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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Nach Westindien und dem Mittelmeer
falt gehegt und gepflegt. Eine dichte Hecke von Schlingpflanzen
hält den Wind ab, die Kronen mächtiger Palmen wölben ein
Dach, das den Sonnenstrahlen den Eingang wehrt, und eine
Fontaine sprüht feinen Staubregen, um den Gewächsen die-
jenigen Lebensbedingungen zu gewähren, unter denen sie in der
schattigen Stille ihrer heimathlichen Wälder gedeihen. In
welcher Weise Herrn Rawson dies gelungen, davon giebt die
üppige Entwickelung der Pflanzen und Blumen Zeugniß, und
dem Besucher wird es schwer, sich wieder von diesem kleinen
Paradiese zu trennen, indem man ebenso die Schönheit und
Mannichfaltigkeit der Formen bewundert, als mit Behagen den
kostbaren Duft einathmet, den die in allen Farben leuchtenden
Orchideen ausströmen. Ein süßer Friede ruht über diesem
Pflanzeneden, das in solcher Lieblichkeit wol nicht zum zweiten
Male existirt.

Noch eine andere ähnliche Sehenswürdigkeit birgt das
Gouvernementsgebäude in einer seiner großen Räumlichkeiten:
eine so schöne und reiche Sammlung von Korallen und Muscheln,
wie sie ebenfalls dem Beschauer nicht oft geboten wird. Die
schöpferische Kraft der Natur zeigt sich hier womöglich in
noch staunenswertherer Weise als bei den Farren und Orchi-
deen und man steht still bewundernd vor diesem Reichthum
der wechselndsten Formen, von dem man bisher keine Vor-
stellung gehabt.

Die Heimath dieser wol einzig in ihrer Art dastehenden
Sammlung ist die nächste Umgebung von Barbados selbst und zwar
vornehmlich die dem herrschenden Passatwinde abgewandte Süd-
westseite der Insel. Hier finden die Korallen die für ihre Ent-
wickelung günstigsten Verhältnisse, Ruhe und Wärme. Zwar
braust bisweilen ein Orkan über sie dahin und wühlt das Meer
auf, doch tritt dieser Fall immerhin nur selten ein. Für ge-
wöhnlich werden sie nicht gestört, keine Brandung hemmt ihr
Wachsthum und zerbricht ihr sprödes Geäst und tiefe Ruhe

Nach Weſtindien und dem Mittelmeer
falt gehegt und gepflegt. Eine dichte Hecke von Schlingpflanzen
hält den Wind ab, die Kronen mächtiger Palmen wölben ein
Dach, das den Sonnenſtrahlen den Eingang wehrt, und eine
Fontaine ſprüht feinen Staubregen, um den Gewächſen die-
jenigen Lebensbedingungen zu gewähren, unter denen ſie in der
ſchattigen Stille ihrer heimathlichen Wälder gedeihen. In
welcher Weiſe Herrn Rawſon dies gelungen, davon giebt die
üppige Entwickelung der Pflanzen und Blumen Zeugniß, und
dem Beſucher wird es ſchwer, ſich wieder von dieſem kleinen
Paradieſe zu trennen, indem man ebenſo die Schönheit und
Mannichfaltigkeit der Formen bewundert, als mit Behagen den
koſtbaren Duft einathmet, den die in allen Farben leuchtenden
Orchideen ausſtrömen. Ein ſüßer Friede ruht über dieſem
Pflanzeneden, das in ſolcher Lieblichkeit wol nicht zum zweiten
Male exiſtirt.

Noch eine andere ähnliche Sehenswürdigkeit birgt das
Gouvernementsgebäude in einer ſeiner großen Räumlichkeiten:
eine ſo ſchöne und reiche Sammlung von Korallen und Muſcheln,
wie ſie ebenfalls dem Beſchauer nicht oft geboten wird. Die
ſchöpferiſche Kraft der Natur zeigt ſich hier womöglich in
noch ſtaunenswertherer Weiſe als bei den Farren und Orchi-
deen und man ſteht ſtill bewundernd vor dieſem Reichthum
der wechſelndſten Formen, von dem man bisher keine Vor-
ſtellung gehabt.

Die Heimath dieſer wol einzig in ihrer Art daſtehenden
Sammlung iſt die nächſte Umgebung von Barbados ſelbſt und zwar
vornehmlich die dem herrſchenden Paſſatwinde abgewandte Süd-
weſtſeite der Inſel. Hier finden die Korallen die für ihre Ent-
wickelung günſtigſten Verhältniſſe, Ruhe und Wärme. Zwar
brauſt bisweilen ein Orkan über ſie dahin und wühlt das Meer
auf, doch tritt dieſer Fall immerhin nur ſelten ein. Für ge-
wöhnlich werden ſie nicht geſtört, keine Brandung hemmt ihr
Wachsthum und zerbricht ihr ſprödes Geäſt und tiefe Ruhe

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[325/0337] Nach Weſtindien und dem Mittelmeer falt gehegt und gepflegt. Eine dichte Hecke von Schlingpflanzen hält den Wind ab, die Kronen mächtiger Palmen wölben ein Dach, das den Sonnenſtrahlen den Eingang wehrt, und eine Fontaine ſprüht feinen Staubregen, um den Gewächſen die- jenigen Lebensbedingungen zu gewähren, unter denen ſie in der ſchattigen Stille ihrer heimathlichen Wälder gedeihen. In welcher Weiſe Herrn Rawſon dies gelungen, davon giebt die üppige Entwickelung der Pflanzen und Blumen Zeugniß, und dem Beſucher wird es ſchwer, ſich wieder von dieſem kleinen Paradieſe zu trennen, indem man ebenſo die Schönheit und Mannichfaltigkeit der Formen bewundert, als mit Behagen den koſtbaren Duft einathmet, den die in allen Farben leuchtenden Orchideen ausſtrömen. Ein ſüßer Friede ruht über dieſem Pflanzeneden, das in ſolcher Lieblichkeit wol nicht zum zweiten Male exiſtirt. Noch eine andere ähnliche Sehenswürdigkeit birgt das Gouvernementsgebäude in einer ſeiner großen Räumlichkeiten: eine ſo ſchöne und reiche Sammlung von Korallen und Muſcheln, wie ſie ebenfalls dem Beſchauer nicht oft geboten wird. Die ſchöpferiſche Kraft der Natur zeigt ſich hier womöglich in noch ſtaunenswertherer Weiſe als bei den Farren und Orchi- deen und man ſteht ſtill bewundernd vor dieſem Reichthum der wechſelndſten Formen, von dem man bisher keine Vor- ſtellung gehabt. Die Heimath dieſer wol einzig in ihrer Art daſtehenden Sammlung iſt die nächſte Umgebung von Barbados ſelbſt und zwar vornehmlich die dem herrſchenden Paſſatwinde abgewandte Süd- weſtſeite der Inſel. Hier finden die Korallen die für ihre Ent- wickelung günſtigſten Verhältniſſe, Ruhe und Wärme. Zwar brauſt bisweilen ein Orkan über ſie dahin und wühlt das Meer auf, doch tritt dieſer Fall immerhin nur ſelten ein. Für ge- wöhnlich werden ſie nicht geſtört, keine Brandung hemmt ihr Wachsthum und zerbricht ihr ſprödes Geäſt und tiefe Ruhe

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/337>, abgerufen am 22.11.2024.