boote zwei Reihen (je<lb/></p></div></body></text></TEI>
[408/0420]
Werner
boote, das Abſchneiden jeder Communication und endlich das
Ausgehen des Proviantes hatten ihre Wirkung gethan.
Als die Flaggen an den Toppen erſchienen, fühlte ich mich
weſentlich erleichtert, daß alles ſo glatt abzugehen ſchien, aber
immer noch blieben bedeutende Schwierigkeiten zu beſeitigen,
da es ſich jetzt um die wirkliche Beſitznahme und um die Aus-
ſchiffung der Mannſchaften handelte. Die Commandanten der
beiden Priſen wurden an Bord des „Friedrich Karl“ beordert
und erhielten die bezüglichen Befehle über den am zweckmäßig-
ſten erſcheinenden Modus der Uebergabe. Zuerſt ſollte die
„Almanſa“ evacuirt werden. Fünfzig deutſche und ebenſo viel
engliſche Matroſen und Soldaten, unter Führung von je einem
Officier, wurden beſtimmt, das Schiff zu beſetzen. Die ge-
ſammte Mannſchaft ſollte vor Ankunft unſeres Detachements
vorn auf dem Oberdeck ohne Waffen mit ihren Privatſachen
und fertig zur Ausſchiffung angetreten ſein. Der Commandant
wurde angewieſen, mit den Schlüſſeln zur Pulverkammer in der
Hand, am Fallreep den commandirenden deutſchen reſp. eng-
liſchen Officier zu empfangen, ihm die Schlüſſel zu übergeben,
den Weg zu den Pulver- reſp. Bombenkammern zu zeigen und
nachzuweiſen, daß alles in Ordnung ſei. Währenddem ſollten
unſere Leute ſich mit ſcharfgeladenem Gewehr auf dem Hinter-
deck aufſtellen und ſtarke Patrouillen die unteren Räume dahin
abſuchen, daß ſich Niemand mehr von der Beſatzung dort auf-
halte, da ſich Verzeichniſſe der Mannſchaft nicht an Bord be-
fanden. Ebenſo ſollte von unſerem Maſchinenperſonal unter-
ſucht werden, ob nicht irgendwo ein Ventil geöffnet ſei, um das
Schiff voll Waſſer zu laſſen.
In dieſer Weiſe ging denn auch die Uebergabe ohne
weitere Störung vor ſich. Unmittelbar nach der Beſitznahme
wurden zwanzig Boote längſeit geſchickt, um die Mannſchaften
aufzunehmen. Danach formirten die Boote zwei Reihen (je
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/420>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.