Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Nach Westindien und dem Mittelmeer einen Werth von mehreren Hundert Thalern, für welche nachfiscalischen Grundsätzen kein Ersatz geleistet wurde. Angesichts des anderweitigen Schadens, der hätte entstehen können, fiel dies jedoch nicht in's Gewicht, und wir verschmerzten es leicht in dem Gedanken, wie gnädig die Vorsehung ein furchtbares Un- glück von uns abgewendet hatte. Es war dies einmal wieder ein sprechendes Beispiel der 24*
Nach Weſtindien und dem Mittelmeer einen Werth von mehreren Hundert Thalern, für welche nachfiscaliſchen Grundſätzen kein Erſatz geleiſtet wurde. Angeſichts des anderweitigen Schadens, der hätte entſtehen können, fiel dies jedoch nicht in’s Gewicht, und wir verſchmerzten es leicht in dem Gedanken, wie gnädig die Vorſehung ein furchtbares Un- glück von uns abgewendet hatte. Es war dies einmal wieder ein ſprechendes Beiſpiel der 24*
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Nach Weſtindien und dem Mittelmeer
einen Werth von mehreren Hundert Thalern, für welche nach
fiscaliſchen Grundſätzen kein Erſatz geleiſtet wurde. Angeſichts
des anderweitigen Schadens, der hätte entſtehen können, fiel dies
jedoch nicht in’s Gewicht, und wir verſchmerzten es leicht in
dem Gedanken, wie gnädig die Vorſehung ein furchtbares Un-
glück von uns abgewendet hatte.
Es war dies einmal wieder ein ſprechendes Beiſpiel der
großen Gefahren, die das Leben des Seemannes ſo unerwartet
und mitten in friedlicher Ruhe bedrohen und ihm mit ſchreck-
licher Deutlichkeit das ſtets neben ihm gähnende Grab zeigen.
Auf der andern Seite gab es aber auch einen erfreulichen Be-
weis für die Vortrefflichkeit unſerer Kriegsſchiffsbeſatzungen, die
ſich gerade in kritiſchen Momenten ſo glänzend bewährt und
von jeher ihren Führern Vertrauen eingeflößt hat. Angeſichts
der ſo plötzlich hereingebrochenen und grauſen Gefahr zeigte ſich
nirgends Unruhe, Zögern oder Verwirrung; kaltblütig, umſichtig
und geräuſchlos eilte Jedermann auf den ihm nach der Feuer-
rolle angewieſenen Poſten und harrte der Befehle der Vorge-
ſetzten, um ſie ſofort zur Ausführung zu bringen. So war es
möglich, alle Befürchtungen ſo bald zu beſeitigen und ſchon
nach fünfzehn Minuten konnten die Leute ſich hinunter be-
geben, um ihre unterbrochene Mahlzeit zu beenden. Die
Maſchinen ſetzten ſich wieder in Gang, und eine halbe Stunde
ſpäter liefen wir in den Hafen von Havannah ein, der einer
der ſchönſten und geräumigſten von ganz Weſtindien iſt. Ein
Maſtenwald von Hunderten von Handelsſchiffen kündet ſeine
große commercielle Wichtigkeit, und die ſich im Halbkreiſe an
einem ſanft anſteigenden Hügel erhebende Hauptſtadt, mit ihren
ſchönen monumentalen Gebäuden, ihren vielen öffentlichen von
Gartenanlagen, Springbrunnen und Palmengruppen geſchmückten
Plätzen und breiten geraden Straßen, macht ſchon von außen
den Eindruck der Großſtadt und verräth die Bedeutung der
„Perle“ der Antillen.
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