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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Mühe machen, so haben die Fremden und namentlich die Deut-
schen solche auch in der Umgegend von Barranquilla angelegt. Nach
der Ernte schneidet man die Stauden ab; die neu aufsprießen-
den sind im nächsten Jahre ertragsfähig -- das kostet nicht
viel Arbeit und ist außerdem sehr einträglich, wenn das Unglück
es nicht gerade will, daß es in die Blüthen regnet.

Das Klima des Landes ist gesund, namentlich auf den
Hochebenen im Innern. Auch diese würden einen ungemein
günstigen Punkt für deutsche Einwanderung bieten, sobald die
schon lange projectirte Eisenbahn zwischen der Hauptstadt Bogota
und Honda erbaut sein wird, deren Herstellung bis jetzt noch
immer an Geldmangel scheitert. Die Bahn Sabanilla-Barran-
quilla erforderte nicht so viel Capital; sie ist nur vier Meilen
lang, führt durch ziemlich ebenes Land, die Baukosten haben
nicht mehr als 375,000 Mark pro Meile betragen und die
Aufbringung der ganzen Bausumme war deshalb nicht so schwierig.
Die Strecke Bogota-Honda hat jedoch die dreifache Länge, die
Terrainschwierigkeiten sind bedeutend größer, man wird die Meile
nicht unter einer halben Million Mark herstellen können und
die Beschaffung des Capitals ist deshalb nicht so leicht. Im
Lande selbst ist kein Gedanke daran, dazu ist es zu arm und
man erwartet den Bau mit deutschem Gelde ausgeführt zu
sehen, während die Regierung wie bei der andern Bahn eine
Zinsgarantie zusichert. Jedenfalls wäre es das Natürlichste, da
Deutschland am meisten dabei interessirt ist und es den bei
weitem größten Antheil am Handel hat.

Nach Herstellung der Bahn würde dann auch die Zeit ge-
kommen sein für deutsche Ansiedlung auf den Hochebenen --
denn nur dort eignet sich das Klima dazu. Ohne Bahn sind
die gewonnenen Producte nicht zu verwerthen, da die Spesen
des Landtransportes bis zum Verschiffungsorte Honda die
Waare zu sehr vertheuern und jede Maulthierladung (250 Pfd.)
mit zehn bis zwölf Thalern belasten. Vorläufig ist deshalb

Werner
Mühe machen, ſo haben die Fremden und namentlich die Deut-
ſchen ſolche auch in der Umgegend von Barranquilla angelegt. Nach
der Ernte ſchneidet man die Stauden ab; die neu aufſprießen-
den ſind im nächſten Jahre ertragsfähig — das koſtet nicht
viel Arbeit und iſt außerdem ſehr einträglich, wenn das Unglück
es nicht gerade will, daß es in die Blüthen regnet.

Das Klima des Landes iſt geſund, namentlich auf den
Hochebenen im Innern. Auch dieſe würden einen ungemein
günſtigen Punkt für deutſche Einwanderung bieten, ſobald die
ſchon lange projectirte Eiſenbahn zwiſchen der Hauptſtadt Bogota
und Honda erbaut ſein wird, deren Herſtellung bis jetzt noch
immer an Geldmangel ſcheitert. Die Bahn Sabanilla-Barran-
quilla erforderte nicht ſo viel Capital; ſie iſt nur vier Meilen
lang, führt durch ziemlich ebenes Land, die Baukoſten haben
nicht mehr als 375,000 Mark pro Meile betragen und die
Aufbringung der ganzen Bauſumme war deshalb nicht ſo ſchwierig.
Die Strecke Bogota-Honda hat jedoch die dreifache Länge, die
Terrainſchwierigkeiten ſind bedeutend größer, man wird die Meile
nicht unter einer halben Million Mark herſtellen können und
die Beſchaffung des Capitals iſt deshalb nicht ſo leicht. Im
Lande ſelbſt iſt kein Gedanke daran, dazu iſt es zu arm und
man erwartet den Bau mit deutſchem Gelde ausgeführt zu
ſehen, während die Regierung wie bei der andern Bahn eine
Zinsgarantie zuſichert. Jedenfalls wäre es das Natürlichſte, da
Deutſchland am meiſten dabei intereſſirt iſt und es den bei
weitem größten Antheil am Handel hat.

Nach Herſtellung der Bahn würde dann auch die Zeit ge-
kommen ſein für deutſche Anſiedlung auf den Hochebenen —
denn nur dort eignet ſich das Klima dazu. Ohne Bahn ſind
die gewonnenen Producte nicht zu verwerthen, da die Speſen
des Landtransportes bis zum Verſchiffungsorte Honda die
Waare zu ſehr vertheuern und jede Maulthierladung (250 Pfd.)
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[348/0360] Werner Mühe machen, ſo haben die Fremden und namentlich die Deut- ſchen ſolche auch in der Umgegend von Barranquilla angelegt. Nach der Ernte ſchneidet man die Stauden ab; die neu aufſprießen- den ſind im nächſten Jahre ertragsfähig — das koſtet nicht viel Arbeit und iſt außerdem ſehr einträglich, wenn das Unglück es nicht gerade will, daß es in die Blüthen regnet. Das Klima des Landes iſt geſund, namentlich auf den Hochebenen im Innern. Auch dieſe würden einen ungemein günſtigen Punkt für deutſche Einwanderung bieten, ſobald die ſchon lange projectirte Eiſenbahn zwiſchen der Hauptſtadt Bogota und Honda erbaut ſein wird, deren Herſtellung bis jetzt noch immer an Geldmangel ſcheitert. Die Bahn Sabanilla-Barran- quilla erforderte nicht ſo viel Capital; ſie iſt nur vier Meilen lang, führt durch ziemlich ebenes Land, die Baukoſten haben nicht mehr als 375,000 Mark pro Meile betragen und die Aufbringung der ganzen Bauſumme war deshalb nicht ſo ſchwierig. Die Strecke Bogota-Honda hat jedoch die dreifache Länge, die Terrainſchwierigkeiten ſind bedeutend größer, man wird die Meile nicht unter einer halben Million Mark herſtellen können und die Beſchaffung des Capitals iſt deshalb nicht ſo leicht. Im Lande ſelbſt iſt kein Gedanke daran, dazu iſt es zu arm und man erwartet den Bau mit deutſchem Gelde ausgeführt zu ſehen, während die Regierung wie bei der andern Bahn eine Zinsgarantie zuſichert. Jedenfalls wäre es das Natürlichſte, da Deutſchland am meiſten dabei intereſſirt iſt und es den bei weitem größten Antheil am Handel hat. Nach Herſtellung der Bahn würde dann auch die Zeit ge- kommen ſein für deutſche Anſiedlung auf den Hochebenen — denn nur dort eignet ſich das Klima dazu. Ohne Bahn ſind die gewonnenen Producte nicht zu verwerthen, da die Speſen des Landtransportes bis zum Verſchiffungsorte Honda die Waare zu ſehr vertheuern und jede Maulthierladung (250 Pfd.) mit zehn bis zwölf Thalern belaſten. Vorläufig iſt deshalb

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/360>, abgerufen am 26.11.2024.