niß des vielseitigen Materials gemacht und belehrte in der ihm eigenen humoristischen und gemüthlichen Weise seinen Assistenten über dasselbe.
"Für was würden Sie wol diese Dinger halten, verehr- ter Herr Kamerad," fragte er den eifrig lauschenden Albert, in- dem er auf einige Tausend in einander gepackter Näpfe von verschiedener Größe wies, die in einer Ecke aufgestapelt waren.
"Für Spucknäpfe," lautete nach einigem Besinnen die Antwort.
"Ganz richtig, Herr Kamerad; ich bewundere Ihren Scharf- sinn. Es könnten Spucknäpfe sein, die größeren für die Ma- trosen, die kleineren für die Schiffsjungen. Im Vertrauen gesagt," flüsterte er geheimnißvoll, "sind sie jedoch im Haupt- buche unter einem andern Namen verzeichnet. Dort heißen sie Granatspiegel, und wie mir der Feuerwerker Bassermann unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitgetheilt, sollen sie nur ge- legentlich als Spucknäpfe Verwendung finden. Ihre Hauptbe- stimmung ist jedoch, als Untersatz für die Granaten zu dienen, damit diese nicht umfallen."
Albert verbeugte sich verständnißvoll vor seinem Vorge- setzten.
"Apropos," fuhr dieser fort, "Sie schreiben gewiß eine deutlichere Handschrift als ich, Herr Kamerad. Haben Sie doch die Güte, ein Placat anzufertigen, welches das Rauchen im Arsenale verbietet. Wir werden es dann an die Thüre nageln und sobald es fertig ist, auch unsere Cigarren fortlegen, um mit gutem Beispiele voranzugehen, denn dort in jenen Metall- kisten befinden sich sehr feuergefährliche Dinger. Sehen Sie hier, für was würden Sie diese Röhrchen wohl halten?"
Albert hatte keine Ahnung von dem Zwecke der ihm völlig fremden Gegenstände, die das Aussehen von Pfeifenräumern hatten und insofern eine Ergänzung der Spucknäpfe sein konnten.
"Das sind königlich hannoversche gefüllte kupferne Fric-
Ernſtes und Heiteres
niß des vielſeitigen Materials gemacht und belehrte in der ihm eigenen humoriſtiſchen und gemüthlichen Weiſe ſeinen Aſſiſtenten über daſſelbe.
„Für was würden Sie wol dieſe Dinger halten, verehr- ter Herr Kamerad,“ fragte er den eifrig lauſchenden Albert, in- dem er auf einige Tauſend in einander gepackter Näpfe von verſchiedener Größe wies, die in einer Ecke aufgeſtapelt waren.
„Für Spucknäpfe,“ lautete nach einigem Beſinnen die Antwort.
„Ganz richtig, Herr Kamerad; ich bewundere Ihren Scharf- ſinn. Es könnten Spucknäpfe ſein, die größeren für die Ma- troſen, die kleineren für die Schiffsjungen. Im Vertrauen geſagt,“ flüſterte er geheimnißvoll, „ſind ſie jedoch im Haupt- buche unter einem andern Namen verzeichnet. Dort heißen ſie Granatſpiegel, und wie mir der Feuerwerker Baſſermann unter dem Siegel der Verſchwiegenheit mitgetheilt, ſollen ſie nur ge- legentlich als Spucknäpfe Verwendung finden. Ihre Hauptbe- ſtimmung iſt jedoch, als Unterſatz für die Granaten zu dienen, damit dieſe nicht umfallen.“
Albert verbeugte ſich verſtändnißvoll vor ſeinem Vorge- ſetzten.
„Apropos,“ fuhr dieſer fort, „Sie ſchreiben gewiß eine deutlichere Handſchrift als ich, Herr Kamerad. Haben Sie doch die Güte, ein Placat anzufertigen, welches das Rauchen im Arſenale verbietet. Wir werden es dann an die Thüre nageln und ſobald es fertig iſt, auch unſere Cigarren fortlegen, um mit gutem Beiſpiele voranzugehen, denn dort in jenen Metall- kiſten befinden ſich ſehr feuergefährliche Dinger. Sehen Sie hier, für was würden Sie dieſe Röhrchen wohl halten?“
Albert hatte keine Ahnung von dem Zwecke der ihm völlig fremden Gegenſtände, die das Ausſehen von Pfeifenräumern hatten und inſofern eine Ergänzung der Spucknäpfe ſein konnten.
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Ernſtes und Heiteres
niß des vielſeitigen Materials gemacht und belehrte in der ihm
eigenen humoriſtiſchen und gemüthlichen Weiſe ſeinen Aſſiſtenten
über daſſelbe.
„Für was würden Sie wol dieſe Dinger halten, verehr-
ter Herr Kamerad,“ fragte er den eifrig lauſchenden Albert, in-
dem er auf einige Tauſend in einander gepackter Näpfe von
verſchiedener Größe wies, die in einer Ecke aufgeſtapelt waren.
„Für Spucknäpfe,“ lautete nach einigem Beſinnen die
Antwort.
„Ganz richtig, Herr Kamerad; ich bewundere Ihren Scharf-
ſinn. Es könnten Spucknäpfe ſein, die größeren für die Ma-
troſen, die kleineren für die Schiffsjungen. Im Vertrauen
geſagt,“ flüſterte er geheimnißvoll, „ſind ſie jedoch im Haupt-
buche unter einem andern Namen verzeichnet. Dort heißen ſie
Granatſpiegel, und wie mir der Feuerwerker Baſſermann unter
dem Siegel der Verſchwiegenheit mitgetheilt, ſollen ſie nur ge-
legentlich als Spucknäpfe Verwendung finden. Ihre Hauptbe-
ſtimmung iſt jedoch, als Unterſatz für die Granaten zu dienen,
damit dieſe nicht umfallen.“
Albert verbeugte ſich verſtändnißvoll vor ſeinem Vorge-
ſetzten.
„Apropos,“ fuhr dieſer fort, „Sie ſchreiben gewiß eine
deutlichere Handſchrift als ich, Herr Kamerad. Haben Sie doch
die Güte, ein Placat anzufertigen, welches das Rauchen im
Arſenale verbietet. Wir werden es dann an die Thüre nageln
und ſobald es fertig iſt, auch unſere Cigarren fortlegen, um
mit gutem Beiſpiele voranzugehen, denn dort in jenen Metall-
kiſten befinden ſich ſehr feuergefährliche Dinger. Sehen Sie
hier, für was würden Sie dieſe Röhrchen wohl halten?“
Albert hatte keine Ahnung von dem Zwecke der ihm völlig
fremden Gegenſtände, die das Ausſehen von Pfeifenräumern
hatten und inſofern eine Ergänzung der Spucknäpfe ſein konnten.
„Das ſind königlich hannoverſche gefüllte kupferne Fric-
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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/257>, abgerufen am 16.02.2025.
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