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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Die Schiffe hatten eine neue Art Nachtsignale, die Coston-
lichte, eine amerikanische Erfindung, an Bord, welche wie ähn-
liche Feuerwerkskörper, Racketen u. s. w., im Vorraum zur
Bombenkammer untergebracht waren. Diese Lichte sind Cylinder
von zwei bis drei Centimeter Durchmesser und doppelter Höhe.
Ihr Satz besteht aus Chemikalien und zum großen Theile aus
Phosphor. Je nach ihrer Mischung brennen sie in weißem,
grünem oder rothem Lichte mit sehr intensiver und weder durch
Wind noch Regen löschbarer Flamme mehrere Minuten lang.
Combinationen der verschiedenen Farben geben dann sehr gute
und weit sichtbare Nachtsignale. Vor einiger Zeit war bemerkt
worden, daß der Phosphor in einer Anzahl der Lichter Feuchtig-
keit angezogen hatte. Sie wurden deshalb zum Trocknen auf
das Oberdeck gebracht und in einem Gefäße in die Barkasse ge-
setzt. Plötzlich entzündeten sie sich jedoch von selbst und
wurden brennend über Bord geworfen. Die große Feuergefähr-
lichkeit, welche sich bei dieser Gelegenheit zeigte, ward Veran-
lassung, den Rest der Lichte, etwa 1200, sofort aus dem Vor-
raume zur Bombenkammer zu entfernen und sie auf dem Ober-
deck in dem Commandothurm unterzubringen. Dieser Thurm,
für den Commandanten im Gefecht bestimmt, hat zehn Centi-
meter starke Eisenwände und ein eisernes Dach. Zwischen letzte-
rem und den Wänden befindet sich eine ebenfalls zehn Centi-
meter weite Spalte, durch welche der Commandant das Gefechts-
feld überblicken kann; innen ist der Thurm mit Planken von
Teakholz gefüttert. Ein solcher eiserner Behälter, der außerdem
unter steter Controle des wachehabenden Officiers stand, erschien
als der geeignetste Ort zur Aufbewahrung der Lichte, und sie
hatten auch schon mehrere Wochen friedlich darin geruht.

Der Hafen von Havannah war bereits in Sicht und wir
dampften mit dem Geschwader langsam darauf zu. Es herrschte
fast völlige Windstille und die Sonnensegel waren zum Schutze
gegen die Hitze überall ausgeholt. Innerhalb einer Stunde

Werner

Die Schiffe hatten eine neue Art Nachtſignale, die Coſton-
lichte, eine amerikaniſche Erfindung, an Bord, welche wie ähn-
liche Feuerwerkskörper, Racketen u. ſ. w., im Vorraum zur
Bombenkammer untergebracht waren. Dieſe Lichte ſind Cylinder
von zwei bis drei Centimeter Durchmeſſer und doppelter Höhe.
Ihr Satz beſteht aus Chemikalien und zum großen Theile aus
Phosphor. Je nach ihrer Miſchung brennen ſie in weißem,
grünem oder rothem Lichte mit ſehr intenſiver und weder durch
Wind noch Regen löſchbarer Flamme mehrere Minuten lang.
Combinationen der verſchiedenen Farben geben dann ſehr gute
und weit ſichtbare Nachtſignale. Vor einiger Zeit war bemerkt
worden, daß der Phosphor in einer Anzahl der Lichter Feuchtig-
keit angezogen hatte. Sie wurden deshalb zum Trocknen auf
das Oberdeck gebracht und in einem Gefäße in die Barkaſſe ge-
ſetzt. Plötzlich entzündeten ſie ſich jedoch von ſelbſt und
wurden brennend über Bord geworfen. Die große Feuergefähr-
lichkeit, welche ſich bei dieſer Gelegenheit zeigte, ward Veran-
laſſung, den Reſt der Lichte, etwa 1200, ſofort aus dem Vor-
raume zur Bombenkammer zu entfernen und ſie auf dem Ober-
deck in dem Commandothurm unterzubringen. Dieſer Thurm,
für den Commandanten im Gefecht beſtimmt, hat zehn Centi-
meter ſtarke Eiſenwände und ein eiſernes Dach. Zwiſchen letzte-
rem und den Wänden befindet ſich eine ebenfalls zehn Centi-
meter weite Spalte, durch welche der Commandant das Gefechts-
feld überblicken kann; innen iſt der Thurm mit Planken von
Teakholz gefüttert. Ein ſolcher eiſerner Behälter, der außerdem
unter ſteter Controle des wachehabenden Officiers ſtand, erſchien
als der geeignetſte Ort zur Aufbewahrung der Lichte, und ſie
hatten auch ſchon mehrere Wochen friedlich darin geruht.

Der Hafen von Havannah war bereits in Sicht und wir
dampften mit dem Geſchwader langſam darauf zu. Es herrſchte
faſt völlige Windſtille und die Sonnenſegel waren zum Schutze
gegen die Hitze überall ausgeholt. Innerhalb einer Stunde

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[368/0380] Werner Die Schiffe hatten eine neue Art Nachtſignale, die Coſton- lichte, eine amerikaniſche Erfindung, an Bord, welche wie ähn- liche Feuerwerkskörper, Racketen u. ſ. w., im Vorraum zur Bombenkammer untergebracht waren. Dieſe Lichte ſind Cylinder von zwei bis drei Centimeter Durchmeſſer und doppelter Höhe. Ihr Satz beſteht aus Chemikalien und zum großen Theile aus Phosphor. Je nach ihrer Miſchung brennen ſie in weißem, grünem oder rothem Lichte mit ſehr intenſiver und weder durch Wind noch Regen löſchbarer Flamme mehrere Minuten lang. Combinationen der verſchiedenen Farben geben dann ſehr gute und weit ſichtbare Nachtſignale. Vor einiger Zeit war bemerkt worden, daß der Phosphor in einer Anzahl der Lichter Feuchtig- keit angezogen hatte. Sie wurden deshalb zum Trocknen auf das Oberdeck gebracht und in einem Gefäße in die Barkaſſe ge- ſetzt. Plötzlich entzündeten ſie ſich jedoch von ſelbſt und wurden brennend über Bord geworfen. Die große Feuergefähr- lichkeit, welche ſich bei dieſer Gelegenheit zeigte, ward Veran- laſſung, den Reſt der Lichte, etwa 1200, ſofort aus dem Vor- raume zur Bombenkammer zu entfernen und ſie auf dem Ober- deck in dem Commandothurm unterzubringen. Dieſer Thurm, für den Commandanten im Gefecht beſtimmt, hat zehn Centi- meter ſtarke Eiſenwände und ein eiſernes Dach. Zwiſchen letzte- rem und den Wänden befindet ſich eine ebenfalls zehn Centi- meter weite Spalte, durch welche der Commandant das Gefechts- feld überblicken kann; innen iſt der Thurm mit Planken von Teakholz gefüttert. Ein ſolcher eiſerner Behälter, der außerdem unter ſteter Controle des wachehabenden Officiers ſtand, erſchien als der geeignetſte Ort zur Aufbewahrung der Lichte, und ſie hatten auch ſchon mehrere Wochen friedlich darin geruht. Der Hafen von Havannah war bereits in Sicht und wir dampften mit dem Geſchwader langſam darauf zu. Es herrſchte faſt völlige Windſtille und die Sonnenſegel waren zum Schutze gegen die Hitze überall ausgeholt. Innerhalb einer Stunde

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/380>, abgerufen am 28.11.2024.