Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Werner Eisenbahn dem Lande selbst Vortheile bringt, geht deutlich genugaus dem Umstande hervor, daß die Zolleinnahmen Barranquilla's sich nach zweijährigem Bestehen der Bahn verzwölffacht haben; man kann daraus abnehmen, welcher Steigerung der Handel mit Columbien fähig ist. Bis jetzt ist letzterer zum größten Theile in den Händen der Deutschen, die Engländer erklären offen, daß sie unbegreiflicher Weise in jenen Ländern nicht mit den Deutschen concurriren können -- sorgen wir dafür, daß wir auch in Zukunft die gewonnene Position halten, befestigen und erweitern. Wir blieben zehn Tage vor Sabanilla und benutzten die Mit unseren liebenswürdigen deutschen Gastfreunden Unser nächstes Ziel war Hayti. Im Jahre 1872 hatte Werner Eiſenbahn dem Lande ſelbſt Vortheile bringt, geht deutlich genugaus dem Umſtande hervor, daß die Zolleinnahmen Barranquilla’s ſich nach zweijährigem Beſtehen der Bahn verzwölffacht haben; man kann daraus abnehmen, welcher Steigerung der Handel mit Columbien fähig iſt. Bis jetzt iſt letzterer zum größten Theile in den Händen der Deutſchen, die Engländer erklären offen, daß ſie unbegreiflicher Weiſe in jenen Ländern nicht mit den Deutſchen concurriren können — ſorgen wir dafür, daß wir auch in Zukunft die gewonnene Poſition halten, befeſtigen und erweitern. Wir blieben zehn Tage vor Sabanilla und benutzten die Mit unſeren liebenswürdigen deutſchen Gaſtfreunden Unſer nächſtes Ziel war Hayti. Im Jahre 1872 hatte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0362" n="350"/><fw place="top" type="header">Werner</fw><lb/> Eiſenbahn dem Lande ſelbſt Vortheile bringt, geht deutlich genug<lb/> aus dem Umſtande hervor, daß die Zolleinnahmen Barranquilla’s<lb/> ſich nach zweijährigem Beſtehen der Bahn verz<hi rendition="#g">wölf</hi>facht haben;<lb/> man kann daraus abnehmen, welcher Steigerung der Handel mit<lb/> Columbien fähig iſt. Bis jetzt iſt letzterer zum größten Theile<lb/> in den Händen der Deutſchen, die Engländer erklären offen,<lb/> daß ſie unbegreiflicher Weiſe in jenen Ländern nicht mit den<lb/> Deutſchen concurriren können — ſorgen wir dafür, daß wir<lb/> auch in Zukunft die gewonnene Poſition halten, befeſtigen und<lb/> erweitern.</p><lb/> <p>Wir blieben zehn Tage vor Sabanilla und benutzten die<lb/> Zeit, um durch Vermeſſungen die ziemlich falſchen Karten richtig<lb/> zu ſtellen, ſowie Land und Leute ſo viel wie möglich kennen zu<lb/> lernen. Durch Austauſch von Beſuchen und durch geſellige Zu-<lb/> ſammenkünfte an Land und an Bord kamen wir auch mit den<lb/> höheren Claſſen in Berührung. Sie waren ſehr freundlich und<lb/> zuvorkommend gegen uns, aber mein allgemeines Urtheil über<lb/> die Bevölkerung fand ich auch hier beſtätigt; Bildung und<lb/> Intelligenz waren mit ſehr wenigen Ausnahmen ungewöhnlich<lb/> karg bemeſſen. Jedenfalls wird es trotz der Anſtrengungen der<lb/> Regierung eine unabſehbare Zeit dauern, ehe das Land von<lb/> ſeinen Bewohnern aus einen Aufſchwung erwarten darf und der<lb/> Impuls dazu muß wol überhaupt von außen kommen.</p><lb/> <p>Mit unſeren liebenswürdigen deutſchen Gaſtfreunden<lb/> machten wir zu Pferde mancherlei Touren in die Umgegend,<lb/> doch bietet dieſelbe dem Auge nicht viel Reiz oder Ab-<lb/> wechſelung, beſonders wenn man aus dem ſchönen Puerto Ca-<lb/> bello kommt. Mit Ausnahme der in weiter Entfernung auf-<lb/> ſteigenden Sierra Nevada hat man nur eine endloſe leicht<lb/> gewellte, wenig cultivirte Alluvialebene vor ſich, die hier und<lb/> dort mit Mimoſen und niedrigem Laubholz beſtanden iſt, aber<lb/> größerer Waldſtrecken entbehrt.</p><lb/> <p>Unſer nächſtes Ziel war Hayti. Im Jahre 1872 hatte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [350/0362]
Werner
Eiſenbahn dem Lande ſelbſt Vortheile bringt, geht deutlich genug
aus dem Umſtande hervor, daß die Zolleinnahmen Barranquilla’s
ſich nach zweijährigem Beſtehen der Bahn verzwölffacht haben;
man kann daraus abnehmen, welcher Steigerung der Handel mit
Columbien fähig iſt. Bis jetzt iſt letzterer zum größten Theile
in den Händen der Deutſchen, die Engländer erklären offen,
daß ſie unbegreiflicher Weiſe in jenen Ländern nicht mit den
Deutſchen concurriren können — ſorgen wir dafür, daß wir
auch in Zukunft die gewonnene Poſition halten, befeſtigen und
erweitern.
Wir blieben zehn Tage vor Sabanilla und benutzten die
Zeit, um durch Vermeſſungen die ziemlich falſchen Karten richtig
zu ſtellen, ſowie Land und Leute ſo viel wie möglich kennen zu
lernen. Durch Austauſch von Beſuchen und durch geſellige Zu-
ſammenkünfte an Land und an Bord kamen wir auch mit den
höheren Claſſen in Berührung. Sie waren ſehr freundlich und
zuvorkommend gegen uns, aber mein allgemeines Urtheil über
die Bevölkerung fand ich auch hier beſtätigt; Bildung und
Intelligenz waren mit ſehr wenigen Ausnahmen ungewöhnlich
karg bemeſſen. Jedenfalls wird es trotz der Anſtrengungen der
Regierung eine unabſehbare Zeit dauern, ehe das Land von
ſeinen Bewohnern aus einen Aufſchwung erwarten darf und der
Impuls dazu muß wol überhaupt von außen kommen.
Mit unſeren liebenswürdigen deutſchen Gaſtfreunden
machten wir zu Pferde mancherlei Touren in die Umgegend,
doch bietet dieſelbe dem Auge nicht viel Reiz oder Ab-
wechſelung, beſonders wenn man aus dem ſchönen Puerto Ca-
bello kommt. Mit Ausnahme der in weiter Entfernung auf-
ſteigenden Sierra Nevada hat man nur eine endloſe leicht
gewellte, wenig cultivirte Alluvialebene vor ſich, die hier und
dort mit Mimoſen und niedrigem Laubholz beſtanden iſt, aber
größerer Waldſtrecken entbehrt.
Unſer nächſtes Ziel war Hayti. Im Jahre 1872 hatte
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